manches
„Girl“ steckt im bunten Pet- ticoat. Geht ein
Paar aufs Parkett sucht es nach Mittänzern, ein kurzer
Blick und drei hoch gestreckte Fin- ger, schon formieren sich
drei weitere Tanzpaare zum „Square“, zum Qua-
drat. Die Musik setzt ein und als hät- ten man zusammen
tagelang eine feste Choreografie einstudiert bilden sich zum
Takt der Musik wie ganz selbstverständlich neue Paarungen.
Figuren entstehen, lösen sich auf und enden wieder in
der Anfangsformati- on. Die „Girls“ drehen, die
Petticoats wirbeln. Alles wirkt so vertraut, um so mehr verwundert,
dass sich die Tanz- gemeinschaft eben erst zusammen gefunden
hat und es auch keine feste Choreografie gibt.
Möglich
ist das Zauberstück, weil ein Tanzleiter auf der Bühne,
mit Sprech- gesang, alle zu tanzenden Elemente ansagt. Das
Kommando „Square Throu“ läutet den eleganten
Partner- wechsel ein und bei „Swing“ dreht sich
alles. So ist Tim Marriner aus South Carolina, mit seinem
Mikro auf der Bühne nicht etwa nur ein Allein- unterhalter
mit Playbackmusik, viel- mehr dirigiert er hier, was auf der
Tanzfläche passieren soll. Und er tut das sehr virtuos.
Seine Stimme fügt sich wunderbar in die Melodien ein.
Kommandos spricht er klar und prä- zise, mit viel Gefühl
für den Rhyth- mus. Immer wieder wechselt der „Cal-
ler“ , so nennt die Square Dance Gemeinde, seine Instruktionen,
aber
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auch
in erstklassigen Gesang. Wenn Tim Marriner dann Teile
des Songs zum Besten gibt, können die Paare im Grundschritt
verschnaufen, bis er mit „Pass the Ocean“ die
nächste Figur einfordert. Seine Anweisungen, auch „Calls“
genannt, sollten die Tän- zer als gemeinsame Grundlage
natür- lich kennen. 50 Figuren gehören zur Grundausstattung.
Es gibt natürlich mehr, viel mehr und die werden hier
in Cham, den Teilnehmern in speziellen Workshops vermittelt.
Wem
Square Dance zu volkstümlich ist, sich im Bewegungsdrang
auch nicht gerne auf ein Rechteck festlegen lassen möchte
und trotzdem das Gemein- schaftserlebnis sucht, ist mit Round
Dance gut bedient.
Als
Tim Marriner auf der Bühne mit Dave Wilson wechselt,
gönnt sich die Petticoat-Fraktion eine Pause. Ele- gante
Abendkleider sammeln sich auf dem Parkett und formieren sich
mit den Tanzpartnern lose im Kreis. Dave Wilson aus Schweden
bestimmt mit seinen Ansagen welche Figuren und Schritte zu
tanzen sind. Mambo, Pa- so Doble, Quickstep – geschickt
lenkt er die Paare im Kreis um die gesamte Tanzfläche.
Die synchronen Figuren und Bewegungen erinnern an durchchoreografierte
Musikfilme a´la Dirty Dancing. Über einen falschen
Schritt ärgert sich hier keiner. Ein Blackout ist auch
kein Problem, denn was zu tun ist sieht man bei den An- deren.
Hier mühen sich keine ehr-
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geizigen
Perfektionisten um Medail- len und Platzierungen, hier will
man nur Spass haben. Da weltweit die Square - und Round Dance
- Szene einheitlichen auf einem englischen Figurenvokabular
basiert, haben Tanzbegeisterte nirgends Probleme Anschluss
zu finden. Mag das Land und die Sprache auch noch so fremd
sein, auf dem Tanzparkett hat man ganz sicher eine Gemeinsamkeit.
Silke Keucker aus Stuttgart kommt seit zwolf Jahren regelmäßig
zum Square – und Round Dance College nach Cham. Während
die Meister wie Tim Marriner oder Dave Wilson von Event zu
Event um die ganze Welt ziehen, wird sie in den vielen Club`s
Zuhause zeigen, was sei gelernt hat.
Bis nächstes Ostern, dann schaut die Square – und
Round Dance Welt wieder nach Cham.
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