von Benjamin Franz-
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Halloween auf Burg Falkenstein

Falkenstein, Samstagnacht. Der Pfad führt durch den Wald hinauf zur Burg. Es ist dunkel und kalt, schaurige, ro- te Grablichter weisen den Weg. Was könnte als Veranstaltungsort für eine Halloween - Party besser geeignet sein, als die uralten Gemäuer einer Feste. Im Innenhof angekommen, er- schreckt uns lautes Donnergrollen. Meine Begleitung ist erst zehn, hat nach hinten gegelte Haare und trägt einen schwarzen Umhang. Ein Kunst- stoffgebiss mit riesenhaften Eckzäh- nen macht mein sonst so mitteilungs-

 
Blitz und Donner
   
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Grablichter und Burgherr Erwin Bauer  weisen den Weg zum Gruselfest
 
   
bedürftiger Sohn erstaunlich wortkarg. Gut 100 Blutsauger, Untote, Hexen und zwielichtige Gestalten sind im großen Festsaal versammelt. Ich, oh- ne Kostümierung bin die peinliche Ausnahme und befürchte als der ein- zig Sterbliche des Abends unverseh- ens als Nachspeise zu enden. Auf den langen, festlich Tafeln stehen vielarmige Kerzenleuchter, spärliches Licht für`s lichtscheue Pack. Hüb- sche junge Frauen servieren bereits die Vorspeise. Kürbis-Cremsuppe mit Blutspritzer, garantiert ohne Knob- lauch. Nicht saugend, sondern löf- felnd nehmen die Gäste den ersten Gang des Menüs zu sich. Mein Sohn gibt nach einigen amüsanten Fehlver- suchen auf und legt sein Plastikge- biss zur Seite und ich überlege kurz, ob ich für ihn ein Glas Wasser mit „Kukident“ bestellen soll.

Mike Pfannenstiel, der erste Pro- grammpunkt des Showabends, tritt ins Rampenlicht. Auch wenn sein Name einen Koch vermuten lässt, demonstriert der dunkle Fürst die magischen Fähigkeiten eines Vam- pirs. Er lässt eine Spielkarte signie- ren, das Kartendeck dann ausgiebig mischen und vermag das Blatt mittels Dolchstoss wieder zu finden. Das be- eindruckt, auch seine Aufmachung. Er trägt blutrot eingefärbte Kontakt- linsen und eine dunkle Sonnenbrille. Dass er im Zwielicht der Lokalität

 
überhaupt etwas erkennen kann, sol- lte man schon als Indiz seiner über- natürlichen Fähigkeiten anerkennen. Auch wenn nach diesem magischen Appetizer der nächste Gang, Nudeln mit gruseliger Soße serviert werden, hat Koch Reiner Bauer damit den Geschmack seiner Gäste getroffen.

Den Hut tief ins Gesicht gezogen, lässt eine Hexe den Kürbis fliegen, bevor der dann auf den Tellern der Hauptspeise, Schweinefiletgeschnet- zeltes mit Kartoffel-Kürbisgemüse landet. Was dann kam ist an Unap- petitlichkeit kaum mehr zu übertref- fen. Das Mahl, bis dahin war delikat, keine Frage. Doch Louey, ein junger Magier aus Regensburg strapaziert die Geschmacksnerven des entsetz- ten Publikums. Er klopft sich mit ei- ner leeren Bierflasche einen 10 cm langen Nagel in sein Nasenloch. Eine Assistentin aus dem Publikum kann gar nicht hinschauen, als sie den Me- tallstift wieder rausziehen soll. Dann beißt er doch tatsächlich in eine ech- te Glühbirne, kaut die Scherben und spült sie mit einem Schluck Wasser runter. „Modernen Energiesparlampen sind ungenießbar.“, erklärt Louey. „Na Mahlzeit!, kann ich da nur sagen. Zum Glück gibt es nach der Nummer Mohnparfait mit Blutsauce für die ver- stimmten Mägen im Publikum. Das heitere Gelage wird dann von den Schabernackhexen in die Pflicht ge-

 
Unbekannte Schönheit im Schein der Kerzen

nommen. Eine mittelalterliche Sa- gengeschichte wird da flott inszeniert und alle dürfen, müssen mitmachen. Zu später Stunde lässt Moderator, Magier und Zeremonienmeister Rudy Christl mit Hits aus den 80´gern die Vampirgesellschaft tanzen. Die Blut- sauger werden jetzt immer ausgelas- sener. Ich sammle meinen Nach- wuchs-Dracula wieder ein und mache mich noch vor Mitternacht aus dem Staub. Die durchdringenden Blicke der blutversessenen Meute sagen mir, das war allerhöchste Zeit.

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