von Benjamin Franz-
TITEL ÜBERSICHT FOTOS IMPRESSUM
       
 
   
Fotos in den Ecken weiterklicken
Pferdeschwanz und Pony

Marianne Hähnel zählt zu den besten Distanzreitern weltweit. Sie lebt, trai- niert und züchtet auf ihrem Hof bei Falkenstein. Ihr bestes Pferd Araber Baida kann sogar fliegen.

Als die kleine Marianne auf der Dult Regensburg vom Pony rutschte, kon- nte sie der Papa gerade noch auffan- gen. Damals, erst drei, hat die heute großgewachsene, fröhliche Blondine, mit Pferdeschwanz und Pony,keine eigenen Erinnerungen an dieses „er- ste Mal“. „Vielleicht wäre aber mein Leben da anders verlaufen, hätte ich nach einem Sturz, Angst vor den gro- ßen Tieren bekommen“, schmunzelt Marianne Hähnel. Aber das mag sie sich gar nicht ausmalen, denn Pferde werden ihre große Leidenschaft.

Gegen den Widerstand der Mama lernt sie mit sieben Reiten. Ein ei- genes Pony wird angeschafft, aber ein Transporter für das Tier fehlt. Die mutige Schülerin galoppierte zu Ver- anstaltungen in der näheren Umge- bung und überquerte sogar auf einer Fähre mit ihrem kleinen Ross die Do- nau.Die Reiterin wurde größer. Eben- so rasch entwickelten sich Marian- nes Ansprüche und Geschick. Klein blieb dagegen nur ihr Reittier. Sie sprang über Hindernisse, nahm an kleinen Turnieren teil und mußte sich immer öfter vor Anderen rechtferti- gen, die das als Zumutung fürs Pony kritisierten. Für die engagierte Reiter- in wurde schließlich ein stattliches Warmblut angeschafft. Aber Den Tra- kehner an der „Longe“ auszubilden wird deutlich schwerer als beim Pony Den kleinen Weggefährten wegzu- geben bringt Marianne auch nicht übers Herz. Als sich die junge Frau vermählt, umzieht und am neuen Le- bensmittelpunkt in Schorndorf der Platz fehlt, muss sie sich schweren Herzens von Pony und Warmblut trennen.

Zwei Jahre sitzt Marianne Hähnel in keinem Sattel mehr. Doch es braucht nur den kleinen Anstoß einer Nach- barin, um die alte Leidenschaft wie- der zu entfachen. Sie legt sich erneut eigene Pferde zu, die vorläufig auf dem elterlichen Anwesen gehalten werden. 1993 kann Marianne Hähnel ihren Mann überzeugen den Grafflhof bei Falkenstein zu kaufen und das alte Bauerngehöft für sich und die Pferde auszubauen. Der eigene Rei-

 
terhof entstand. Hähnel sammelt Er- fahrungen im Dressurreiten und kann mit ihren Araber-Pferden bei Turnieren überraschend schnell punkten. 1994 entdeckt Marianne Hähnel das Dis- tanzreiten für sich.Bei Wettbewerben müssen Ross und Reiter bis zu 160 Kilometer am Stück zurücklegen. Ei- ne Tortour, die nicht selten ungeübte Reiter mit schmerzhaften Blasen an den Schenkelinnenseiten malträtiert. Regelmäßige „Boxenstops“ werden eingeplant, um Mensch und Reittier zu verpflegen oder verschlissenes Equipment, wie zum Beispiel Hufei- sen, auszutauschen.

