um ganz Österreich geradelt und konnte das Nonstop-Rennen
„Race around Austria“, 2200 Kilometer, 30 000
Höhenmeter, nach vier Tagen als Drittplatzierter beenden.
Ultra-Rad- marathon bedeutet kaum Schlaf und immerwährend
in die Pedale treten. Was sonst noch zum Leben gehört
wie essen, trinken oder Zähneputzen wird im Sattel erledigt.
Das ist Stein- bergers Welt. Weit hat er es bisher schon gebracht.
Weltmeister 2008 beim „Glocknerman“, bester Nach-
wuchsfahrer der Slowenien-Umrund- ung, Vizeeuropameister in
Italien und doch, eine ganz besonderes Rennen steht noch aus.
Das Meka der Dau- erradler, das härteste Radrennen der
Welt, ist das „Race across America“, kurz „RAAM“
genant. Von Los Ange- les an der Ostküste bis nach Phila-
delphia am Atlantik. 5000 Kilometer Nonstop quer durch den
Kontinent. Die „Mojave-Wüste“ und das „Death-Valley“
warten da auf den Oberpfäl- zer. Da Berhard Steinberger,
wenn die Temperaturen steigen schwer zu kämpfen hat und
auch die hohe Luft- feuchtigkeit im Mississippi-Becken ein
nicht zu unterschätzender Um- stand sein kann, geht er
in die Sau- na und sein Rad´l kommt mit.
Mit
Florian Fundeis, der am Chamer Freibad eine Sauna - Wellness
und Spa-Anlage betreibt hat der Pösinger Extremradler
einen Unterstützer ge- funden. „Erst wollte ich
die Anfrage gar nicht ernst nehmen, bis ich dann erfuhr welche
Höllentouren Steinber- ger schon überstanden hat.“,
erzählt Fundeis. Sein Saunarium ist seit ei- nigen Wochen
Schauplatz der unge- wöhnlichen Hitze-Desensibilisierung.
Bei
den bestellten 60 Grad und 40 |
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Prozent
Luftfeuchtigkeit stehen dem Extremradler schon nach dem Auf-
bau seiner Rennmaschine Schweiß- perlen auf der Stirn.
Nackig, wie es die Saunagepflogenheiten vorschrei- ben sitzt
Steinberger aber nicht im Sattel. Trikot, Hose, ja sogar Socken
trägt er auf. Einzig der Helm fehlt noch, aber einen
schwerer Sturz und gefährlichen Gegenverkehr kann man
hier getrost ausschließen. Zwei
Trink- flaschen mit isotonischen Inhalt stec- ken griffbereit
im der Rahmenhalter- ung. Der Erfrischungseffekt dürfte
aber nicht lange anhalten, denn wie man weiss beginnen in
der Sauna selbst die eigenen Körpersäfte schon nach
wenigen Minuten zu sieden.
Mit
200 Watt bestimmt er die Start-Belastung. Die ersten Sekunden
geht er aus dem Sattel als müsste Stein- berger im Wiegetritt,
die Attacken eines Konkurrenten abwehren. Dann lässt
der Pösinger seine Schaltung rasseln, fällt in den
Sattel zurück und versucht seinen Rhythmus zu finden.
Ein Brustgurt unter seinem Hemd übermittelt ihm die Herzfrequenz,
an der er sich orientieren will. Steigt
der Puls zu sehr, nimmt er die Belastung zurück. Der
Funktionsstoff der Fahr- radklamotten macht die schneiden-
den Temperaturen am Körper etwas erträglicher, doch
schon nach weni- gen Minuten ist die nackte Haut und vor allem
der Kopf krebsrot. Aus klei- ne Schweißperlen werden
Rinnsale, die sich den Weg nach unten such- en, von den Extremitäten
tropfen und schließlich schimmernde Pfützen auf
dem dunklen Steinboden bilden. Alle zwei Minuten trinkt Bernhard
Stein- berger aus den mitgebrachten Fla- schen. Aus dieser
Regelmäßigkeit
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schöpft er die Motivation noch weiter durchzuhalten.
Zwanzig Minuten ist das Minimum seiner heißen Sauna-
touren. 40 hat er schon mal erreicht und als langfristiges
Ziel schweben dem ehrgeizigen Heißsporn 60 bis 100 Minuten
vor.
Die
Tortour ist ungemein. Die Hitze piesackt wie Millionen Nadelstiche.
Das Atmen fällt schwer. Auch bei der für ihn lächerlicher
Wattbelastung ist nach 30 Minuten sein Puls bei 180. „Der
pocht dann so laut in mir, daß es vermutlich von anderen
Saunagäs- ten zu hören sei.“ , meint Steinberger
später. Dann ist endgültig Schluss. Er springt vom
Rad reist die Glastür auf, das Trikot herunter und klappert
mit seinen Carbon-Radelschuhen in die Dusche. Ein breiter
Schwall kal- ten Wassers bringt ihm die Erlösung. Das
Hitzetraining ist nur ein weiteres Puzzlestück in Steinbergers
Extrem-Sport-Dasein, der längst allen „nor- malen“
Maßstäbe auf und davon ge- fahren ist. Ob sein
Plan aufgeht und er es im Rennen dann doch auch ein wenig
heißer mag wird sich bald zei- gen. Eines steht für
den jungen Ath- leten aus Pösing aber schon fest: „Ich
hätte sicher noch etwas länger durchgehalten, wenn
mir am Ende noch eine hübsches junges Mädel in der
Sauna Gesellschaft leisten wür- de. Ob er da allerdings
„Blondinen bevorzugt“, wird nicht verraten.
Race around Austria - Fotos
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