beugt, den Korb im Auge. Dann, die
orange Lederkugel nun fest in beiden Händen, wird
Commettant klein, geht in die Knie, um sich sogleich wieder
zu strecken. Im Sprung bringt er den Ball nach oben, der
dann in der maxi- malen Körperstreckung seine rechte
Wurfhand verlässt. Alle verfolgen die fünf Meter
lange Flugbahn. Im hohen Bogen senkt der Ball sich auf
den Korb, doch statt wie erwartet durch Ring und Netz
zu fallen, prallt er am Korb ab und fällt zurück
ins Spielfeld. Noch bevor er da aufschlägt stürmen
alle los. Im Sprint eine Hallenlänge und wieder zurück.
Als alle wieder aufgereiht an der Grundlinie stehen, jetzt
viele laut nach Luft ringend, geht das Spiel wieder von
vorne los. Einer nach dem Anderen muss sich beim Freiwurf
beweisen. Gelingt der, kön- nen die Anderen verschnaufen,
geht der Wurf daneben, laufen wieder alle.
Das
zehrt an den Kräften und an den Nerven, denn ein langes
Basketball- programm haben die jungen Männer schon
hinter sich gebracht. Am Frei- tagabend um 22:15 Uhr endet
mit den Freiwürfen das Training in der reno- vierten
Mehrzweckhalle. Im Hallenbad darunter sind längst die
Lichter aus. Auch der eine oder andere Fernseh-Sportler
schlummert um diese Zeit bereits auf seiner Couch. Das Bas-
ketball in Cham wieder eine Renais- sance erlebt und sich
die Spieler zu so später Stunde noch schleifen las-
sen, mag dem Afrikaner Daniel Com- mettant geschuldet sein,
der seit ein- em halben Jahr das Training in Cham leitet.
Vor
10 Jahren kam er aus dem ostafrikanischen Inselstaat, den
Sey- chellen nach Deutschland. Nicht um wie Jahre zuvor
für das nationale Bas- ketballteam, dem Commettant
neun Jahre angehörte, Turniere zu spielen, sondern
um Arbeit zu finden. Nach seiner Karriere bei den „Rockers“,
dem erfolgreichsten Verein seines Landes, wurde er Sportlehrer
und formte fortan Schulmannschaften. Auch in München
findet er eine An- stellung als Lehrkraft. Basketball spielt
er am Abend in Freizeitmann- schaften. Dabei lernt Daniel
Commet- tant auch die Chamerin Claudia Zim- mermann kennen.
Die Diplom-Sozial-
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betriebswirtin arbeitet als Geschäfts- führerin
bei der Bayrischen-Krebsge- sellschaft in München. Auch
sie liebt das schnelle Spiel mit Ball und Korb und sucht nach
sportlichem Aus- gleich, in einer formlosen Feierabend-Spielgemeinschaft.
Gefunden hat die Chamerin dann Daniel Commettant, den Spielpartner
fürs Leben. Vor 6 Jahren verstärkt sich das Team
Zim- mermann-Commettant mit Tochter Hannah. Neuzugang 2008
ist Sohn Yannick. Die Familie zieht im ver- gangenen Jahr
nach Cham. Während die zurückgekehrte Chamerin von
zu Hause aus arbeiten kann, pendelt Da- niel Commettant nach
München, vor- läufig noch, denn eine Anstellung
im Landkreis steht bereits in Aussicht. Für
die ASV Basketball-Abteilung ist der Neu-Chamer ein Glücksfall.
Der Afrikaner pflegt einen autoritären, be- stimmenden
Ton beim Training.
Seine Spielkompetenz, sein Know How, stellt hier jedoch
niemand in Frage. Seine Motivation ist ansteck- end und
der feste Wille das Team weiter zu bringen, beeindruckt
Spieler wie Beobachter. Sieht er seine An- weisungen nicht
korrekt umgesetzt, gellt ein Pfiff durch die Sporthalle.
Abrupt friert der Spielfluss und der Geräuschpegel
ein und sofort geniest er die uneingeschränkte Aufmerk-
samkeit. Temperamentvoll und en- ergisch zeigt er dann die
Fehler auf, schnapp sich den Ball huscht durch die Reihen
der Spieler und demons- triert seine Vorstellungen. „
So eine Leitfigur brauchen wir.“ ,bestätigt Gregor
Grolik, Chams Korbjäger und Leistungsträger. „Das
Training hat Struktur, ist zielorientiert.“ ,erklärt
er weiter. Daniel Commettant kann auf gute Spieler aufbauen,
eine gute Mannschaft ist aber mehr als die Summe guter Spieler
und deshalb feilt er am Zusammenspiel. Im tak- tische Potential
sieht neue Coach auch den großen Reiz. „Clever
sein und blitzschnell richtige Entscheid- ungen treffen,
das macht ein Team sieggefährlich.“, bringt er
es auf den Punkt. Intelligente, überraschende Spielzüge
haben für ihn einen ästhe- tischen Moment. Wenn
ein NBA Hü- ne á la Michael Jordan beim „Re-
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bound“,
mit einem gewaltigen
Satz hochsteigt, den abgeprallten Ball zu fassen kriegt und
sogleich brachial in den Korb stopft, dann sind auch Bas-
ketball-Laien entzückt. Commettant aber, zieht der spektakulären
Einzel- aktion die harmonische Mannschafts- leistung vor.
Generell
einen Vorteil für farbige Sportler sieht der Afrikaner
nicht und nennt herausragende weiße Spieler wie Dirk
Nowinski. „Zweidrittel der NBA Liga rekrutiert sich
aber aus farbigen Spielern.“, kontert seine Le- bensgefährtin.
„Die spielen halt ge- schmeidiger, bewegen sich besser.“
, erklärt sich das die Betriebswirtin. Daniel Commettant
lächelt verlegen. Traditionell
dominieren in Cham Fuß- und Handball. Der Sport aus
Über- see, der in den USA zum Beispiel die Massen begeistert
tut sich schwer. Dabei mangelt es weniger an enga- gierten
Aktiven.
Mehr
Zuschauer bei Heim-Ligaspielen und Sponsoren für Trikots,
Bälle oder Fahrkosten würde sich der neue Trai-
ner wünschen.
Es
schneit schon wieder, als Daniel Commettant Freitagnacht
nach dem Training die Mehrzweckhalle verlässt. An
Winter, Schneeberge und frostige Autoscheiben mag er sich
der Mann aus dem Inselparadies im Indischen Ozean so gar
nicht recht gewöhnen. Auf den Sommer freut er sich,
viel- leicht kann Daniel Commettant, nach dem beruflichen
Wechsel dann end- lich der Basketballmannschaft mehr Zeit
widmen. Die wird er brauchen um seine ehrgeizigen Ziele
zu verwirk- lichen. Ein Temperaturanstieg ist dann auch
in der Mehrzweckhalle zu erwarten.
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