Der „Tross“, Helfer mit PKW die an festen Punkten der Strecke auf die Reiter treffen, sind auf alle denkbaren Ereignisse vorbereitet. Sie informier- en auch über die momentane Platz- ierung, denn bei einem großen Star- terfeld, oft weit über hundert Konkur- renten, verliert man schnell den Über- blick. Marianne Hähnel´s Pferde sind vielseitig ausgebildet und deshalb für große Distanzen hervorragend geeig- net. Auch Hähnel selbst hat für das Leben mit den Pferden oft große Hin- dernisse überwinden müssen.Sie hat gelernt sich durchzusetzen, ist aus- dauernd und das kommt ihr beim den Marathon-Reitwettbewerben entge- gen. Den ersten 80 kmr Ritt 1999 ge- winnt die ehrgeizige Falkensteinerin. Sie läuft nicht nur als erste durchs Ziel sondern ihr Pferd „Bijari“ macht den besten Gesamteindruck. Eine Auszeichnung auf die sie großen Wert legt, denn oft versuchen zu ehr- geizige Sportler das Rennen auf Kosten ihrer Pferde zu entscheiden. Das Wohl ihrer Tiere liegt Marianne Hähnel sehr am Herzen. Deshalb ver- zichtet sie beim Zaumzeug auf die Kandare, ein Metallgebiss, das dem Pferd oft auch Schmerzen bereiten kann. Die sanfte Methode verlangt wiederum vom Reiter größeres Ge- schick mit den Tieren. Ist eines Ihrer vierbeinigen Lieblinge krank, scheut sie keine Mühen, die wieder Heilung versprechen. Diese sehr enge, emo- tionale Bindung, den ihr Umgang mit den Tieren vermuten lässt, ist neben dem harten Training vielleicht ihr Er- folgsrezept. 2004 und 2007 wird Ma- rianne Hähnel Deutsche Vizemeister- in im Distanzritt. Auf internationalen Wettbewerben sammelt sie auch flei- ßig Punkte fürs Nationalteam, dem sie seit 2003 angehört. In Ungarn reicht es zum Sieg fürs Team und Platz zwei in der Einzelwertung. In

 

Frankreich, Italien, Österreich, Slo- wenien und in der Tschechei geht sie erfolgreich an den Start. 2007 rangiert die Erfolgs-Reiterin aus Falkenstein mit ihrem Araber „Baida“ auf Platz vier der Weltrangliste. Sheik Moham- med bin Rashid al Maktoum, selbst erfolgreicher Distanzreiter, möchte das Marianne Hähnel beim „Enduran- ce Cup 2008“ in Dubai antritt. Alle Kosten werden übernommen.Auf der Einladung stand „shiping“, da hatte Marianne Hähnel die heikle Pony- Fährfahrt auf der Donau wieder vor Augen, bis ihr schließlich klar wurde, dass ihr Pferd fliegen sollte.„Es hatte doch etwas Überwindung gekostet, bis ich die weihnachtliche Überrasch- ung annehmen konnte.“ , erklärt sie, „Denn geflogen ist „Baida“ noch nie und der abrupte Klimawechsel, aus dem Januar-Frost in die Wüste, wird ihm, aber auch mir gehörig zuset- zen.“ Um sich ernsthaft auf das Ren- nen vorzubereiten war es auch schon zu spät, trotzdem reisen Marianne Hähnel mit ihr Pferd „Baida“ und ein Betreuerteam im Januar 2008 an den persischen Golf.

Der Sheik hatte die hundert besten Distanzreiter nach Dubai geholt. Sei- ne imposante Wüsten-Anlage„Endur- ance-City“war bereits Austragungsort der Distanzritt-Weltmeisterschaften. Das weite Wüstenareal hat man in Sheik-Manier zum Meka des Dis- tanzritts, mit künstlichen Oasen, eng- lischer Rasen und imposanter Archi- tektur aus dem Sand gestampft. Alle Pferde standen nach der Ankunft im Quarantänestall und wurden auf ihre Renntauglichkeit untersucht. Ein zu hoher Puls kann da schon das Aus bedeuten ehe man überhaupt gestar- tet ist. Das 160 Kilometer Rennen durchstehen und das Pferd wieder heil nachhause bringen war Marianne Hähnel´s Ziel. Ihr Liebling „Baida“ lässt sich nur all zu leicht von ander- en losstürmenden Rennpferden an- stecken. Während auf europäischen Distanzritten ein Grossteil der Strec- ke durch bewaldetes Gelände führt und man somit Konkurrenten schnell aus dem Auge verliert, konnte man am Wüstenstart, kilometerweit seh- en. Mit den Anderen „losheizen“ wäre das garantierte Ende für ihren Araber aus dem Bayrischen Wald gewesen , den nach jeder Runde werden die

weiter Teil II