von Benjamin Franz-
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„Rolling Stone“ Toni Scheubeck rockt in Passau

Uraufführung in der Dreiflüssestadt. Laudator Manfred Nürnberger (Aka- demischer Direktor Uni Regensburg) bittet die Vernissagegäste Abstand zu wahren. Am mächtigen Schienen- strang, der die Grundfläche der Sankt Anna Kapelle diagonal teilt, bahnt sich eine Performance an. Auf einen Ende der Gleiskonstruktion liegt ein schwerer Doppelkegel aus Granit. Seine perfekte Form und die makel-

 
Rolling Stone
Toni Scheubeck
 
   
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losen Flächen sind das Resultat ma- schineller Arbeit. Als wolle der Stein die Metallprofile auseinanderdrängen, ruht er mit seinem Grat, da wo sich die Kegelflächen vereinen, wie ein Keil zwischen den Schienen. Schwe- re Steinobjekte sind von Natur aus träge bis unbeweglich. Zwar könnte der Doppelkegel auf abschüssiger Strecke vermutlich rollen, doch auf dem wagrechten Fußboden der Ka- pelle sollte das nur mit Mühe möglich sein. Bildhauer Toni Scheubeck tritt an sein Objekt und entfernt ein klei- nes Holzstück das auf dem Gleis- körper unter dem Granit lag. Dann, wie magisch nimmt der Stein ohne das Zutun Scheubecks Fahrt auf.

Wie das Rollgeräusch, grollend und auf ein sehr imposantes Maß an- schwellend, maximiert der Stein sei- nen Vorwärtsdrang. Ein Schauspiel hat Manfred Nürnberger angekündigt, ein Schauspiel bekommen die vielen Besucher jetzt geboten. Immer ras- santer drehend erreicht der Doppel- kegel schließlich mit Applaus das Ende der Schienenstrecke. Künstler Toni Scheubeck setzt hier nicht etwa die Gesetzmäßigkeiten der Physik außer Kraft oder will als Magier sein Publikum unterhalten. Schwerkraft wird geschickt umgelenkt. Die Metal- lprofile, nicht parallel, sondern leicht auseinander laufend angeordnet, er- geben das nötige Gefälle, dass den an sich trägen Stein überraschend

 
beschleunigen kann. Angewandte Physik wird so präsentiert zum Er- lebnis. Eine Idee, die den Bildhauer aus Arnschwang schon länger be- schäftigt. Als Scheubeck das Ange- bot vom Passauer Kunstverein be- kam, in der St. Anna Kapelle seine aktuellen Arbeiten zu zeigen, kann er das Projekt realisieren. Zusammen mit Markus Jaursch, der 1000 klein- formatige Öllandschaften auf Holz präsentiert, entsteht die Ausstellung „Bild um Bild – Schlag auf Schlag“.

Geschlagen, oder vielmehr gefällt,hat Toni Scheubeck hundert Hasselnuss-Stecken. Ohne auch nur einen Nagel ins Holz zu treiben baut er damit im Innenhof der St. Anna Kapelle eine Gewölbekonstruktion auf, die sich frei schwebend, kuppelartig nur auf die äußeren Rundhölzer stützt. Ein äuß- erst empfindliches Werk, wie man meinen könnte, doch selbst unacht- same Fußtritte der vorbeidrängenden Ausstellungsbesucher können dem faszinierenden Konstrukt nicht ge- fährlich werden. Ein statisches Wun- derwerk, das wie schon der „Rolling Stone“ im Kapellenschiff für viel Auf- sehen sorgt. Die für Scheubeck ty- pischen Arbeiten, wenn er zum Bei- spiel dunklen Einschlüssen im Granit herausformt,oder in die polierte Ober- flächen interessante Muster einbringt, erleben die Ausstellungsbesucher im Kreuzgang um den Innenhof. Als Lau- dator Manfred Nürnberger, T. Scheu-

 

becks Antrieb beschrieb, einen mas- sigen Stein auf Schienen anzutreib- en, krachte lautstark ein Ölbild von der Wand. „Unbewegliches bewegen“.
Aber Maler Markus Jaursch war wohl nicht für die spontane Performance verantwortlich. Das Bild blieb heil und die etwa 200 Vernissagegäste ließen sich von den Eindrücken des Abends bewegen.Geöffnet ist die Ausstellung Im Zentrum der Passauer Altstadt
noch bis zum 10. Oktober. Dienstag – Sonntag 13 – 18 Uhr

 

 
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