losen
Flächen sind das Resultat ma- schineller Arbeit. Als
wolle der Stein die Metallprofile auseinanderdrängen,
ruht er mit seinem Grat, da wo sich die Kegelflächen
vereinen, wie ein Keil zwischen den Schienen. Schwe- re Steinobjekte
sind von Natur aus träge bis unbeweglich. Zwar könnte
der Doppelkegel auf abschüssiger Strecke vermutlich rollen,
doch auf dem wagrechten Fußboden der Ka- pelle sollte
das nur mit Mühe möglich sein. Bildhauer Toni Scheubeck
tritt an sein Objekt und entfernt ein klei- nes Holzstück
das auf dem Gleis- körper unter dem Granit lag. Dann,
wie magisch nimmt der Stein ohne das Zutun Scheubecks Fahrt
auf.
Wie
das Rollgeräusch, grollend und auf ein sehr imposantes
Maß an- schwellend, maximiert der Stein sei- nen Vorwärtsdrang.
Ein Schauspiel hat Manfred Nürnberger angekündigt,
ein Schauspiel bekommen die vielen Besucher jetzt geboten.
Immer ras- santer drehend erreicht der Doppel- kegel schließlich
mit Applaus das Ende der Schienenstrecke. Künstler Toni
Scheubeck setzt hier nicht etwa die Gesetzmäßigkeiten
der Physik außer Kraft oder will als Magier sein Publikum
unterhalten. Schwerkraft wird geschickt umgelenkt. Die Metal-
lprofile, nicht parallel, sondern leicht auseinander laufend
angeordnet, er- geben das nötige Gefälle, dass den
an sich trägen Stein überraschend
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beschleunigen
kann. Angewandte Physik wird so präsentiert zum Er- lebnis.
Eine Idee, die den Bildhauer aus Arnschwang schon länger
be- schäftigt. Als Scheubeck das Ange- bot vom Passauer
Kunstverein be- kam, in der St. Anna Kapelle seine aktuellen
Arbeiten zu zeigen, kann er das Projekt realisieren. Zusammen
mit Markus Jaursch, der 1000 klein- formatige Öllandschaften
auf Holz präsentiert, entsteht die Ausstellung „Bild
um Bild – Schlag auf Schlag“.
Geschlagen,
oder vielmehr gefällt,hat Toni Scheubeck hundert Hasselnuss-Stecken.
Ohne auch nur einen Nagel ins Holz zu treiben baut er damit
im Innenhof der St. Anna Kapelle eine Gewölbekonstruktion
auf, die sich frei schwebend, kuppelartig nur auf die äußeren
Rundhölzer stützt. Ein äuß- erst empfindliches
Werk, wie man meinen könnte, doch selbst unacht- same
Fußtritte der vorbeidrängenden Ausstellungsbesucher
können dem faszinierenden Konstrukt nicht ge- fährlich
werden. Ein statisches Wun- derwerk, das wie schon der „Rolling
Stone“ im Kapellenschiff für viel Auf- sehen sorgt.
Die für Scheubeck ty- pischen Arbeiten, wenn er zum Bei-
spiel dunklen Einschlüssen im Granit herausformt,oder
in die polierte Ober- flächen interessante Muster einbringt,
erleben die Ausstellungsbesucher im Kreuzgang um den Innenhof.
Als Lau- dator Manfred Nürnberger, T. Scheu- |
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becks
Antrieb beschrieb, einen mas- sigen Stein auf Schienen anzutreib-
en, krachte lautstark ein Ölbild von der Wand. „Unbewegliches
bewegen“.
Aber Maler Markus Jaursch war wohl nicht für die spontane
Performance verantwortlich. Das Bild blieb heil und die etwa
200 Vernissagegäste ließen sich von den Eindrücken
des Abends bewegen.Geöffnet ist die Ausstellung Im Zentrum
der Passauer Altstadt
noch bis zum 10. Oktober. Dienstag – Sonntag 13 –
18 Uhr
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