bedürftiger
Sohn erstaunlich wortkarg. Gut 100 Blutsauger, Untote, Hexen
und zwielichtige Gestalten sind im großen Festsaal versammelt.
Ich, oh- ne Kostümierung bin die peinliche Ausnahme und
befürchte als der ein- zig Sterbliche des Abends unverseh-
ens als Nachspeise zu enden. Auf den langen, festlich Tafeln
stehen vielarmige Kerzenleuchter, spärliches Licht für`s
lichtscheue Pack. Hüb- sche junge Frauen servieren bereits
die Vorspeise. Kürbis-Cremsuppe mit Blutspritzer, garantiert
ohne Knob- lauch. Nicht saugend, sondern löf- felnd nehmen
die Gäste den ersten Gang des Menüs zu sich. Mein
Sohn gibt nach einigen amüsanten Fehlver- suchen auf
und legt sein Plastikge- biss zur Seite und ich überlege
kurz, ob ich für ihn ein Glas Wasser mit „Kukident“
bestellen soll.
Mike
Pfannenstiel, der erste Pro- grammpunkt des Showabends,
tritt ins Rampenlicht. Auch wenn sein Name einen Koch vermuten
lässt, demonstriert der dunkle Fürst die magischen
Fähigkeiten eines Vam- pirs. Er lässt eine Spielkarte
signie- ren, das Kartendeck dann ausgiebig mischen und vermag
das Blatt mittels Dolchstoss wieder zu finden. Das be- eindruckt,
auch seine Aufmachung. Er trägt blutrot eingefärbte
Kontakt- linsen und eine dunkle Sonnenbrille. Dass er im
Zwielicht der Lokalität
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überhaupt
etwas erkennen kann, sol- lte man schon als Indiz seiner über-
natürlichen Fähigkeiten anerkennen. Auch wenn nach
diesem magischen Appetizer der nächste Gang, Nudeln mit
gruseliger Soße serviert werden, hat Koch Reiner Bauer
damit den Geschmack seiner Gäste getroffen.
Den
Hut tief ins Gesicht gezogen, lässt eine Hexe den Kürbis
fliegen, bevor der dann auf den Tellern der Hauptspeise, Schweinefiletgeschnet-
zeltes mit Kartoffel-Kürbisgemüse landet. Was dann
kam ist an Unap- petitlichkeit kaum mehr zu übertref-
fen. Das Mahl, bis dahin war delikat, keine Frage. Doch Louey,
ein junger Magier aus Regensburg strapaziert die Geschmacksnerven
des entsetz- ten Publikums. Er klopft sich mit ei- ner leeren
Bierflasche einen 10 cm langen Nagel in sein Nasenloch. Eine
Assistentin aus dem Publikum kann gar nicht hinschauen, als
sie den Me- tallstift wieder rausziehen soll. Dann beißt
er doch tatsächlich in eine ech- te Glühbirne, kaut
die Scherben und spült sie mit einem Schluck Wasser runter.
„Modernen Energiesparlampen sind ungenießbar.“,
erklärt Louey. „Na Mahlzeit!, kann ich da nur sagen.
Zum Glück gibt es nach der Nummer Mohnparfait mit Blutsauce
für die ver- stimmten Mägen im Publikum. Das heitere
Gelage wird dann von den Schabernackhexen in die Pflicht ge- |
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nommen.
Eine mittelalterliche Sa- gengeschichte wird da flott inszeniert
und alle dürfen, müssen mitmachen. Zu später
Stunde lässt Moderator, Magier und Zeremonienmeister
Rudy Christl mit Hits aus den 80´gern die Vampirgesellschaft
tanzen. Die Blut- sauger werden jetzt immer ausgelas- sener.
Ich sammle meinen Nach- wuchs-Dracula wieder ein und mache
mich noch vor Mitternacht aus dem Staub. Die durchdringenden
Blicke der blutversessenen Meute sagen mir, das war allerhöchste
Zeit.
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