von Benjamin Franz-
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Coach Daniel Commettant

Tock… tock…tock, wieder und wie- der prellt der Ball auf den Hallenbo- den. Die Anderen stehen aufgereiht am Spielfeldrand während Daniel Co- mmettant an der Freiwurflinie den Korb ins Visier nimmt. In drei Meter Höhe hängt der an einer Plexiglasta- fel. Tock… tock… tock, ein letztes mal klatscht der Ball auf den Boden, ohne das der Afrikaner seine Hände beim Tippen und Fangen beobachten müsste. Er behält, nach vorne ge-

 

tock.. tock.. tock

Daniel+Claudia.
Clauda.
     
beugt, den Korb im Auge. Dann, die orange Lederkugel nun fest in beiden Händen, wird Commettant klein, geht in die Knie, um sich sogleich wieder zu strecken. Im Sprung bringt er den Ball nach oben, der dann in der maxi- malen Körperstreckung seine rechte Wurfhand verlässt. Alle verfolgen die fünf Meter lange Flugbahn. Im hohen Bogen senkt der Ball sich auf den Korb, doch statt wie erwartet durch Ring und Netz zu fallen, prallt er am Korb ab und fällt zurück ins Spielfeld. Noch bevor er da aufschlägt stürmen alle los. Im Sprint eine Hallenlänge und wieder zurück. Als alle wieder aufgereiht an der Grundlinie stehen, jetzt viele laut nach Luft ringend, geht das Spiel wieder von vorne los. Einer nach dem Anderen muss sich beim Freiwurf beweisen. Gelingt der, kön- nen die Anderen verschnaufen, geht der Wurf daneben, laufen wieder alle.

Das zehrt an den Kräften und an den Nerven, denn ein langes Basketball- programm haben die jungen Männer schon hinter sich gebracht. Am Frei- tagabend um 22:15 Uhr endet mit den Freiwürfen das Training in der reno- vierten Mehrzweckhalle. Im Hallenbad darunter sind längst die Lichter aus. Auch der eine oder andere Fernseh-Sportler schlummert um diese Zeit bereits auf seiner Couch. Das Bas- ketball in Cham wieder eine Renais- sance erlebt und sich die Spieler zu so später Stunde noch schleifen las- sen, mag dem Afrikaner Daniel Com- mettant geschuldet sein, der seit ein- em halben Jahr das Training in Cham leitet. Vor 10 Jahren kam er aus dem ostafrikanischen Inselstaat, den Sey- chellen nach Deutschland. Nicht um wie Jahre zuvor für das nationale Bas- ketballteam, dem Commettant neun Jahre angehörte, Turniere zu spielen, sondern um Arbeit zu finden. Nach seiner Karriere bei den „Rockers“, dem erfolgreichsten Verein seines Landes, wurde er Sportlehrer und formte fortan Schulmannschaften. Auch in München findet er eine An- stellung als Lehrkraft. Basketball spielt er am Abend in Freizeitmann- schaften. Dabei lernt Daniel Commet- tant auch die Chamerin Claudia Zim- mermann kennen. Die Diplom-Sozial-

 
betriebswirtin arbeitet als Geschäfts- führerin bei der Bayrischen-Krebsge- sellschaft in München. Auch sie liebt das schnelle Spiel mit Ball und Korb und sucht nach sportlichem Aus- gleich, in einer formlosen Feierabend-Spielgemeinschaft. Gefunden hat die Chamerin dann Daniel Commettant, den Spielpartner fürs Leben. Vor 6 Jahren verstärkt sich das Team Zim- mermann-Commettant mit Tochter Hannah. Neuzugang 2008 ist Sohn Yannick. Die Familie zieht im ver- gangenen Jahr nach Cham. Während die zurückgekehrte Chamerin von zu Hause aus arbeiten kann, pendelt Da- niel Commettant nach München, vor- läufig noch, denn eine Anstellung im Landkreis steht bereits in Aussicht. Für die ASV Basketball-Abteilung ist der Neu-Chamer ein Glücksfall. Der Afrikaner pflegt einen autoritären, be- stimmenden Ton beim Training.

Seine Spielkompetenz, sein Know How, stellt hier jedoch niemand in Frage. Seine Motivation ist ansteck- end und der feste Wille das Team weiter zu bringen, beeindruckt Spieler wie Beobachter. Sieht er seine An- weisungen nicht korrekt umgesetzt, gellt ein Pfiff durch die Sporthalle. Abrupt friert der Spielfluss und der Geräuschpegel ein und sofort geniest er die uneingeschränkte Aufmerk- samkeit. Temperamentvoll und en- ergisch zeigt er dann die Fehler auf, schnapp sich den Ball huscht durch die Reihen der Spieler und demons- triert seine Vorstellungen. „ So eine Leitfigur brauchen wir.“ ,bestätigt Gregor Grolik, Chams Korbjäger und Leistungsträger. „Das Training hat Struktur, ist zielorientiert.“ ,erklärt er weiter. Daniel Commettant kann auf gute Spieler aufbauen, eine gute Mannschaft ist aber mehr als die Summe guter Spieler und deshalb feilt er am Zusammenspiel. Im tak- tische Potential sieht neue Coach auch den großen Reiz. „Clever sein und blitzschnell richtige Entscheid- ungen treffen, das macht ein Team sieggefährlich.“, bringt er es auf den Punkt. Intelligente, überraschende Spielzüge haben für ihn einen ästhe- tischen Moment. Wenn ein NBA Hü- ne á la Michael Jordan beim „Re-

 
bound“, mit einem gewaltigen Satz hochsteigt, den abgeprallten Ball zu fassen kriegt und sogleich brachial in den Korb stopft, dann sind auch Bas- ketball-Laien entzückt. Commettant aber, zieht der spektakulären Einzel- aktion die harmonische Mannschafts- leistung vor. Generell einen Vorteil für farbige Sportler sieht der Afrikaner nicht und nennt herausragende weiße Spieler wie Dirk Nowinski. „Zweidrittel der NBA Liga rekrutiert sich aber aus farbigen Spielern.“, kontert seine Le- bensgefährtin. „Die spielen halt ge- schmeidiger, bewegen sich besser.“ , erklärt sich das die Betriebswirtin. Daniel Commettant lächelt verlegen. Traditionell dominieren in Cham Fuß- und Handball. Der Sport aus Über- see, der in den USA zum Beispiel die Massen begeistert tut sich schwer. Dabei mangelt es weniger an enga- gierten Aktiven.

Mehr Zuschauer bei Heim-Ligaspielen und Sponsoren für Trikots, Bälle oder Fahrkosten würde sich der neue Trai- ner wünschen.

Es schneit schon wieder, als Daniel Commettant Freitagnacht nach dem Training die Mehrzweckhalle verlässt. An Winter, Schneeberge und frostige Autoscheiben mag er sich der Mann aus dem Inselparadies im Indischen Ozean so gar nicht recht gewöhnen. Auf den Sommer freut er sich, viel- leicht kann Daniel Commettant, nach dem beruflichen Wechsel dann end- lich der Basketballmannschaft mehr Zeit widmen. Die wird er brauchen um seine ehrgeizigen Ziele zu verwirk- lichen. Ein Temperaturanstieg ist dann auch in der Mehrzweckhalle zu erwarten.