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vermag selbst der frenetische Beifall nur verlegenes Lächeln
auf die Gesichter der Darsteller zu zaubern. Sicher sind die
jungen Schauspieler vom eigenen Erfolg überrascht. Auch
dürfte es nicht leicht gewesen sein vor einer vollen
Schulturnhalle zu spielen. Vor Klassen Kameraden, die auf
der anderen Seite des Vorhangs sitzen und vielleicht nur Häme
und Spot für das gebotene Schauspiel übrig haben.
Doch diese Sorge kann das Schul-Ensemble getrost beiseite
legen, die Halle tobt begeistert und das zu recht. Theater
fasziniert, fes- selt und verzaubert, nicht nur ein ge- schichtenhungriges
Publikum. Birgit Heigl-Venus, Lehrkraft am Sonderpä-
dagogischem Förderzentrum Cham, hat auch selbst schon
leidenschaft- lich Theater machen dürfen und will diese
Begeisterung an ihren Schü- lern weitergeben. In einem
vierwöch- igen Seminar ließ sie sich in Dillingen
zur Theaterlehrerin ausbilden. „Von der Pike auf wurde
uns da fundiert beigebracht wie man auf der Bühne agiert,
wie man Stücke entwickelt.“ Sagte die Leiterin
der Stütz und För- derklasse. Ihre Arbeitsgemeinschaft
Schultheater, setzt sich überwiegend aus Mädchen
der Jahrgangsstufen fünf bis neun zusammen, aber auch
drei mutige Buben gehören dem En- semble an. Bei so vielen
jungen Da- men in der Truppe lag ein romantisch-
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es
Thema in der Bühnen Luft. Asch- enputtel sollte es schließlich
werden. Seit November letzten Jahres befas- ste sich die Theater
AG zwei Schul- stunden wöchentlich mit dem Mär-
chenstoff, auch mit dem Anspruch, die bekannten Vorlage um
eine ei- gene Note zu erweitern. „Das Leben ist wundervoll“
sagte einst die Sän- gerin Edith Piaf. „Es gibt
Augenblic- ke, da möchte man sterben. Aber dann geschieht
etwas Neues, und man glaubt, man sei im Himmel!“ Das
Zitat wird zur Grundlage, zum Titel der Inszenierung. Auf
Tauben, die dem Grimmschen Aschenputtel zur Hand gehen,oder
dem verlorene, gläs- ernen Schuh, das zentrale Motiv
der Geschichte, verzichtet man dagegen bewusst. Nicht nur
besonders schön und fleißig ist die Hauptdarstellerin
des adaptierten Stücks, auch bele- sen und voller eigener
Poesie verkör- pert Aschenputtel das Gegenkonzept zu
den dummen, eitlen Schwestern. Sicher auch ein Novum, auf
der Büh- ne stehen den acht schrecklichen Schwestern
gleich sechs Aschenput- tel gegenüber. Das Konzept ist,
weg von
wenigen Hauptrollen mit lagen Einzelmonologen. „Gemeinschaftsför-
dernder Ensemblecharakter, mit viel Bewegung und Tanz steht
im Mittel- punkt des Schulprojekts.“ Erklärt Lei-
terin Birgit Heigl-Venus. Erst als sich Prinz und Aschenputtel
näher kom-
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men
stehen sich auf der Bühne Nico Hupf und Ramona Roppelt
gegenü- ber. Das verlangte dann auch Son- derproben,
denn die Beiden waren Anfangs einfach zu verlegen, ein Lie-
bespaar zu mimen. Es gibt eben Au- genblicke, da möchte
man am liebs- ten sterben. Und dann prasselt stür- mischer
Beifall auf die Darsteller nie- der. Keine uncoole, peinliche
Vor- stellung. Das Publikum wurde eine Stunde lang bestens
unterhalten und klatscht jetzt wie wild.
Damit
hatten wohl die Akteure auf der Bühne am wenigsten
gerechnet. Was für ein wundervolles Gefühl für
die Theaterschüler des Förderzentrums. So muss
sich der Himmel anfühlen.
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