von Benjamin Franz-
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Japanische Liegestützen

„Wie heisst diese Technik? Du weist es sicher noch.“, aber auch Thomas zuckt mit den Schultern und schon muss er, wie seine Mitschüler, auf Boden um zehn Liegestützen abzu- leisten. Da ist Sensei Horst, gnaden- los. In den vielen Jahren der Kinder- und Jugendarbeit in seiner Karate- schule haben sich solche Motivati- onsstützen bewährt. Die Gruppe, die sich jetzt geschlossen, auf die Hän- de gestützt, abmühen muss, sind

 
Eva + Antonia
Horst Donhauser
 
   
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Gäste eines Schulprojekts. Die Cha- mer Stütz- und Förderklasse versucht sich in der Kunst der Selbstverteidi- gung. „Mae-Geri, der Fußkick nach vorne, wäre die richtige Antwort ge- wesen.“ , konstatiert der Karatelehrer. Als alle wieder stehen, wird der Fuß- kick noch mal geübt. Manche mach- en das schon sehr geschickt, andere wiederum scheitern an der motor- ischen Umsetzung. Dann kommt Sempai Eva ins Spiel. Sie ist Er- zieherin und auch als Trainerin in der Karateschule engagiert. Der Umgang mit den Jüngsten ist ihr Metier. Eva Hörmann nimmt sich der Kleinen an und versucht gezielt auf Schwächen einzugehen. „Diese besondere Zu- wendung erfahren Kinder auch im normalen Unterricht.“ , erzählt Lehr- kraft Birgit Heigl-Venus, die mit ihrem Kollegen Gerhard Dietrich für die acht Schüler das nachmittägliche Karate- training organisiert hat. „Wir bemühen uns mit der Stütz- und Förderklasse um Kinder die dem Regelschulbetrieb nicht gewachsen sind. Das mag viel- leicht am minderem Selbstbewusst- sein, an Konzentrationsschwächen oder der fehlender Disziplin liegen. Eben all diese Eigenschaften, die bei Kampfsportlern so ausgeprägt sind.“ , schildert Heigl-Venus die Intention des Karateprojekts.

Das Training ist strukturiert. Die Kin- der stehen ordentlich aufgereiht und sollen sich in der großen Spiegel- wand selbst beobachten. “Ichi... ni… san… shi… go.” Damit sämtliche

 
Bewegungen möglichst synchron ablaufen, wird laut gezählt. In einem Karate Dojo (Trainingsraum) traditi- onell auf japanisch. Bis zehn können das schon alle, wofür sicher auch die vielen Liegestützen gesorgt haben dürften. Weil Horst Donhauser die Klasse nach den sechs Trainings-einheiten in seinem Dojo nicht mit lehren Händen entlassen möchte, können sich die kleinen Kämpfer eine Urkunde und einen Karategürtel ver- dienen.

Antonia soll die Grundstellung nen- nen und zeigen. „Wie war da noch mal der japanische Name?“ , überlegt sie, bis ihr Eva mit einer Eselsbrücke auf die Sprünge hilft. Beim zeigen hat das schüchterne Mädel dann keine Startschwierigkeiten mehr. Sie darf vortreten und sich beim Sensei Horst die Urkunde, bei Sempai Eva den Karategürtel abholen. Manche meis- tern den Test mit Bravour, bei ander- en wird geholfen bis die nötigen Pun- kte reicht sind. Im Vordergrund steht nur das positive Erlebnis.

Thomas ist an der Reihe, „Mae-Geri“ mit „Kiai“, der Fußkick mit Karate- schrei. Zwar kann der Sensei die technische Ausführung nur mit viel gutem Willen erkennen, aber Thomas kann mit seinem Kampfgebrüll beim Karatemeister punkten. Zum Schluß gibt es noch eine Belehrung. „Die erlernten, geheimen und sehr gefähr-lichen Kampfkünste dürfen nicht au- ßerhalb des Trainingsraums und

 
schon gar nicht auf dem Schulhof ausprobiert werden.“ Sonst kommt der Sensei persönlich und holt sich die Karategürtel wieder zurück. Bevor sich die Schulkasse wieder auf den Heimweg macht, holt jedes Kind ein Blatt Papier hervor, auf dem es seine Eindrücke in vielen, bunten Farben und mit einigen Worten festgehalten hat. Da zeigte sich auch ein sonst gnadenloser Karatemeister bewegt. Ob die Förderschüler künftig Rech- enfehler an der Tafel mit Liegestützen verbüßen müssen bleibt offen. Die Lehrkräfte hoffen aber im Interesse der Schüler, daß das vom Jugendamt finanzierte Projekt eine Fortsetzung findet.

 

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