gen. Wer dem Präzedenzfall im Land- gericht beiwohnen
möchte, muss eine Sicherheitsschleuse mit zwei Polizisten
am Eingang passieren. Wie am Flughafen wird hier das Ge- päck
durchleuchtet. Der imposante Gerichtssaal ist übervoll
und das öffentliche Interesse überraschend groß.
Klein und Hochreiter werden von Journalisten bedrängt.
Kameras klicken, ein TV-Team sammelt Origi-naltöne der
Akteure, bis Bernhard Ring, Präsident des Landgerichts
in Weiden alle Anwesenden um Auf- merksamkeit bittet.
„Zum
Architekten Klein ist folgendes festzustellen: Licht, Material,
Volu- men, Textur, Farbe und Form, sind die Baustoffe der
Ideen. Die Sprache des Architekten, wie des Künstlers
ist die Zeichnung. Die Idee bildet sich in der Skizze ab.“
,eröffnet Bernhard Ring die Beweisaufnahme. „Wesent-
liches Charakteristikum der Arbeiten von Frau Hochreiter ist
die Harmonie der Farben und Formen, sie verstören den
Betrachter nicht, sie fangen ihn vielmehr ein, nehmen ihn
mit auf eine gedankliche und emotionale Reise.“ Stellt
Christian Steindl, Direktor des
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Arbeitsgerichtes,
seine Mandantin vor. Die Ausführungen von Ring und Steindl
wecken überschwänglichen Beifall im Schwurgerichtssaal.
Doch niemand klopft mit einem Holzham- mer um die Anwesenden
zu mäßig- en. Hochreiter
und Klein bringen über 60 Bilder in die Beweissaufname
ein. Aus Platzgründen hat man alle Stüh- le und
Tische aus dem Gerichtssaal entfernt und an drei Seiten Stellwän-
de aufgebaut, um den zahlreichen Gutachtern die bestmögliche
Ein- schätzung der Arbeiten zu ermög-lichen.
Im
Zentrum des Schwurgerichtssaals stehen mannshohe Glasstehlen.
Auf den Glasflächen schimmern farbige Strukturen, feine
Farbverläufe leuch- tenden Pastellfarben. Kaum greifbar,
mehr so eine Gefühlssache. Den Kern, das Wesens, oder
die „Essenz“ versucht Philipp Klein zu erspüren
und bildhaft zu machen. „Wie
sieht Gerechtigkeit aus, oder Klugheit, wie Sinnlichkeit
Leichtigkeit oder Erfolg?" fragt der Präsident
des Landgerichts in seinem Plädoyer. „Der Künstler
Klein findet darauf Antworten und er fühlt sich dem
Wert der Schönheit als
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Einzigem
verpflichtet.“ , stellt Bern- hard Ring fest. Das „Letzte
Wort“ ha- ben dann die beiden Künstler. „Es
ist ein Muss, verstehen Sie, da kommt ein Drang, dass ich
mir denke, ich muss jetzt Malen, das muss raus.“ schildert
Ruth Hochreiter ihre Motive.
„Rechzeitig aufhören um es nicht tot zu malen.“
, darin sieht Philipp Klein seine Verpflichtung. „Was
gebiert sich als Form von selbst und bin ich bereit es zu
erkennen?“ Justitia
im Weidner Landgericht hat die Augen- binde abgenommen und
lässt sich zwei Wochen lang im Schwurge- richtssaal von
Farbstimmungen, Kraft und Schönheit dargestellter Substanz
verführen.
Die
Urteilsfindung wird noch bis zum 22. Januar den Besuchern
der unge- wöhnlichen Ausstellung im Landge- richt Weiden
überlassen, Mo-Do 8:30-15:30 Uhr, Fr 8:30-12:30 Uhr.
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