Pedal bringt. Beurteilt man hier nach den Prinzipien der Schwerkraft
müs- ste sie jetzt sofort wieder umfallen. Die Standfläche
auf dem 20 Zoll Ein- rad ist minimal, der Schwerpunkt weit
darüber. Aber Bianca Peintinger fällt nicht. Nach
den ersten, etwas wacke- ligen Sekunden wird die stetige Aus-
gleichsbewegung mit den Pedalen, vor, zurück und wieder
vor etwas ru- higer. Auch ihre rechte Hand, die an- fangs
wild zur Balance, einem Rodeo- reiter gleich, hin und her
schwingt, fasst nun neben die Linke an das ausladende Sattelende.
Mit beiden Händen zerrt sie nun am Einradsitz, als könne
Bianca sich wie einst der Baron Münchhausen am eigenen
Schopfe hochheben und beginnt auf der Stelle mit dem Einrad
zu hoppeln. Die Sätze werden größer, bei jeder
Landung wird der luftgefüllte Reifen platt gedrückt,
ehe er sich noch mehr vom Boden abhebt. Dann der finale Ruck.
Weil Bianca eine Hochsprung- latte überwinden möchte,
verlagert sie ihr Gewicht in Richtung Hindernis, bringt ihr
Einrad über die gestreifte Messvorrichtung und kann es
sicher auf der andere Seite wieder landen. 19 cm notiert die
Juri an der Hoch- sprungstation auf dem Wettkampf- konto der
ASV-Starterin.
An
den 1. Oberpfalzmeisterschaften im Einrad fahren beteiligen
sich 90 junge Sportler. Das der Einradabteil- ung des ASV
die Ausrichtung der Bezirksmeisterschaften angeboten wurde,
liegt wohl am unglaublichen Zulauf den die „Chamer“
nach der Gründung vor einem Jahr verzeichnen können.
„140 Kinder haben sich be- reits angeschlossen.“
berichtet die Leiterin der Abteilung Verena Roider “Und
nachdem unser erster Einradtag im Juni schon ein Riesenerfolg
war, bot uns Petra Plininger vom Einrad Landesverband aus
München, damals mit im ASV Stadion, die Ausrichtung der
1. Oberpfalzmeisterschaft an.“ erklärt die Schülerin
weiter. Wie
die „Chefin“ der Chamer Einrad-Fans, sind auch
viele Funktionäre und Wett- kampfhelfer noch sehr jung.
Neben engagierten Eltern, die sich zum Mit- helfen verpflichten
lassen, sieht man in allen Bereichen dieser Großveran-
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staltung
eben auch ganz viele Schül- er, die hier hochmotiviert
zur Hand gehen. Barbara Niedner vom Landes- verband ist mit
der Wettkampfleitung betraut, die Beauftragte für „Skills
und Freestyle“ hat auch professionelle Zeitmesser mit
in die Kreisstadt ge- bracht. Lichtschrankentechnik aus der
Leichtathletik, Ampellichter die den Start frei geben und
Computer die mit allen Ergebnissen gespeist werden, zeugen
vom hohen Anspruch den der Einrad-Verband hier an den Tag
legt. Für die meisten Starter ist das aber Neuland. Deshalb
auch mit im Tross des Landesverbands, Ein- rad-Weltmeister
Rocco Schulz aus Stuttgart. Er zeigt hier vorab an den Wettbewerbsstationen
wie ein Start im besten Fall zu meistern ist. Sechs Mannshohe
Kunststoffstangen, steh- en mit schweren Sockeln auf den weißen
Bahnmarkierungen der roten Tartanbahn. Die Anordnung erinnert
an einen Slalom, doch hier dienen die Stangen nur als Starthilfe.
Wenn das Rennen über 100 Meter beginnt, steh- en so die
Radsportler, bereits auf den Pedalen. Reicht bei den ganz
Kleinen die Armlänge nicht um sich zwischen beiden Stangen
zu halten, dürfen El- tern helfen. Wie
Skirennläufer wirken die Einradfahrer am Start.
Die
Ampel wechselt von Rot zu Grün, wenn die Bahn freigegeben,
die Licht- schranken aktiviert ist. Dann wird es still im
Stadion. Konzentriert erwarten die Einradathleten das Startsignal.
Das kommt aus dem Lautsprecher, digitale Pieptöne,
nach dem Vierten geht es los. Aus ist es dann mit der gespannten
Stille. Eltern und Freunde versuchen lautstark die Pedalartisten
ins Ziel zu treiben. Kaum ein Lauf wo alle Starter auch
im Ziel ankommen. Wer stürzt ist aus dem Rennen. Ver-
letzen tut sich aber keiner, wohl auch weil hier alle Helme,
Knie- und Hand- schützer tragen. Der 11jährige
Benno Lang aus Gleißenberg schafft die 100 Meter in
23 Sekunden. Seine Alters- klasse dominiert er damit klar
und auch über 400 Meter in 1 Minute 34 Sekunden kann
ihm keiner das Was- ser reichen. Die langsamsten Einrad-
fahrer werden aber auch ausgezeich- net. ASV Präsidentin
Christine Gabri-
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el steht mit einer Stoppuhr an einem 15 cm schmalen und 10
Meter langen Brett auf dem die Kinder entlang zu fahren haben.
Das ist schon schwer genug, denn verlässt der Reifen
das Brett, ist der Versuch ungültig. Wer die Distanz
besonders langsam über- windet und somit Kontrolle über
sein Einrad beweist, macht hier die meis- bten Punkte. Die
Geschicklichkeit der Kinder ist verblüffend. Auch die
Masse an Einradartisten die man hier zu sehen bekommt beeindruckt.
So manch einer der in der Fußgänger- zone von Zuschauern
umringt auf das wackelige Sportgerät steigt, könnte
bei dem was die Kinder hier im ASV Stadion zeigen, getrost
wieder abstei- gen. Bianca Peintinger gewinnt den Hoch-, und
Weitsprung-Wettbewerb in Ihrer Altersklasse, dabei hat sie
erst vor 2 Jahren mit dem Einrad fah- ren begonnen. Die
ASV Präsidentin ist beeindruck von den Leistungen der
Chamer Starter und der rasanten Ent- wicklung in dieser ASV
Sparte. „Das liegt sicher auch am Engagement der vielen
Eltern, die auch hier tatkräftig mithelfen und so Events
wie die Ober- pfalzmeisterschaften erst möglich machen.“
Frau Gabriel hat übrigens schon lange ein Einrad zu Hause
im Keller.
„Nach
einer Woche erfolglosen Übens hab ich dann aber aufgegeben.“
verrät sie „Leider!“
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