Pferdeschwanz
und Pony
Marianne
Hähnel zählt zu den besten Distanzreitern weltweit.
Sie lebt, trai- niert und züchtet auf ihrem Hof bei Falkenstein.
Ihr bestes Pferd Araber Baida kann sogar fliegen.
Als
die kleine Marianne auf der Dult Regensburg vom Pony rutschte,
kon- nte sie der Papa gerade noch auffan- gen. Damals, erst
drei, hat die heute großgewachsene, fröhliche Blondine,
mit Pferdeschwanz und Pony,keine eigenen Erinnerungen an dieses
„er- ste Mal“. „Vielleicht wäre aber
mein Leben da anders verlaufen, hätte ich nach einem
Sturz, Angst vor den gro- ßen Tieren bekommen“,
schmunzelt Marianne Hähnel. Aber das mag sie sich gar
nicht ausmalen, denn Pferde werden ihre große Leidenschaft.
Gegen
den Widerstand der Mama lernt sie mit sieben Reiten. Ein ei-
genes Pony wird angeschafft, aber ein Transporter für
das Tier fehlt. Die mutige Schülerin galoppierte zu Ver-
anstaltungen in der näheren Umge- bung und überquerte
sogar auf einer Fähre mit ihrem kleinen Ross die Do-
nau.Die Reiterin wurde größer. Eben- so rasch entwickelten
sich Marian- nes Ansprüche und Geschick. Klein blieb
dagegen nur ihr Reittier. Sie sprang über Hindernisse,
nahm an kleinen Turnieren teil und mußte sich immer
öfter vor Anderen rechtferti- gen, die das als Zumutung
fürs Pony kritisierten. Für
die engagierte Reiter- in wurde schließlich ein stattliches
Warmblut angeschafft. Aber Den Tra- kehner an der „Longe“
auszubilden wird deutlich schwerer als beim Pony Den kleinen
Weggefährten wegzu- geben bringt Marianne auch nicht
übers Herz. Als sich die junge Frau vermählt, umzieht
und am neuen Le- bensmittelpunkt in Schorndorf der Platz fehlt,
muss sie sich schweren Herzens von Pony und Warmblut trennen.
Zwei
Jahre sitzt Marianne Hähnel in keinem Sattel mehr. Doch
es braucht nur den kleinen Anstoß einer Nach- barin,
um die alte Leidenschaft wie- der zu entfachen. Sie legt sich
erneut eigene Pferde zu, die vorläufig auf dem elterlichen
Anwesen gehalten werden. 1993 kann Marianne Hähnel ihren
Mann überzeugen den Grafflhof bei Falkenstein zu kaufen
und das alte Bauerngehöft für sich und die Pferde
auszubauen. Der eigene Rei-
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terhof
entstand. Hähnel sammelt Er- fahrungen im Dressurreiten
und kann mit ihren Araber-Pferden bei Turnieren überraschend
schnell punkten. 1994 entdeckt Marianne Hähnel das Dis-
tanzreiten für sich.Bei Wettbewerben müssen Ross
und Reiter bis zu 160 Kilometer am Stück zurücklegen.
Ei- ne Tortour, die nicht selten ungeübte Reiter mit
schmerzhaften Blasen an den Schenkelinnenseiten malträtiert.
Regelmäßige „Boxenstops“ werden eingeplant,
um Mensch und Reittier zu verpflegen oder verschlissenes Equipment,
wie zum Beispiel Hufei- sen, auszutauschen.
Der
„Tross“, Helfer mit PKW die an festen Punkten
der Strecke auf die Reiter treffen, sind auf alle denkbaren
Ereignisse vorbereitet. Sie informier- en auch über
die momentane Platz- ierung, denn bei einem großen
Star- terfeld, oft weit über hundert Konkur- renten,
verliert man schnell den Über- blick. Marianne Hähnel´s
Pferde sind vielseitig ausgebildet und deshalb für
große Distanzen hervorragend geeig- net. Auch Hähnel
selbst hat für das Leben mit den Pferden oft große
Hin- dernisse überwinden müssen.Sie hat gelernt
sich durchzusetzen, ist aus- dauernd und das kommt ihr beim
den Marathon-Reitwettbewerben entge- gen. Den
ersten 80 kmr Ritt 1999 ge- winnt die ehrgeizige Falkensteinerin.
