auf die Matte zu drücken.
Damit wäre ihm der Schultersieg gewiss, der KO des Ringens,
der nicht mit Kopf- schmerzen einhergeht wie beim Box- en,
aber genauso Kampf entschei- dend ist. Auch der Schiedsrichter
ist zu Boden gegangen. Auf allen Vieren und nahe am Geschehen
versucht er den Überblick zu behalten. Martin kämpft,
hält dagegen, stemmt und windet sich. Das zahlreiche
Publikum in der kleinen Sporthalle ist außer Rand und
Band, die Mannschafts-führer in beiden Ecken brüllen
auf die beiden Kontrahenten ein. Der Eine soll durchhalten,
der Andere noch mehr Druck aufbauen. Die „gefähr-
liche Situation“ für Martin Wittmann hält
Sekunde an. Sekunden in denen die Kräfte rasend schnell
schwinden, die Muskulatur übersäuert und das Leiden
der beiden am Boden Kämpf- enden, sich überdeutlich
in den Ge- sichtszügen offenbart. Ein Gong- schlag, der
in der hitzigen Geräusch- kulisse der provisorischen
Kampf- sportarena fast untergeht, löst die Spannung der
Athleten, Trainer und Zuschauer. Die Runde ist aus, Witt-
mann hat durchgehalten, lies sich nicht „Schultern“,
trotzdem kann der Berchtesgadener punkten und auch die zweite
Runde für sich entschei- den.
Nur
eine halbe Minute Pause wird den Ringern zwischen den Runden
zugestanden. In den beiden Ecken wird es daher hektisch. Während
sich die Sportler erschöpft setzten, ver- suchen Trainer
in der kürze der Zeit, die Athleten wieder mental auf
zu bauen. Karl Heinz Plötz, Masseur im Lager der Willmeringer
kniet vor Witt- mann,der seinen Arm über die Schul- ter
des Physiotherapeuten gelegt hat. Plötz, lockert die
übersäuerten Ober- arme, zeitgleich versucht Trainer
und Mannschaftsführer Michael Meierho- fer eindringlich,
mit taktischen und technischen Anweisungen die Er- folgsaussichten
seines Schützlings zu erhöhen, während er dem
er- schöpften Ringer mit einem Handtuch kühlende
Luft ins Gesicht wedelt. Nach
dreißig Sekunden werden die Ringer wieder auf die Matte
bestellt.
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Wittmann
kann Runde drei für sich entscheiden. Hoffnung kommt
auf, in der mit 120 Zuschauern voll besetz- ten Waffenbrunner
Schulsporthalle, aber Runde vier geht wieder an den Gast aus
Berchtesgaden, der damit endgültig die Begegnung für
sich ent- scheiden kann und wichtige Punkte fürs Mannschaftskonto
erobert. Zehn Athleten je Mannschaft stehen sich so gegenüber
bei der ersten Landes- liga Süd Begegnung in der Ausweich-
halle Waffenbrunn. Streng und aufs Gramm sortiert in sieben
Leistungs- klassen, vom 55kg Leicht-, bis zum 96kg Schwergewicht.
Ist ein Ringer seinem Gegner zu überlegen, ist ein Kampf
schnell vorbei. Marek Juzwik und Marek Petelczyc beide aus
Po- len und seit Jahren für WKG Willmer-ing/Cham am Start,
machen kurzen Prozess. Kaum ist der Gongschlag verklungen
liegen die Gegner auch schon auf dem Kreuz. Ebenfalls
tech- nische Überlegenheit demonstrierte, mit einem spektakulärem
-Suplex- (Überwurf), der Willmeringer Anton Wollinger.
Er bekommt seinen Geg- ner von hinten zu fassen, reißt
ihn hoch, über den eigenen Körper und wirft ihn
auf die Matte. Ein unglaub- licher Kraftakt, sein Gegner wiegt
im- merhin 83kg.
Neben
dem überschwänglichen Ap- plaus des Publikums
sind ihm damit auch weiterer Mannschaftspunkte sicher. Wollinger
und seine Ringer-Kollegen verkörpern ein athletisches
Ideal. Breite Schultern, muskulöse Arme, definierter
Rumpf. Die Sportler aufeinander losgehen zu sehen erin-
nert zwangsläufig an die einstigen Gladiatoren. Und
schon wie im röm- ischen Kolosseum leidet oder siegt
das Publikum mit.Mann gegen Mann, Chancengleichheit, Fairness,
Sports- geist, der Bessere soll gewinnen, sind Ringervorsätze
die Abseits der Sportstätten, in Zeiten der Globali-
sierung, immer mehr an Bedeutung verlieren. All das bekommen
die Zu- schauer hier geboten. Auch der ver- bissene Kampf
wird hier zelebriert. Bis zur völligen Erschöpfung
gingen im letzten und längsten Duell des Abends der
Willmeringer Andreas
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Kolbeck und sein Gegner Benedikt Graßl aus Berchtesgaden.
Nachdem beide Ringer je zwei von vier Runden für sich
entschieden haben, musste ein fünfter Durchgang die Entschei-
dung bringen. Wie Kolbeck später zugibt, fehlte ihm in
den letzten Wo- chen das nötige Training. Im letzten
Jahr konnte er zwei Siege gegen Graßl verbuchen, der
Trainingsrück- stand machte dem Willmeringer aber Sorgen.
Sorgen, die wie es scheint doch unberechtigt waren. Runde
Fünf geht wieder souverän an Andreas Kol- beck,
der nach dem letzten Gong- schlag erschöpft auf der Matte
liegen bleibt. Vier weitere Punkte gehen auf das Mannschaftskonto.
WKG Will- mering/ Cham gewinnt den Saison- start mit 25-16
Punkten. „Es war überraschend, dass wir uns so
klar durchsetzten konnten.“ sagt Mann- schaftsführer
Michael Meierhofer, der seinen Kampf in der Schwergewichts-
klasse klar durch technische Über- legenheit gewinnen
konnte. „Immerhin hat der TSV Berchtesgaden vor ei-
nigen Jahren noch in der 2. Bundes- liga mitgemischt.“
fügt der angehende Realschullehrer noch an.
Kommenden
Samstag müssen die starken Willmeringer bis nach Aich-
ach fahren, um sich erneut zu bewei- sen. Gelegenheit den
Heimkampf ge- gen den ESV München-Ost als Zu- schauer
in der Chamer Mehrzweck- halle mitzuerleben gibt es dann
wie- der am 19. September.
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