von Benjamin Franz-
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  „Wie sieht Gerechtigkeit aus“ Chamer Künstler vor Gericht

Philipp Klein Architekt, Philosoph und Künstler aus Cham ist ins Landge- richt Weiden bestellt. Im ehrwürdigen Schwurgerichtsaal haben sich Rich- ter, Staatsanwälte, Justizbeamte und natürlich die Gegenseite eingefunden. Die Angelegenheit Philipp Klein und Ruth Hochreiter, eine Künstlerkollegin aus Weiden, wird öffentlich ausgetra-

 
Philipp Klein
Ruth Hochreiter
Bernhard Ring
Christian Steindl
         
gen. Wer dem Präzedenzfall im Land- gericht beiwohnen möchte, muss eine Sicherheitsschleuse mit zwei Polizisten am Eingang passieren. Wie am Flughafen wird hier das Ge- päck durchleuchtet. Der imposante Gerichtssaal ist übervoll und das öffentliche Interesse überraschend groß. Klein und Hochreiter werden von Journalisten bedrängt. Kameras klicken, ein TV-Team sammelt Origi-naltöne der Akteure, bis Bernhard Ring, Präsident des Landgerichts in Weiden alle Anwesenden um Auf- merksamkeit bittet.

„Zum Architekten Klein ist folgendes festzustellen: Licht, Material, Volu- men, Textur, Farbe und Form, sind die Baustoffe der Ideen. Die Sprache des Architekten, wie des Künstlers ist die Zeichnung. Die Idee bildet sich in der Skizze ab.“ ,eröffnet Bernhard Ring die Beweisaufnahme. „Wesent- liches Charakteristikum der Arbeiten von Frau Hochreiter ist die Harmonie der Farben und Formen, sie verstören den Betrachter nicht, sie fangen ihn vielmehr ein, nehmen ihn mit auf eine gedankliche und emotionale Reise.“ Stellt Christian Steindl, Direktor des

 
 
Arbeitsgerichtes, seine Mandantin vor. Die Ausführungen von Ring und Steindl wecken überschwänglichen Beifall im Schwurgerichtssaal. Doch niemand klopft mit einem Holzham- mer um die Anwesenden zu mäßig- en. Hochreiter und Klein bringen über 60 Bilder in die Beweissaufname ein. Aus Platzgründen hat man alle Stüh- le und Tische aus dem Gerichtssaal entfernt und an drei Seiten Stellwän- de aufgebaut, um den zahlreichen Gutachtern die bestmögliche Ein- schätzung der Arbeiten zu ermög-lichen.

Im Zentrum des Schwurgerichtssaals stehen mannshohe Glasstehlen. Auf den Glasflächen schimmern farbige Strukturen, feine Farbverläufe leuch- tenden Pastellfarben. Kaum greifbar, mehr so eine Gefühlssache. Den Kern, das Wesens, oder die „Essenz“ versucht Philipp Klein zu erspüren und bildhaft zu machen. „Wie sieht Gerechtigkeit aus, oder Klugheit, wie Sinnlichkeit Leichtigkeit oder Erfolg?" fragt der Präsident des Landgerichts in seinem Plädoyer. „Der Künstler Klein findet darauf Antworten und er fühlt sich dem Wert der Schönheit als

 
Einzigem verpflichtet.“ , stellt Bern- hard Ring fest. Das „Letzte Wort“ ha- ben dann die beiden Künstler. „Es ist ein Muss, verstehen Sie, da kommt ein Drang, dass ich mir denke, ich muss jetzt Malen, das muss raus.“ schildert Ruth Hochreiter ihre Motive.
„Rechzeitig aufhören um es nicht tot zu malen.“ , darin sieht Philipp Klein seine Verpflichtung. „Was gebiert sich als Form von selbst und bin ich bereit es zu erkennen?“
Justitia im Weidner Landgericht hat die Augen- binde abgenommen und lässt sich zwei Wochen lang im Schwurge- richtssaal von Farbstimmungen, Kraft und Schönheit dargestellter Substanz verführen.

Die Urteilsfindung wird noch bis zum 22. Januar den Besuchern der unge- wöhnlichen Ausstellung im Landge- richt Weiden überlassen, Mo-Do 8:30-15:30 Uhr, Fr 8:30-12:30 Uhr.