von Benjamin Franz-
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Ein Rasantes Spiel

Nürnberg – Norisring, 17:28 Uhr, Klo- se trifft zum 4:0, spring einen Vor- wärtssalto und reißt die Faust nach oben. Deutschland steht Kopf. Was für ein furioses Viertelfinale. Auch tausende Fans vor den großen Vide- owänden auf dem Motorsportgelände sind außer sich. Da wo sonst span- nende Überholmanöver oder spekta- kuläre Kollisionen wieder und wieder gezeigt werden, läuft seit knapp 90 Minuten ein Fußballspiel. Ein aufre- gendes Spiel, und doch Fußballfan Matthias Luger muss abschalten.

 
Norisring
Matthias Luger
     
 
     
Nicht die Lifeübertragung im Autora- dio, so was findet sich in seinem Dienstfahrzeug gar nicht. Er soll jetzt mental abschalten, das aber dürfte heute schier unmöglich sein. Denn wo immer er durch sein Helmvisier aus dem Rennwagen blickt, sieht er Fahnen schwenkende Fußball-Fans. In wenigen Minuten wird er präzise wie ein Uhrwerk funktionieren müs- sen. Beschleunigen, Bremsen und die ideale Linie finden. Die Attacken der Hintermänner parieren und natür- lich sein 300 PS Geschoß auf Kurs halten.

Die erste Habzeit hatte der 25jährige Weidinger auf einem kleinen TV Bild- schirm im Fahrerlager miterleben dür- fen. Dann wurden die Piloten der Seat Leon Supercopa Serie mit ihren Au- tos zum Vorstart gebeten. Dem Inter- essenskonflikt ist der Veranstalter el- egant aus dem Weg gegangen.Renn- pause und Fußball-Übertragung fürs Publikum. Für Piloten, Techniker und Mechaniker begann dann aber, noch vor dem Torsegen der zweiten Spiel- hälfte, die hektische Vorbereitung zum 6. Saisonrennen. Der Lauf wird erst gestartet wenn das Spiel vorbei ist. So sitzt Luger, eingepackt in sein feuerfestes Rennoutfit, mit Helm und Handschuhen, im schwarzen Seat Leon und geht mental die einzelnen Sektoren der 2,3 km langen Schleife durch. Wie schwer das sein mag, wenn immer wieder dumpfer Torjubel an der Konzentration nagt, kann sich jeder ausmalen.

Als Klose, Podolski und Co. abtreten, treten zwanzig junge Damen auf die verwaiste Start- und Zielgerade. Mit Startnummertafeln werden die Hüb-

 
schen von der Rennleitung zur gelb markierten Startaufstellung dirigiert. Dann starten in der Boxengasse die ersten Piloten ihre 2Liter Turbo Trieb- werke. Nach und nach verdichtet sich das Grollen bis die Meute schließlich auf den Rundkurs rollt. An handels- übliche Serienfahrzeuge erinnert nur noch die äußere Form. Das Aerody- namik-Paket unterstreicht dabei den Rennsportcharakter. Vollausstattung, Fensterheber oder Klimaautomatik, schon Standart im Kleinwagenseg- ment, sucht man vergebens. Dafür leitet ein Dachspoiler Fahrtwind ins Innere zum Piloten. Ein massiver Sicherheitskäfig macht das Einstei- gen zur Kletterpartie, bei der das Lenkrad vorher abmontiert wird. Breite Hosenträgergurte fixieren den Fahrer dann im tiefen Schalensitz, nur so lassen sich die Gravitationskräfte in den Kurvenfahrten ertragen.

Nach der Einführungsrunde sortiert sich das Fahrerfeld in die Startauf- stellung ein. Matthias Luger mit der 16 auf seinem Wagen, wird von Po- sition sechs ins Rennen gehen. Den Startplatz hat er sich im Qualifying erkämpft. Die Türen sind offen, Tech- niker und Teamleiter geben letzte In- struktionen. Lugners Freundin, Nicole Malterer beschirmt den Lebensge- fährten vor der gleissenden Sonne, die den schwarzen Boliden im einen Backoffen verwandelt. Dann müssen die Team´s, die vielen Helfer und die immer lächelnden Schilder-Damen, Start und Ziel verlassen.

Als sich die Leitplanke hinter dem Tross schließt, blicken die die Piloten zum Startsignal. Fünf Lampen, alle rot. Motoren heulen auf. Lärmpegel

  und Spannung steigen. Im Sekunden- takt erlöschen die roten Leuchten und die Ampel wird grün. Matthias Luger gibt Vollgas.

Mit dem Motorsportvirus angesteckt hat ihn sein Vater. Franz Luger, Au- tohändler aus Weiding, fuhr selbst überaus erfolgreich in der ADAC Sla- lom Serie und nahm seinen Auto-ver- rückten Buben mit zu den Rennen. Mit sechs Jahren will dann auch Mat- thias hinters Steuer. Franz Luger be- sorgt ein Kart und der Nachwuchs darf sich bei regionalen Rennen be- weisen. Mit 13 Jahren gewinnt Mat- thias Luger dann Läufe zur Deutsch- en Meisterschaft, er nimmt an inter- nationalen Kartrennen teil und landet schließlich bei der BMW-Sichtung, die gute Kartfahrer für die Formelserie suchen. Noch ohne jegliche Erfahr- ung mit einem Formelfahrzeug kann er bei den ersten Testfahrten nicht mithalten. Nach zwei Tagen aber fährt Matthias Luger allen davon. Die Ver- antwortlichen BMW-Techniker sind von seiner Entwicklung, seinem Ver- ständnis fürs Fahrzeug begeistert. Seine Konkurrenten damals sind die heutigen Formel-1 Piloten Sebastian Vettel und Nico Rosberg. Als die BMW-Förderung ausläuft, wird es schwer für die Luger`s in der Formel Serie weiter zu machen. Die Kosten sind ohne potente Sponsoren nicht mehr zu stemmen. Da bekommt Mat- thias Luger das Angebot von Ford, in den Fiesta ST Cup als Werksfahrer einzusteigen. Obwohl er die Meister-

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