von Benjamin Franz-
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Bildschöne Ambitionen

Regina Degenkolbe ist 23, groß ge- wachsen, schlank mit wohlproportio-nierten, feinen Gliedern. Sie hat wal- lendes, dunkles Haar, klassische Gesichtszüge, große braune Augen und ein gewinnendes Lächeln. Attri- bute, mit denen die Schönheit aus Schöntal auch auf so manchem Lauf- steg glänzen könnte. Auch als „Mu- se“ eines Egon Schiele wäre Sie denkbar, der mit seinen Bildnissen von nackten Frauen um die Jahrhun- dertwende für Furore sorgte. Und der längst verstorbene Wiener Expres- sionist, hat in der Tat einen gewissen Einfluss auf die junge Frau. „Die Kraft seiner Bilder, die Leichtigkeit seines Handstrichs“, schwärmt Regina „da- von lasse ich mich gerne inspirieren.“

 
 
Wie der Ausnahme-Maler strebt sie ein Leben mit der Kunst an. Jedoch nicht als posierende Muse, Regina will Kunst studieren. Ein Künstlerda- sein kann erfüllend und aufregend sein, oft bleibt es aber ein steiniger Weg . „Das ist doch brotlos!“ oder , „Studier´ lieber was g´scheits!“ , wer- den da viele mit den selben Ambiti- onen von besorgten Angehörigen zu hören bekommen. Regina, die Jüngs- te von vier Geschwistern und auf ein- em Bauernhof groß geworden, wird dagegen von der Familie sehr positiv bestärkt. Da zweifelt keiner am Erfolg ihres eingeschlagenen Weges. Unbe- sonnen ist Regina Degenkolbe auch nicht. Sie hat sich sehr wohl mit be- ruflichen Möglichkeiten und Risiken, die sie nach einem Kunststudium er-
 
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warten, beschäftigt. „Bücher illustrier- en oder in Werbeagenturen arbeiten, könnte ich mir sehr gut vorstellen“ , sagt sie. Noch ist ein Platz an der Akademie aber nicht sicher. Der Leis- tungskurs Kunst und das Abitur am Robert Schumann Gymnasium reich- en nicht. Wie alle anderen Aspiranten muss sich Regina mit einer Mappe bewerben.

„Die an der Hochschule eingereichten Arbeiten sollen den Geschmack der Professoren treffen und ein ausreich- endes Qualitätsniveau erfüllen. Das ist sicher die größte Hürde.“ , stellt Andi Dünne fest. Der Leiter des Cha- mer KUNSTbeTRIEBS bereitet seit Jahren angehende Künstler mit ein- em Mappenkurs auf diese „große Selektion“ und das anschließende Studium vor. Durch Kontakte zu den einstigen Mappenkursschülern, die es bereits schafften, ist er über die Vorlieben und Kriterien der bekanten Häuser informiert. In seinem inten- siven Zeichenkurs arbeiten die Teil- nehmer dann an den eigenen Fertig- keiten, lernen neue Techniken ken- nen und werden steht’s zu Experi- menten animiert. „Du musst mit dei- nen Arbeiten überraschen.“ , predigt Andi Dünne seinen Schülern, „denn schlimm wäre, wenn der Professordie Mappe gleich wieder gelangweilt aus der Hand legt. Dann ist die lange Vorbereitung vergebens.“ Vor einem

 
Jahr hatte der Mappenkurs für Regina begonnen. Fast 700 Zeichnungen und Grafiken sind in dieser Zeit entstan- den. Mit Objekt- und Raumstudien, Architektur und Stadtlandschaften, Pflanzen, Tieren und abschließend der Darstellung von Menschen hat sie sich intensiv beschäftigt. Nur ein klei- ner Teil des kreativen „Outputs“ ist in den Räumen der Kinder- und Jugend-Kunstschule entstanden, überwie- gend war sie daheim fleißig. Da muß dann auch gerne mal Papas Motor- säge als Modell für Werkzeugstudien posieren. Mit Vorliebe bringt Regina aber Lebendiges zu Papier. Bunte Geschichten erzählen, nicht mit Wor- ten, sondern in Bildern. Einem Storch verpasst sie Schuhwerk, ein Rennfer- kel an der Leine sträubt sich vor einer Ziellinie. Da möchte man nur zu gern wissen wie das endet.

Nicht Detail verliebt und photorealis- tisch ausgearbeitet, wie Egon Schie- le beschränkt sie sich mit schnellem Handstrich auf das Wesentliche. Re- ginas „Knabe mit Huhn“ besteht nur aus wenigen Farbklecksen und be grenzenden Konturlinien, doch diese bewusste Sparsamkeit entwickelt eine immense Wirkung und lässt den Einfluss des berühmte Vorbild´s er- ahnen. Gut 100 Arbeiten haben es in Ihre Mappe geschafft. „Langweile wird hier beim Durchblättern nicht aufkom- men.“ , ist sich Andi Dünne sicher.

 
Die Mappe soll Regina das Studium in Nürnberg ermöglichen. Dank der erfreulichen Masse an guten Arbeiten war auch die Zusammenstellung einer zweiten Mappe möglich. Damit wird sich die Schöne aus Schöntal zeit- gleich in München bewerben. Das Regina dann, an welcher Hochschule auch immer, als Muse vor den Stud- ienkollegen posiert ist eher unwahr- scheinlich, denn aufregende Bilder macht sie lieber selber.
   
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