Freitagabend,
Badstrasse. Ein dunk- ler Bus hat vor
dem Live-Style-Cafe „LA“ 19
Musiker ausgespuckt. Bir- mingham, Hamburg,
Zürich, dass Cham sich auch als Station
in die Europatour der 4 Heavymetal Bands
einreiht, ist den Betreibern des Clubs,
Jürgen und Tanja Wittmann zu ver-
danken, die für das heimische Metal-
Publikum immer wieder interessante Akt´s
in die Kreisstadt locken. Düs- ter,
laut und aggressiv kann man den
The
Agonist
Andre Moraweck
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musikalischen
Grundtenor des lan- gen Abends umschreiben, der da in der
gut gefüllten Eventhalle zelebriert wurde. Obwohl gleich
zu Beginn, mit Alissa White Gluz, eine attraktive jun- ge
Frau auf der Bühne stand, waren schmachtende Balladen
bei der kana- dischen Band „The Agonist“ Fehlan-
zeige. Flankiert wurde die Sängerin aus Montreal auf
der „LA“ Bühne von schweren Stromgitarren,
deren Meis- ter heftigst mit der Haartracht wirbel- ten. Als
wohnten zwei Seelen im Kör- per der Frontfrau, schlug
ihre Stimme immer wieder von animalischen Brüll-Lauten
um, in eine beeindruckend, ausgeprägte Gesangesstimme
a la Kim Wild. Das Chamer-Publikum hat sie damit im Sturm
erobert.
Nach
diesem furiosen Auftakt musst sich Jack Delany mit seiner
Britisch- en Band „The Eyes of Traitor“ schwer
ins Zeug legen, um die Metalgemein- de für sich zu gewinnen.
Eine Metal- core Band lebt von der Resonanz des Pu- blikums,
das sich im besten Fall zu wilden Tanzausbrüchen animieren
lässt, und das fällt im Bayrischen Wald erfahrungsgemäß
nicht leicht. Eindringliche Begräbnismusik könnte
man mit der dann folgenden Band „Af- ter the Burial"
aus Minnesota (USA) assoziieren, doch dem Sound der fünf
US-Boys traut man gerne zu auch Ewigschlafende unter der Erde
wieder
zu
erwecken. Der mächtige Schall- druck lässt
die Klamotten am Kör- per vibrieren und die Magengrube
grummeln. Auch wer es mit „Schwer- metall“ und
der zum Teil schmerz- lichen Lautstärke nicht so hat,
muss den Gitarristen auf der Bühne eine unglaubliche
Virtuosität zugestehen. Sänger und Frontmann Anthony
No- tormaso krächzt, grunzt, knurrt und zaubert unheimliche
Gurgellaute aus seinem Kehlkopf. Eine Eigenheit der Metalcore-Szene,
da wurde offenbar eine ganzes Genre von schlecht ge- machten
Horrorfilmen inspiriert.
Fünf
Musiker aus Nordhausen in Thüringen stiegen dann zum
Finale als Hauptakt auf der Bühne. „Maroon“
nennt sich die Formation, was neben der Kastanienfarbe auch
als „Ausge- setzte“ verstanden werden soll.
Alle- samt „Veganer“, verweigern sie sich sämtlichen
tierischen Produkten und machen diese Haltung auch zum Thema
einiger Songs. „Was wäre, wenn auch wir plötzlich
in einem Viehtransporter zum Schlachthof gekarrt werden
und Todesängste durchleben müssten?“ , thematisiert
das Stück „Wake up in Hell.“ So erklärt
Frontmann und Sänger Andre Moraweck nach dem Auftritt.
„Aber wir wollen nicht nur mit sozialkri- tischen
Texten unser Publikum ab- watschen, sondern den Leuten vor
allem
eine gute Show liefern.“ , er- gänzt er noch. Und
das ist allen Bands des Abend´s gelungen. Um Mitternacht
war dann Schluss, 20 Stunden vor dem nächsten Auftritt
der Tourgemeinschaft in Bologna (Italien).