von Benjamin Franz-
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Ein Haydn Spass

Violine, Cello oder Horn gehören längst nicht mehr zu den gängigen Instrumentarien der Populärmusik. Hupfdohlen wie Britney Spears oder Lady Ga Ga, die vor allem unsere Jüngsten in Verzückung bringen und Kinderzimmerwände großformatig be- setzt halten, kommen sogar gänzlich ohne Musikinstrumente aus.

Ohne Verstärker, ohne Lautsprecher und ohne durchchoreographierte Zap-

 
Clownerei
Karlheinz Busch
     
pelei, hat ein Streichquartett aus Bamberg den Langhaussaal voll ge- macht. Wer da an schwere Kost für ältere Semester denkt wurde da beim österlichen Vormittagskonzert gehö- rig überrascht. Auf den vordersten Plätzen reihte sich der Chamer Nach- wuchs. Einige erst der Krabbelgruppe entwachsen und viele mit Kuschelge- tier im Schlepptau. Eigentlich kaum zu glauben, dass so junges Publikum sich für Haydn, Mozart und Joplin be- geistern könnte.

Für Karlheinz Busch, dem Leiter des Bamberger Streichquartett, ist das wohl keine Frage der Musikart, son- dern vielmehr eine der kindgerechten Präsentationsform. Während seine

 
     
Kollegen, allesamt in dunklen Anzüg- en, mit ihren Instrumenten auf der Bühne Platz genommen haben, setzt er sich zu den Kindern an den Büh- nenrand und beginnt eine Geschichte über den Komponisten Joseph Haydn zu erzählen. Ganz im Tonfall eines Märchenonkels und sofort genießt er die ungeteilte Aufmerksamkeit. Hay- dn ließ sich von Vogelgesang inspi- rieren und schon ahmt Raúl Teo Arias mit seiner Violine das Lerchenge- zwitscher nach. Das schließlich mün- det, in Haydn´s Lerchenquartett. Zum Streicher Ensemble gesellt sich der Hornist Szabi Zembléni und Natalia Solotych am Klavier und geben virtu- ose Kostproben. Überhaupt sind die

 
Kompositionen auf ein kindgerechtes Maß gestutzt, um die jungen Ohren bei der Stange zu halten.

Zu keiner Zeit ist Unruhe entstanden. Das Medley aus wohlbekannten Me- lodien, wie Haydn´s Nationalhymne oder Joplin`s Ragtime, versetzt mit phantasievollen Geschichten um die- se Klassiker, haben die Chamer Kin- der mit gebannter Aufmerksamkeit honoriert. Vielleicht auch weil viele bereits selber ein Instrument spielen können. Aber das ganz bestimmt nicht so wie der geigende Clown Herr Josef Schrimpf. Mit roter Mütze, roter Nase und pinkfarbener Geige stand er, heiß ersehnt, auf der Bühne und

 
machte sehr ungewöhnliche Sachen mit seinem Instrument. Mal über dem Kopf, mal hinter dem Rücken oder zwischen den Füßen, nicht zu glau- ben was man mit Bogen und Geige alles machen kann. Der Pantomime trugt lustige Geschichten vor, ohne auch nur ein Wort zu verlieren, aber immer vertont mit dem eigenen Gei- genspiel. Später verrät das Mitglied der Würzburger Philharmoniker: „Kin- der sind das ehrlichste Publikum.“ Und offensichtlich hier in Cham auch ein sehr dankbares.

Denn das Streicherquartett wie auch der geigende Clown wurden mit viel Applaus bedacht.