Bildschöne
Ambitionen
Regina
Degenkolbe ist 23, groß ge- wachsen, schlank mit wohlproportio-nierten,
feinen Gliedern. Sie hat wal- lendes, dunkles Haar, klassische
Gesichtszüge, große braune Augen und ein gewinnendes
Lächeln. Attri- bute, mit denen die Schönheit
aus Schöntal auch auf so manchem Lauf- steg glänzen
könnte. Auch als „Mu- se“ eines Egon Schiele
wäre Sie denkbar, der mit seinen Bildnissen von nackten
Frauen um die Jahrhun- dertwende für Furore sorgte.
Und der längst verstorbene Wiener Expres- sionist,
hat in der Tat einen gewissen Einfluss auf die junge Frau.
„Die Kraft seiner Bilder, die Leichtigkeit seines
Handstrichs“, schwärmt Regina „da- von
lasse ich mich gerne inspirieren.“
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Wie der Ausnahme-Maler strebt sie ein Leben mit der Kunst
an. Jedoch nicht als posierende Muse, Regina will Kunst studieren.
Ein Künstlerda- sein kann erfüllend und aufregend
sein, oft bleibt es aber ein steiniger Weg . „Das ist
doch brotlos!“ oder , „Studier´ lieber was
g´scheits!“ , wer- den da viele mit den selben
Ambiti- onen von besorgten Angehörigen zu hören
bekommen. Regina, die Jüngs- te von vier Geschwistern
und auf ein- em Bauernhof groß geworden, wird dagegen
von der Familie sehr positiv bestärkt. Da zweifelt keiner
am Erfolg ihres eingeschlagenen Weges. Unbe-
sonnen ist Regina Degenkolbe auch nicht. Sie hat sich sehr
wohl mit be- ruflichen Möglichkeiten und Risiken, die
sie nach einem Kunststudium er- |
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warten, beschäftigt. „Bücher illustrier- en
oder in Werbeagenturen arbeiten, könnte ich mir sehr
gut vorstellen“ , sagt sie. Noch ist ein Platz an der
Akademie aber nicht sicher. Der Leis- tungskurs Kunst und
das Abitur am Robert Schumann Gymnasium reich- en nicht. Wie
alle anderen Aspiranten muss sich Regina mit einer Mappe bewerben.
„Die
an der Hochschule eingereichten Arbeiten sollen den Geschmack
der Professoren treffen und ein ausreich- endes Qualitätsniveau
erfüllen. Das ist sicher die größte Hürde.“
, stellt Andi Dünne fest. Der Leiter des Cha- mer KUNSTbeTRIEBS
bereitet seit Jahren angehende Künstler mit ein- em Mappenkurs
auf diese „große Selektion“ und das anschließende
Studium vor. Durch Kontakte zu den einstigen Mappenkursschülern,
die es bereits schafften, ist er über die Vorlieben und
Kriterien der bekanten Häuser informiert. In seinem inten-
siven Zeichenkurs arbeiten die Teil- nehmer dann an den eigenen
Fertig- keiten, lernen neue Techniken ken- nen und werden
steht’s zu Experi- menten animiert. „Du
musst mit dei- nen Arbeiten überraschen.“ , predigt
Andi Dünne seinen Schülern, „denn schlimm
wäre, wenn
der Professordie
Mappe gleich wieder gelangweilt aus der Hand legt. Dann ist
die lange Vorbereitung vergebens.“ Vor einem
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Jahr hatte
der Mappenkurs für Regina begonnen. Fast 700 Zeichnungen
und Grafiken sind in dieser Zeit entstan- den. Mit Objekt-
und Raumstudien, Architektur und Stadtlandschaften, Pflanzen,
Tieren und abschließend der Darstellung von Menschen
hat sie sich intensiv beschäftigt. Nur ein klei- ner
Teil des kreativen „Outputs“ ist in den Räumen
der Kinder- und Jugend-Kunstschule entstanden, überwie-
gend war sie daheim fleißig. Da muß dann auch
gerne mal Papas Motor- säge als Modell für Werkzeugstudien
posieren. Mit Vorliebe bringt Regina aber Lebendiges zu Papier.
Bunte Geschichten erzählen, nicht mit Wor- ten, sondern
in Bildern. Einem Storch verpasst sie Schuhwerk, ein Rennfer-
kel an der Leine sträubt sich vor einer Ziellinie. Da
möchte man nur zu gern wissen wie das endet.
Nicht
Detail verliebt und photorealis- tisch ausgearbeitet, wie
Egon Schie- le beschränkt sie sich mit schnellem Handstrich
auf das Wesentliche. Re- ginas „Knabe mit Huhn“
besteht nur aus wenigen Farbklecksen und be grenzenden Konturlinien,
doch diese bewusste Sparsamkeit entwickelt eine immense
Wirkung und lässt den Einfluss des berühmte Vorbild´s
er- ahnen. Gut 100 Arbeiten haben es in Ihre Mappe geschafft.
„Langweile wird hier beim Durchblättern nicht
aufkom- men.“ , ist sich Andi Dünne sicher.
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Die Mappe
soll Regina das Studium in Nürnberg ermöglichen.
Dank der erfreulichen Masse an guten Arbeiten war auch die
Zusammenstellung einer zweiten Mappe möglich. Damit wird
sich die Schöne aus Schöntal zeit- gleich in München
bewerben. Das Regina dann, an welcher Hochschule auch immer,
als Muse vor den Stud- ienkollegen posiert ist eher unwahr-
scheinlich, denn aufregende Bilder macht sie lieber selber.
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