von Benjamin Franz-
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Fliegenfischen am Weißen Regen „Würmer baden ist nicht unsere Sache“

Weit gereiste Urlaubsgäste finden am Regen um Bad Kötzting ihr Angler- glück. Immer wieder bleiben Passan- ten auf der Fußgängerbrücke, die sich aus dem Bad Kötztinger Kurpark über den Regen spannt, stehen und beobachten gebannt das merkwürdi- ge Schauspiel im und über dem klei- nen Fluss. Zwei ältere Herren stehen da mit Watthosen, bis zum Schritt im kalten Wasser und sind offensichtlich

 
Ernst Hünerfeld
Peter Hempel
         
mit Angelruten auf Fische aus. Was das Ganze zum Blickfang macht, ist das „Wie“. Statt vom Ufer aus im Lie- gestuhl und mit Dosenbier stunden- lang einen Wurm im Wasser zu ba- den, peitschen die beiden unentwegt mit den Ruten die Schnur übers Was- ser, bis das Ende letztlich punktge- nau mit dem Köder im anvisierten Zielraum landet. Eine Fliege stürzt auf der Wasseroberfläche, genau so sollen es Forelle, Äsche oder Saib- ling unter der Wasseroberfläche inter-pretieren. Im besten Fall beginnen die so getäuschten zu „steigen“ also an die Wasseroberfläche zu kommen und schnappen nach dem vermeint-lichen Insekt. Die Wurftechnik, mit der die Schnur durch peitschenartig- es vor- und zurückschlagen der Rute sekundenlang in der Luft gehalten wird, gibt dieser Fangvariante den Namen, Flug- oder Fliegenfischen. Fisch, der in bis zu 30 Meter Entfern- ung schwimmt kann man so erreich- en.

Der pensionierte Diplomingenieur Pe- ter Hempel hat zusammen mit Angel- freund Ernst Hünerfeld die für Petri- jünger interessantesten Gegenden besucht. Ob große Tunfische beim Hochseeangeln oder Lachs in Alas- ka, sämtliche Kiementräger hatten die Beiden schon am Haken, trotz- dem zieht es die Zwei immer wieder an den „Weißen Regen“ im Bad Kötz- tinger Land. Vor zehn Jahren haben Sie das Fischerstüberl in Pulling für sich entdeckt. Seither ist die Pension mit den weitläufigen Angelrechten am Blaibacher See und dem„Weißen Re-

 
 
gen“, schon über 30mal Ausgangs- punkt für die Beutezüge der Beiden. Wenn man den aus Trebur bei Groß Gerau angereisten Ernst Hünerfeld beobachtet, wie er sich durch dichte Uferbepflanzung schlägt und dann glitschige Steine und kräftige Ström- ung überwindet, um einen idealen Standpunkt im Fluß zu erreichen, kann man kaum glauben, dass er schon auf 81 Lebensjahre zurück-blicken kann. Einen „alten Kracher“ nennt er sich selbst. Die Watthose aus Neopren schützt ihn zwar vor Wasser und auch eine gewisse Zeit vor der Kälte, aber nach etwa 30 Minuten muss er wieder raus. Auch Peter Hempel aus Ötigheim bei Ra- statt bricht ohne Fang ab und klettert die Uferböschung hinauf. Weil die zwei das Revier mittlerweile wie die eigene Westentasche kennen, wollen sie es flussaufwärts noch mal versu- chen.

Wieder stehen sie im „Weißen Reg- en“, der nun durch den schlammigen Grund oberflächlich alles andere als weiß erscheint. Mit geübtem Auge sind auch schnell Äschen ausge- macht, die in der Strömung stehen und mit kaum sichtbaren Flossen- schlägen die Position halten. Nach ein paar Würfen ohne Erfolg wird der Köder,„die Fliege“ wieder gewechselt. „Fische sind nicht blöd, die wissen sehr wohl welche Insekten an diesem Fluss-Abschnitt zu dieser Jahreszeit ins Wasser fallen.“ erklärt Peter Hem- pel und holt im Wasser stehend sei- ne kleine „Fliegen-Schatzkiste“ aus der Brusttasche. „Alle Varianten nach

 
Größe und Art sortiert und alle selbst gemacht.“, bemerkt er stolz. Mit Fe- dern, Tierhaaren und bunten Schnür- en wird aus den eigentlichen Haken ein kunstvoll gebundenes Insekt. „Ich hab einen!“ Die Schnur spannt, die Rute biegt sich. Bei Ernst Hünerfeld, der während des immerwährenden Werfens einen sehr konzentrierten Eindruck macht, huscht ein Lächeln übers Gesicht. Da beide, um die Fische zu schonen, ohne Widerhack- en angeln, muss er jetzt die Schnur ständig auf Spannung halten, sonst entwischt er wieder. Spannung liegt auch in der Luft, denn noch kann der 81jährige nur an der Zugkraft ahnen wie groß sein Fang ausfallen wird. Als die Schnur eingeholt ist zappelt eine prächtige Äsche am Hacken. Die Küche des Fischerstüberls wird sich freuen, das Abendessen währe damit gesichert. Aber nicht jeder Fisch der anbeißt, landet in der Pfanne. „So viel Fisch kann keiner essen.“lachen die beiden.„Schmäch- tige Burschen lassen wir wieder zie- hen, damit sie noch zulegen können.“ erklärt Ernst Hünerfeld. „Am Ende des Urlaubs müssen wir dann aber auch Fisch mit Nachhause nehmen, sonst werden die Frauen daheim misstrauisch“ Und das glaubt man den aktiven Pensionisten aufs Wort.