bild ist
entstanden und lässt auf eine eindrückliche Inszenierung
erwarten. Das 18köpfige Ensemble steckt seit geraumer
Zeit in den Kostümen und will nun endlich loslegen.Ja
sogar die Chamer Bürgermeisterin,ein Wagner-Neuling,
sitzt in der ersten Reihe und harrt geduldig dem Schauspiel,
das sich auf der noch leeren Bühne zutra- gen mag. Biermann
schaut zum Ein- gang und wieder auf ihre Armbanduhr. „Dann
muss es ohne ihn gehen, wir können nicht länger
warten.“ , sagt sie und geht schnellen Schrittes in
den „Festspielsaal“.Der verschlagene Feuergott
Loge hat die „Intendantin“ sitzen lassen. Eine
tragende Haupt- rolle, die der elfjährige Christian Pien-
dl aus
Falkenstein verkörpert. Warum
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er nicht da ist weiß keiner. Die
Haus- herrin Rektorin Marianne Reitmeier-Lovric tritt vors
Publikum, ist erfreut über das große Interesse
an der Ad- aption des Wagner-Stücks und ent- schuldigt
sich für die Verspätung. Es muss improvisiert werden.
Thomas (11) der das Stück kennt, aber noch nicht auf
der Bühne gestanden hat, will denn abgängigen „Loge“
vertreten, Anne Biermann wird ihm soufflieren. Dieser Mut
wird vom Publikum mit anerkennendem Applaus bedacht. Dann
stellt Kunstpädagogin Ulrike Walter das begleitende Kunstprojekt
vor, mit dem die nicht schauspielern- den Schüler betraut
waren. Aus Kar- ton und Pappmachee entstanden Ge- stalten
des Rheingold-Dramas, wie die übermannshohe Riesen oder
die lieblichen Rheintöchter. Die 5. und 6. Klasse der
Schule am Regenbogen beschäftigt sich mit der Oper schon
seit Januar. Man hat sich dem Werk im Deutschunterricht angenähert
und das „Libretto“ in eine kindgerechte Sprache
übersetzt. Zwar fehlte das Budget um einen Inszenierung
in Bayreuth zu besuchen, aber mit DVD und Videomitschnitten
bekamen die Schüler sehr wohl einen Eindruck, was es
bei Wagner zu sehen und vor allem zu hören gibt. Parallel
haben auch Schüler der tschechischen Partnerschule an
einer Rheingoldauf- führung gearbeitet. In der Vorwoche
hatten dann die Chamer Gelegenheit mit den Schülern aus
Domalice, in einem gemeinsamen, mehrtägigen Workshop
an der Inszenierung zu fei- len. „In Teilen könnten
unsere Kinder das Stück sogar in Tschechisch vor- tragen“
, erzählt Anne Biermann über die gemeinsamen Proben
im böh- mischen Výhledy. „Doch jetzt wollen
wir endlich anfangen.“Das
Licht wird |
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gedimmt, es wird still im „Festspiel- saal“. Da
springt die Tür der Schul- sporthalle auf und der Christian
Pien- dl stürmt am Publikum vorbei zu sei- nen Schauspielkollegen
hinter die Bühne. Der mutige Ersatzmann fällt dem
Loge-Hauptdarsteller gleich um den Hals.Auch bei Biermann
und den anderen Lehrkräften macht sich Er- leichterung
breit. Was für eine opern- reife Wendung.
Mit
einem tiefen Brummton, Bass- Streichern und Fagott kann schließ-
lich das eindrückliche Vorspiel be- ginnen. Die Musik
ist natürlich man- gels Orchester nicht live. Einige
Ge- sangspassagen untermalen das Büh- nenspiel der Kinder
und werden auch digital dargeboten. Rheingold thema- tisiert
eine natürliche, paradiesische Ordnung, die durch Gier
nach Macht dramatisch gestört wird. Was sich Richard
Wagner um verschmähte Liebe,Vertragsbruch und Brudermord
hat einfallen lassen und im Original etwa zweieinhalb Stunden
dauert, hat die Adaption nach Biermann auf drei- sig Min.
eingeschmolzen. Zweifellos haben sich die Jungdarsteller mit
den anspruchvollen Charakterrollen ausei- nandergesetzt. Da
ist zum Beispiel der Nibelungenzwerg Alberich (Alex- ander
Schreiner) dessen Zuneigung von den Rheintöchtern verschmäht
wird und der dann im Zorn das Rhein- gold stiehlt. Oder Götterchef
Wotan (Fabian Wess), der den Baumeistern seiner Burg Walhall,
den Riesen Fa- solt und Fafner, als Entlohnung die Liebesgöttin
Freia (Laura Kuhndorfer) verspricht, aber dann sein Wort nicht
einhalten will. Der listige Feuergott Loge weiß Rat.
Albrecht soll um das geraubte Gold gebracht werden, da- mit
könnte Wotan den Verpflichtung-
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en nachkommen.
Liebe und
Macht lassen sich aber nicht vereinen. Der Goldschatz bringt
seinen Besitzern nur Unglück,bis letztlich Fafner (Max-
imilian Täuber) aus Habgier seinen Bruder Fasolt (Fabian
Feldbauer) er- schlägt.Die Götter ziehen in die
neue Burg Walhall, ahnen aber schon, daß die Verwerfungen
noch nicht aus der Welt geschafft sind. Denn noch im- mer
klagen die Rheintöchter über das geraubte Gold.Damit
endet die Rhein- gold Inszenierung am Regenbogen. Alle Darsteller
stehen auf der Bühne und lassen Gold ins Publikum reg-
nen, das nach dieser fulminanten Vorstellung aber nicht erst
zum Ap- plaus bestochen werden muss.Sonst listig und verschlagen
war „Loge“ an der Nervenprobe zu Beginn völlig
un- schuldig. Sein Fahrservice hatte sich verspätet und
so saß auch der junge Feuergott auf glühenden Kohlen.
„In der Fortsetzung müssten wir uns die Walküre
vornehmen.“ , sagt Anne Biermann nach der aufregenden
Pre- miere. Die Wagner Liebhaberin kennt den Ring und hat
viele Inszenierungen in verschiedenen Opernhäusern mit-
erlebt. „Das Interesse an Wagner ist bei meinen Schülern
entfacht, ein gemeinsamer Opernbesuch wäre na- türlichjetzt
die Krönung.“, sagt die Lehrerin. So nebenbei erwähnt
Bier- mann noch, dass die Urenkelin des Ausnahmekomponisten
und heutige Festspielleiterin, Katharina Wagner von der Chamer
Inszenierung weiß und den Schülern gutes Gelingen
wünschte. Vielleicht führt eine Klas- senfahrt das
Ensemble vom Regen- bogen demnächst tatsächlich
nach Bayreuth. "Das
währe sagenhaft."
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