mit
Angelruten auf Fische aus. Was das Ganze zum Blickfang macht,
ist das „Wie“. Statt vom Ufer aus im Lie- gestuhl
und mit Dosenbier stunden- lang einen Wurm im Wasser zu ba-
den, peitschen die beiden unentwegt mit den Ruten die Schnur
übers Was- ser, bis das Ende letztlich punktge- nau mit
dem Köder im anvisierten Zielraum landet. Eine Fliege
stürzt auf der Wasseroberfläche, genau so sollen
es Forelle, Äsche oder Saib- ling unter der Wasseroberfläche
inter-pretieren. Im besten Fall beginnen die so getäuschten
zu „steigen“ also an die Wasseroberfläche
zu kommen und schnappen nach dem vermeint-lichen Insekt. Die
Wurftechnik, mit der die Schnur durch peitschenartig- es vor-
und zurückschlagen der Rute sekundenlang in der Luft
gehalten wird, gibt dieser Fangvariante den Namen, Flug- oder
Fliegenfischen. Fisch, der in bis zu 30 Meter Entfern- ung
schwimmt kann man so erreich- en.
Der
pensionierte Diplomingenieur Pe- ter Hempel hat zusammen mit
Angel- freund Ernst Hünerfeld die für Petri- jünger
interessantesten Gegenden besucht. Ob große Tunfische
beim Hochseeangeln oder Lachs in Alas- ka, sämtliche
Kiementräger hatten die Beiden schon am Haken, trotz-
dem zieht es die Zwei immer wieder an den „Weißen
Regen“ im Bad Kötz- tinger Land. Vor zehn Jahren
haben Sie das Fischerstüberl in Pulling für sich
entdeckt. Seither ist die Pension mit den weitläufigen
Angelrechten am Blaibacher See und dem„Weißen
Re-
|
|
gen“,
schon über 30mal Ausgangs- punkt für die Beutezüge
der Beiden. Wenn
man den aus Trebur bei Groß Gerau angereisten Ernst
Hünerfeld beobachtet, wie er sich durch dichte Uferbepflanzung
schlägt und dann glitschige Steine und kräftige
Ström- ung überwindet, um einen idealen Standpunkt
im Fluß zu erreichen, kann man kaum glauben, dass er
schon auf 81 Lebensjahre zurück-blicken kann. Einen „alten
Kracher“ nennt er sich selbst. Die Watthose aus Neopren
schützt ihn zwar vor Wasser und auch eine gewisse Zeit
vor der Kälte, aber nach etwa 30 Minuten muss er wieder
raus. Auch Peter Hempel aus Ötigheim bei Ra- statt bricht
ohne Fang ab und klettert die Uferböschung hinauf. Weil
die zwei das Revier mittlerweile wie die eigene Westentasche
kennen, wollen sie es flussaufwärts noch mal versu- chen.
Wieder
stehen sie im „Weißen Reg- en“, der nun
durch den schlammigen Grund oberflächlich alles andere
als weiß erscheint. Mit geübtem Auge sind auch
schnell Äschen ausge- macht, die in der Strömung
stehen und mit kaum sichtbaren Flossen- schlägen die
Position halten. Nach ein paar Würfen ohne Erfolg wird
der Köder,„die Fliege“ wieder gewechselt.
„Fische sind nicht blöd, die wissen sehr wohl welche
Insekten an diesem Fluss-Abschnitt zu dieser Jahreszeit ins
Wasser fallen.“ erklärt Peter Hem- pel und holt
im Wasser stehend sei- ne kleine „Fliegen-Schatzkiste“
aus der Brusttasche. „Alle Varianten nach
|
|
Größe
und Art sortiert und alle selbst
gemacht.“, bemerkt er stolz. Mit Fe- dern, Tierhaaren
und bunten Schnür- en wird aus den eigentlichen Haken
ein kunstvoll gebundenes Insekt. „Ich
hab einen!“ Die Schnur spannt, die Rute biegt sich.
Bei Ernst Hünerfeld, der während des immerwährenden
Werfens einen sehr konzentrierten Eindruck macht, huscht ein
Lächeln übers Gesicht. Da beide, um die Fische zu
schonen, ohne Widerhack- en angeln, muss er jetzt die Schnur
ständig auf Spannung halten, sonst entwischt er wieder.
Spannung liegt auch in der Luft, denn noch kann der 81jährige
nur an der Zugkraft ahnen wie groß sein Fang ausfallen
wird. Als die Schnur eingeholt ist zappelt eine prächtige
Äsche am Hacken. Die
Küche des Fischerstüberls wird sich freuen, das
Abendessen währe damit gesichert. Aber
nicht jeder Fisch der anbeißt, landet in der Pfanne.
„So viel Fisch kann keiner essen.“lachen die beiden.„Schmäch-
tige Burschen lassen wir wieder zie- hen, damit sie noch zulegen
können.“ erklärt Ernst Hünerfeld. „Am
Ende des Urlaubs müssen wir dann aber auch Fisch mit
Nachhause nehmen, sonst werden die Frauen daheim misstrauisch“
Und das glaubt man den aktiven Pensionisten aufs Wort.
|