er
herein und führt sie hinauf zum „Festspielsaal“.
Im Flur vor der Tür zur „Bühne 7“ warten
bereits zahlrei- che junge Wagnerfans. Eine
Liste mit dem gesamten Ensemble, von den Darstellern bis zur
Licht und Bühnen- technik hängt aus. Daneben zeigt
einer Collage Szenenfotos aus an- deren „Rheingold“
- Inszenierungen, was Vorfreude und Erwartung befeu- ert.
Immer
wieder öffnen sich kurz Türen im Flur. Schauspieler,
schon im Kostüm, kichern oder treffen noch hektisch letzte
Vorbereitungen. Dann endlich der Einlass. Die Premiere- gäste
drängen auf die knapp bemes- senen Plätze. Weil
hier ein Klassen- zimmer umfunktioniert wurde und sich Schauspieler,
Bühne, Kulissen und die Zuschauerplätze in einem
Raum arrangieren müssen, ist schon vorab eine dichte
Atmosphäre zu er- warten.
Der
beflissene Wagnerfreund erkennt bereits mehrere Bühnenbilder,
die nicht durch Umbau oder Bühnentech- nik rasch vor
den Augen des Publi- kums wechseln, sondern nacheinan- der
bespielt werden. Einen Orchester- graben sucht man vergeblich.
Das hier nur mit digitalisierter Musik ge- arbeitet wird ist
ein Novum, ob Inten- antin Anne Biermann damit überzeu-
gen kann oder einen handfesten Skandal auslöst bleibt
abzuwarten.
Biermann
tritt vor´s Publikum und führt mit einem kurzen
Prolog in das Hauptwerk Richard Wagners ein. Dann wird es
dunkel und still. Mys- tisch schwellen Bass-Streicher und
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Fagott
an. Im Bühnenlicht erschein- en, zur Musik tanzend, die
grazilen Rheintöchter. Was für ein Anblick. Der
Nibelungenzwerg Alberich (Stefan Adamek) verliebt sich prompt
in die betörenden Wesen, wird aber zurück- gewiesen
und klaut nun aus Zorn das Rheingold. Alberichs Bruder Mime
(Markus Scherr) schmiedet aus der Beute einen Ring und eine
Tarnkappe mit der Alberich fortan das Nibelun- genvolk beherrscht.
Unterdessen
ha- ben die beiden Riesen Fasold (Mich- ael Menacher) und
Fafner (Florian Holzinger) Walhall, die Burg der Göt-
ter fertig gestellt. Wotan (Bilal Maa- touk), der Auftraggeber,
hat den bei- den als Entlohnung vorschnell die hübsche
Göttin Freia (Michaela Ku- cerová) in Aussicht
gestellt und muss sein Versprechen nun einhalten. Da Freia
für den Fortbestand der Götter- welt unabdingbar
ist, steckt Wotan in einem Dilemma. Als er erfährt, dass
der Nibelungenzwerg Alberich einen ungeheueren Schatz hortet
und er Freia damit im Tausch zurückgewin- nen könnte,
macht sich Wotan auf nach Nibelheim um Alberich zu fin- den.
Das wird nicht einfach, denn der Zwerg besitzt eine Tarnkappe
und einen magischen Ring. Zweieinhalb
Stunden, ohne Pause, sitzen betuch- te Zuschauer auf dem Grünen
Hügel im Bayreuther Festspielhaus, wenn „Das Rheingold“
inszeniert wird.
Die
Biermann-Adaptation dampft die umfassende Wagner Vorlage auf
et- wa dreisig Minuten ein. Damit ver- sucht sie vermutlich
in erster
Linie dem jungen Publikum gerecht zu wer-
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den,
das
mit schnell geschnittenen Musikvideos aufgewachsen ist. Die
jungen Darsteller haben sichtlich Freude an dem Stück.
Das mag da- ran liegen, dass Anne Biermann mit ihren Schülern
das Wagnerthema Fächer übergreifend abgearbeitet
hat. Von Textanalysen im Deutschunter- richt, Rheingold-Pastell-Arbeiten
im Kunstunterricht, bis zur Götterburg, die man im Werkunterricht
realisiert hat. Die Begeisterung hat sich auf die Premierezuschauer
übertragen. Als sich nach dem Finale die Darsteller vor
dem Publikum verneigen ist Ihnen anhaltender Applaus sicher.
Jaroslava Seidlmayer vom Opernverein sitzt in der ersten Reihe,
klatscht frenetisch und ist begeistert. „Toll wie die
Kinder das gemacht haben.“ Sagt sie und verteilt Süßigkeiten
an die Schau- spieler. Der Regisseurin, Intendantin und Souffleuse
Biermann wird aner- kennend gratuliert. Ob sich Hochkul- tur
in Cham etablieren lässt und viel- leicht sogar der gesamte
„Ring“ zur Aufführung kommt ist noch nicht
entschieden. Ein passender Siegfried würde sich bestimmt
am Regenbogen finden.
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