Nicht
die Lifeübertragung im Autora- dio, so was findet
sich in seinem Dienstfahrzeug gar nicht. Er soll jetzt mental
abschalten, das aber dürfte heute schier unmöglich
sein. Denn wo immer er durch sein Helmvisier aus dem Rennwagen
blickt, sieht er Fahnen schwenkende Fußball-Fans. In
wenigen Minuten wird er präzise wie ein Uhrwerk funktionieren
müs- sen. Beschleunigen, Bremsen und die ideale Linie
finden. Die Attacken der Hintermänner parieren und natür-
lich sein 300 PS Geschoß auf Kurs halten.
Die
erste Habzeit hatte der 25jährige Weidinger auf einem
kleinen TV Bild- schirm im Fahrerlager miterleben dür-
fen. Dann wurden die Piloten der Seat Leon Supercopa Serie
mit ihren Au- tos zum Vorstart gebeten. Dem Inter- essenskonflikt
ist der Veranstalter el- egant aus dem Weg gegangen.Renn-
pause und Fußball-Übertragung fürs Publikum.
Für Piloten, Techniker und Mechaniker begann dann aber,
noch vor dem Torsegen der zweiten Spiel- hälfte, die
hektische Vorbereitung zum 6. Saisonrennen. Der Lauf wird
erst gestartet wenn das Spiel vorbei ist. So sitzt Luger,
eingepackt in sein feuerfestes Rennoutfit, mit Helm und Handschuhen,
im schwarzen Seat Leon und geht mental die einzelnen Sektoren
der 2,3 km langen Schleife durch. Wie schwer das sein mag,
wenn immer wieder dumpfer Torjubel an der Konzentration nagt,
kann sich jeder ausmalen.
Als
Klose, Podolski und Co. abtreten, treten zwanzig junge Damen
auf die verwaiste Start- und Zielgerade. Mit Startnummertafeln
werden die Hüb-
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schen
von der Rennleitung zur gelb markierten Startaufstellung dirigiert.
Dann starten in der Boxengasse die ersten Piloten ihre 2Liter
Turbo Trieb- werke. Nach und nach verdichtet sich das Grollen
bis die Meute schließlich auf den Rundkurs rollt. An
handels- übliche Serienfahrzeuge erinnert nur noch die
äußere Form. Das Aerody- namik-Paket unterstreicht
dabei den Rennsportcharakter. Vollausstattung, Fensterheber
oder Klimaautomatik, schon Standart im Kleinwagenseg- ment,
sucht man vergebens. Dafür leitet ein Dachspoiler Fahrtwind
ins Innere zum Piloten. Ein massiver Sicherheitskäfig
macht das Einstei- gen zur Kletterpartie, bei der das Lenkrad
vorher abmontiert wird. Breite Hosenträgergurte fixieren
den Fahrer dann im tiefen Schalensitz, nur so lassen sich
die Gravitationskräfte in den Kurvenfahrten ertragen.
Nach
der Einführungsrunde sortiert sich das Fahrerfeld in
die Startauf- stellung ein. Matthias Luger mit der 16 auf
seinem Wagen, wird von Po- sition sechs ins Rennen gehen.
Den Startplatz hat er sich im Qualifying erkämpft. Die
Türen sind offen, Tech- niker und Teamleiter geben letzte
In- struktionen. Lugners Freundin, Nicole Malterer beschirmt
den Lebensge- fährten vor der gleissenden Sonne, die
den schwarzen Boliden im einen Backoffen verwandelt. Dann
müssen die Team´s, die vielen Helfer und die immer
lächelnden Schilder-Damen, Start und Ziel verlassen.
Als
sich die Leitplanke hinter dem Tross schließt, blicken
die die Piloten zum Startsignal. Fünf Lampen, alle rot.
Motoren heulen auf. Lärmpegel |
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und
Spannung steigen. Im Sekunden- takt erlöschen die roten
Leuchten und die Ampel wird grün. Matthias Luger gibt Vollgas.
Mit
dem Motorsportvirus angesteckt hat ihn sein Vater. Franz Luger,
Au- tohändler aus Weiding, fuhr selbst überaus erfolgreich
in der ADAC Sla- lom Serie und nahm seinen Auto-ver- rückten
Buben mit zu den Rennen. Mit sechs Jahren will dann auch Mat-
thias hinters Steuer. Franz Luger be- sorgt ein Kart und der
Nachwuchs darf sich bei regionalen Rennen be- weisen. Mit
13 Jahren gewinnt Mat- thias Luger dann Läufe zur Deutsch-
en Meisterschaft, er nimmt an inter- nationalen Kartrennen
teil und landet schließlich bei der BMW-Sichtung, die
gute Kartfahrer für die Formelserie suchen. Noch ohne
jegliche Erfahr- ung mit einem Formelfahrzeug kann er bei
den ersten Testfahrten nicht mithalten. Nach zwei Tagen aber
fährt Matthias Luger allen davon. Die Ver- antwortlichen
BMW-Techniker sind von seiner Entwicklung, seinem Ver- ständnis
fürs Fahrzeug begeistert. Seine Konkurrenten damals sind
die heutigen Formel-1 Piloten Sebastian Vettel und Nico Rosberg.
Als die BMW-Förderung ausläuft, wird es schwer für
die Luger`s in der Formel Serie weiter zu machen. Die Kosten
sind ohne potente Sponsoren nicht mehr zu stemmen. Da bekommt
Mat- thias Luger das Angebot von Ford, in den Fiesta ST Cup
als Werksfahrer einzusteigen. Obwohl er die Meister-
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