„Vor
und rück und vor und rück, dre- hen auf dem linken
Bein und Slide.“ Tanzlehrer Franz Skupin gibt Anwei-sungen
und die 12 Mädels auf der Bodenfläche bemühen
sich im Takt zu bleiben. Die Queen Klassiker „Ra- dio
Ga Ga“ und „We will Rock you“ hat sich der
„Franz“ in diesem Jahr vorgenommen. In 5 Tagen,
von Mon- tag bis Freitag, ein Crashkurs also mit stetig wechselnder
Besetzung, denn die choreographierten Musikal-
Franz
Skupin
Barbara
Högele
Dagmar
Peinelt
tänze
sind nur ein Programmpunkt von vielen. 45 Minuten, dann wech-
seln die Gesichter.Wer eben noch zu den Rock-Hymnen von Freddie
Mer- cury in Formation tanzte, reiht sich nun in die Stationen
an Sprung, Bo- den, Barren oder Schwebebalken ein. Während
der halbe Schulberg in der Ferien verreist zu sein scheint,
haben 60 Turnerinnen aus Regensburg, Do- naustauf, Rossbach
und Cham die renovierte Mehrzweckhalle belagert. Für
die Hälfte der Kinder wird die Sportstätte gar zu
Unterkunft.
Chamer
Turner gehen zum Schlafen nach Hause, Gastturnerinnen haben
Wechselwäsche, Waschzeug, Ku- scheltiere und Schlafsäcke
mitge-bracht und machen es sich nach Trai- ningsschluss,
auf den blauen Weich- bodenmatten bequem. Wer nach dem langen
Sporttag nicht auf der Stelle im Schlafsack dahinschlummert,dem
wird das „zu Bett gehen“ mit einem Film versüßt,
Laptop, Beamer und Leinwand machen es in der Turnhalle möglich.
Die Landwirtschaftsschule, nur wenige Schritte von der Mehr
zweckhalle entfernt, diente als Ver- pflegungsstelle. Turner-
Oma Eva Kleinecke servierte hier am Morgen das Gemeinschaftsfrühstück.
ASV Übungsleiter Dagmar Peinelt und Marion Nowack organisieren
mit den Töchtern Linda und Katharina in der angemieteten
Großküche, das Mit- tag- und Abendessen.
Wer
für 75 Esser, zum Teil 2 Haupt- gerichte mit Salat
und Nachtisch an- bieten will, hat einiges zu tun. Schon
das Einkaufen, zwei Mal an Tag, war am Anfang knifflig.
„In meinem Haus- halt koche ich für fünf,
wie viel Zutat- en hier bei der Masse an hungrigen Kindern
nötig werden haben wir dann hoch gerechnet.“
berichtet Dagmar Peinelt. „Nachmittags gibt es dann
noch Kaffee, Kuchen und Früchte und mit Spülen
nach dem Abendessen stehen wir bis 20 Uhr in der Küche",
fügt die Angestellte einer Baufirma noch mit einem
Lächeln hinzu. Den Kindern schmeckt es. Dass sich keiner
zur Mittagsmahlzeit umzieht und alle schnellstmöglich
wieder in die Turnhalle wandern, lässt auf den immensen
Tatendrang der kleinen Sportler schließen. „Ganz
gespannt
und fest bleiben, ich will kein Hand- standabrollen sehen,
wir helfen euch, klaro.“ Barbara Högele steht an
ein- em Minitrampolin, über eine Lang- bank laufen drahtige
Mädels zwisch- en 6 und 16 Jahren an, machen einen Handstand
ins Trampolin und werden wieder in den Stand katapultiert.
Zu- sammen mit Susanna Märkl aus Do- naustauf, gibt die
ASV Turn-Trainerin und Tochter der 2008 verstorbenen Turn-Abteilungsleiterin
Silvia Högele, Hilfestellung und versucht Fehler zu korrigieren.
Hier wird geübt was spä- ter einen Überschlag
über Kasten oder Sprungtisch ermöglichen soll.
Der
Anlauf für das Sprung-Element an der nächsten
Station trennt die Mehr- zweckhalle in zwei Teile. Sogar
der Geräteraum wird von den Bewegung- stalenten genutzt,
um auf Maximalge- schwindigkeit zu kommen. Am Ende das Hindernis
und davor ein Sprung- brett.
Mit einem Affenzahn rauschen die Turnerrinnen heran und
werden vom Sprungbrett hoch geschleudert. Birgit Franz Spartenleitung
Turnen beim ASV Cham steht vor dem Kas- ten, unterstützt
die Überfliegern und kontrolliert den Ablauf. Noch
landen hier alle auf dicken weichen Matten, am Ende der
Woche werden es ein- ige ohne die Matten in den Stand schaffen.
Das Vertrauen, dass die Ü- bungsleiter bei den quirligen
Kindern genießen,scheint grenzenlos zu sein. Hier
werden Kinder in der Ferienzeit
nicht
einfach betreut. Die Leistungs- steigerung steht klar im Mittelpunk
Trotzdem sorgen gemeinsame Aus- füge wie der Besuch des
Chamer Volksfests und ein Nachmittag im Freibad, für
die nötige Abwechslung. „Ich
turne seit ich fünf bin!“ berichtet Regina Guttenberger
aus Regens- burg. Sie nimmt schon zum vierten Mal am Turncamp
teil, das in den beiden vergangenen Jahren wegen der Renovierung
der Chamer Mehr- zweckhalle nach Donaustauf ausge- lagert
wurde.
„Da
haben sich ganz viele Freund- schaften gebildet und ich
sehe hier wie andere Turner trainieren.“ verrät
die 13 Jährige. „Natürlich macht auch das
Lagerleben und das Übernachten in der Turnhalle sehr
viel Spass,“ ver- rät Regina strahlend. Zum
17. mal findet das Turner-Lager schon statt. Birgit Franz,
die zusammen mit Bar- bara Högele erstmalig die Organisa-
tion übernommen hat, war bei fast allen beteiligt.
Als jugendlicher Teil- nehmer, als Helfer und schließlich
als Trainer und Verantwortliche. „So was übernimmt
man nicht einfach, da wächst man hinein und fühlt
sich ver- pflichtet.“ erklärt Birgit Franz. Auch
das soziale Engagement der vielen Helfer, die zum Gelingen
und Fortbe- stand dieses Angebots beitragen, kann man wohl
auf dem verbindenden Familiengeist, den die Akteure der
Turnabteilung pflegen, zurückführen.