Sie läuft nicht nur als erste durchs Ziel sondern ihr
Pferd „Bijari“ macht den besten Gesamteindruck.
Eine Auszeichnung auf die sie großen Wert legt, denn
oft versuchen zu ehr- geizige Sportler das Rennen auf Kosten
ihrer Pferde zu entscheiden. Das Wohl ihrer Tiere liegt
Marianne Hähnel sehr am Herzen. Deshalb ver- zichtet
sie beim Zaumzeug auf die Kandare, ein Metallgebiss, das
dem Pferd oft auch Schmerzen bereiten kann. Die sanfte Methode
verlangt wiederum vom Reiter größeres Ge- schick
mit den Tieren. Ist
eines Ihrer vierbeinigen Lieblinge krank, scheut sie keine
Mühen, die wieder Heilung versprechen. Diese sehr enge,
emo- tionale Bindung, den ihr Umgang mit den Tieren vermuten
lässt, ist neben dem harten Training vielleicht ihr
Er- folgsrezept. 2004 und 2007 wird Ma- rianne Hähnel
Deutsche Vizemeister- in im Distanzritt. Auf internationalen
Wettbewerben sammelt sie auch flei- ßig Punkte fürs
Nationalteam, dem sie seit 2003 angehört. In Ungarn
reicht es zum Sieg fürs Team und Platz zwei in der
Einzelwertung. In
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Frankreich,
Italien, Österreich, Slo- wenien und in der Tschechei
geht sie erfolgreich an den Start. 2007 rangiert die Erfolgs-Reiterin
aus Falkenstein mit ihrem Araber „Baida“ auf Platz
vier der Weltrangliste. Sheik Moham- med bin Rashid al Maktoum,
selbst erfolgreicher Distanzreiter, möchte das Marianne
Hähnel beim „Enduran- ce Cup 2008“ in Dubai
antritt. Alle Kosten werden übernommen.Auf der Einladung
stand „shiping“, da hatte Marianne Hähnel
die heikle Pony- Fährfahrt auf der Donau wieder vor Augen,
bis ihr schließlich klar wurde, dass ihr Pferd fliegen
sollte.„Es hatte doch etwas Überwindung gekostet,
bis ich die weihnachtliche Überrasch- ung annehmen konnte.“
, erklärt sie, „Denn geflogen ist „Baida“
noch nie und der abrupte Klimawechsel, aus dem Januar-Frost
in die Wüste, wird ihm, aber auch mir gehörig zuset-
zen.“ Um sich ernsthaft auf das Ren- nen vorzubereiten
war es auch schon zu spät, trotzdem reisen Marianne Hähnel
mit ihr Pferd „Baida“ und ein Betreuerteam im
Januar 2008 an den persischen Golf.
Der
Sheik hatte die hundert besten Distanzreiter nach Dubai geholt.
Sei- ne imposante Wüsten-Anlage„Endur- ance-City“war
bereits Austragungsort der Distanzritt-Weltmeisterschaften.
Das weite Wüstenareal hat man in Sheik-Manier zum Meka
des Dis- tanzritts, mit künstlichen Oasen, eng- lischer
Rasen und imposanter Archi- tektur aus dem Sand gestampft.
Alle Pferde standen nach der Ankunft im Quarantänestall
und wurden auf ihre Renntauglichkeit untersucht. Ein zu hoher
Puls kann da schon das Aus bedeuten ehe man überhaupt
gestar- tet ist. Das 160 Kilometer Rennen durchstehen und
das Pferd wieder heil nachhause bringen war Marianne Hähnel´s
Ziel. Ihr Liebling „Baida“ lässt sich nur
all zu leicht von ander- en losstürmenden Rennpferden
an- stecken. Während auf europäischen Distanzritten
ein Grossteil der Strec- ke durch bewaldetes Gelände
führt und man somit Konkurrenten schnell aus dem Auge
verliert, konnte man am Wüstenstart, kilometerweit seh-
en. Mit den Anderen „losheizen“ wäre das
garantierte Ende für ihren Araber aus dem Bayrischen
Wald gewesen , den nach jeder Runde werden die
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