von Benjamin Franz-
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KUNSTbeTRIEB setzt die Segel

Ferienwerkstatt im KUNSTbeTRIEB. Kinder bauen Holzschiffe und lassen sie am Satzdorfer See zu Wasser. Stapellauf mit Tücken.

„Tiger Lilly“ holt tief Luft, die Bäck- chen blähen sich und mit einer ein- zigen „steifen Brise“, pustet sie das, auf einem Teller und zwischen liebe- voll drapiertem Zuckergebäck bren- nende Kerzenlicht aus. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ hört man die versammelten Kinder zur jetzt neunjährigen Lilly Pongratz sa- gen und noch ehe die Leckereien gemeinschaftlich verspeist sind, greif-

 
       

en die Kinder, schon wieder zu Ham- mer, Nagel und Säge. Der KUNSTbe- TRIEB hat seine Werkstatt für kleine „Bootsbauer“ geöffnet. In zwei Tagen zum eigenen Schiff, könnte man die Ferienaktion der Chamer Kunstschu- le umschreiben. Piratenschiffe sollen es werden, bis auf Noah, der natürlich an einer zweiten Arche bauen will, ist sich da der Chamer Freibeuternach- wuchs einig.

„Hooks“ Schiff die „Jolly Roger“, auf der „Tiger-Lilly“ schon mal gefangen gehalten wurde, bis „Peter Pan“ sie trickreich aus den Klauen der Piraten befreite, könnte da als Vorlage dien- en. Doch wie so ein Boot aufgebaut ist erfährt man leider nicht in den Nimmerland-Geschichten. Zum Glück besitzt Andi Dünne, erfahrener Kap- itän des KUNSTbeTRIEBS, ein Buch über Schiffsbau. Als alle wissen was zu tun ist, hat die Ferienstille im Stu- dienheim ein jähes Ende.

Da wird gesägt, genagelt, gebohrt und geschliffen. Dicke Bretter, mit einer Maschine auf das rechte Maß zu bringen ist Aufgabe von Kapitän Andi, dünne Planken sägen die Ma- trosen von Hand. Den größten Spaß haben die Bootbauer beim Nageln. Schicht um Schicht wird der Rumpf aufgebaut. Im Umgang mit verschie- denen Werkzeugen scheinen die Kin- der schon sehr geübt zu sein. Ob- wohl bereits „Tonnen“ von Nägeln ins Holz getrieben wurden, soll die un- terste Kammer im Rumpf mit Steinen befüllt werden. Das Gewicht wird die Boote später vorm Kentern bewahren. Nach der ersten, vierstündigen Tages- etappe ist der Schiffskörper bei den Jungpiraten fertig. Noah hängt dem

 

Zeitplan etwas nach, aber eine Arche, die das Überleben der Arten sichern soll, ist nun mal komplexer und sein Vorgänger hat ja auch Jahre daran gebaut.

Der zweite Tag ist den Aufbauten, Mast und Segeln gewidmet. Simon Bucher (11), dem Ältesten im Boot- bauer-Quartett, geht die Arbeit leicht von der Hand. Nachdem der Mast be- festig ist, wird mit Paketschnur die Takelage angelegt. Simon ist schnell, schneidet Segeltuch zurecht, näht die „Rah“ (Holzstangen quer zu den Masten) in die Segel ein und befestigt sie an der Takelage. Originalgetreu wie auf der Buchvorlage, entsteht so sein prächtiges Segelschiff. Vinzent (7), Lilly und Noah (8) begnügen sich ob der fortgeschrittenen Zeit mit je einem Segel. Überrascht vom Talent der Sprösslinge sind Mamas und Pa- pas die am Ende des Kurses vier be- eindruckende Boote präsentiert krie- gen.

„Wie seetüchtig ist mein Schiff, oder habe ich vielleicht ein Untersee-Boot gebaut?“ Brennende Fragen, die man abschließend und mit Gewissheit nur nach dem Stapellauf beantworten kann. Also macht sich die Wasser- ratten am letzten Ferientag auf zum Satzdorfer See. Eine leichte Brise, ruhiges Wasser und Badewetter sind ideale Bedingungen. Um den Gebiet- sanspruch am See Nachdruck zu ver- leihen, hisst der Papa von Valentin und Tiger Lilly eine Totenkopffahne auf einem schattenspendenden Zwei- mastbaum.Während sich der Anhang auf Piknickdecken niederlässt um der Wassertaufe beizuwohnen, legen die Schiffsbauer noch letzte Hand an.

 

Der KUNSTbeTRIEB hat Acrylfarbe mit an den See gebracht, die von em- sigen Kinderhänden, quasi im Trock- endock, auf den Rumpf gepinselt wird. Das Piratenpack bevorzugt ein standesgemäßes Schwarz, Lilly fin- det Rot sehr viel blutrünstiger und die Arche, da ist sich Noah ganz sicher war und wird Blau. Als die Acrylfarbe trocken und der aufkommende Hun- ger mit Muffin´s, Nudelsalat und be- legten Broten gestillt ist, wollen es die Bootsbauer es nun endlich wis- sen. Schnell ist eine seichte Stelle am Ufer ausgemacht die ideal für den Stapellauf scheint. Im ersten Moment strahlen die Konstrukteure, die Schif- fe schwimmen. Plötzlich eine Wind- böe und Simons Segelschiff kentert, auch Lilly´s „Windjammer“ kann sich nicht aufrecht halten und kippt. Noah scheint alles richtig gemacht zu ha- ben, die Arche schwimmt kerzenge- rade auf dem See. „Doch was ist das?“ „Wassereinbruch!“ „Alle Tiere von Board, das Boot sinkt!“. Vinzent, der jüngste Schiffsbauer erlebt dage- gen keine Überraschung. Sein Pira- tenschiff tanzt munter auf den Wel- len. Während seine Kollegen nach- bessern müssen kann der kleine Freibeuter unbehelligt auf Beutefang gehen. Die geplante Regatta muss aber mangels Konkurrenz verscho- ben werden.