von Benjamin Franz-
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„Manche mögen´s heiß“

Was der Monroe einst den großen Film-Erfolg bescherte, könnte jetzt auch Extremradler Bernhard Stein- berger das heiß ersehnte Ziel näher bringen. Um hohe Temperaturen bes- ser wegzustecken und sich für ge- plante Wüstenfahrten abhärten, trai- niert das Pösinger Radeltalent in der Sauna.

Ein schleifendes Geräusch liegt in der Luft. Neben der hohen Luftfeuch- tigkeit, den ätherischen Düften und
 
60° - 200 Watt
 
   
der angenehmen Atmosphäre mag dieser penetrante Grundton nicht wirklich in den Wellness-Tempel passen. Entspannung und Erholung suchen geübte Saunagäste nach einem stressigen Tag, doch einer hat hier ganz andere Absichten. Die Bir- kenholzbänke hat Berhard Steinber- ger hochgeklappt, um Platz zu schaf- fen für seine mitgebrachte Sitzgele- genheit. Gerade so passt sein tech- nisches Wunderwerk aus Carbon, Aluminium und Titan in das Sauna- rium. Auf seinem Rennrad verbringt der Extremradler Tage und Nächte. Quält sich Berge hinauf und rast wie- der ins Tal hinunter. Im vergangenen August ist Berhard Steinberger damit
 
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um ganz Österreich geradelt und konnte das Nonstop-Rennen „Race around Austria“, 2200 Kilometer, 30 000 Höhenmeter, nach vier Tagen als Drittplatzierter beenden. Ultra-Rad- marathon bedeutet kaum Schlaf und immerwährend in die Pedale treten. Was sonst noch zum Leben gehört wie essen, trinken oder Zähneputzen wird im Sattel erledigt. Das ist Stein- bergers Welt. Weit hat er es bisher schon gebracht. Weltmeister 2008 beim „Glocknerman“, bester Nach- wuchsfahrer der Slowenien-Umrund- ung, Vizeeuropameister in Italien und doch, eine ganz besonderes Rennen steht noch aus. Das Meka der Dau- erradler, das härteste Radrennen der Welt, ist das „Race across America“, kurz „RAAM“ genant. Von Los Ange- les an der Ostküste bis nach Phila- delphia am Atlantik. 5000 Kilometer Nonstop quer durch den Kontinent. Die „Mojave-Wüste“ und das „Death-Valley“ warten da auf den Oberpfäl- zer. Da Berhard Steinberger, wenn die Temperaturen steigen schwer zu kämpfen hat und auch die hohe Luft- feuchtigkeit im Mississippi-Becken ein nicht zu unterschätzender Um- stand sein kann, geht er in die Sau- na und sein Rad´l kommt mit.

Mit Florian Fundeis, der am Chamer Freibad eine Sauna - Wellness und Spa-Anlage betreibt hat der Pösinger Extremradler einen Unterstützer ge- funden. „Erst wollte ich die Anfrage gar nicht ernst nehmen, bis ich dann erfuhr welche Höllentouren Steinber- ger schon überstanden hat.“, erzählt Fundeis. Sein Saunarium ist seit ei- nigen Wochen Schauplatz der unge- wöhnlichen Hitze-Desensibilisierung. Bei den bestellten 60 Grad und 40

 
Prozent Luftfeuchtigkeit stehen dem Extremradler schon nach dem Auf- bau seiner Rennmaschine Schweiß- perlen auf der Stirn. Nackig, wie es die Saunagepflogenheiten vorschrei- ben sitzt Steinberger aber nicht im Sattel. Trikot, Hose, ja sogar Socken trägt er auf. Einzig der Helm fehlt noch, aber einen schwerer Sturz und gefährlichen Gegenverkehr kann man hier getrost ausschließen. Zwei Trink- flaschen mit isotonischen Inhalt stec- ken griffbereit im der Rahmenhalter- ung. Der Erfrischungseffekt dürfte aber nicht lange anhalten, denn wie man weiss beginnen in der Sauna selbst die eigenen Körpersäfte schon nach wenigen Minuten zu sieden.

Mit 200 Watt bestimmt er die Start-Belastung. Die ersten Sekunden geht er aus dem Sattel als müsste Stein- berger im Wiegetritt, die Attacken eines Konkurrenten abwehren. Dann lässt der Pösinger seine Schaltung rasseln, fällt in den Sattel zurück und versucht seinen Rhythmus zu finden. Ein Brustgurt unter seinem Hemd übermittelt ihm die Herzfrequenz, an der er sich orientieren will. Steigt der Puls zu sehr, nimmt er die Belastung zurück. Der Funktionsstoff der Fahr- radklamotten macht die schneiden- den Temperaturen am Körper etwas erträglicher, doch schon nach weni- gen Minuten ist die nackte Haut und vor allem der Kopf krebsrot. Aus klei- ne Schweißperlen werden Rinnsale, die sich den Weg nach unten such- en, von den Extremitäten tropfen und schließlich schimmernde Pfützen auf dem dunklen Steinboden bilden. Alle zwei Minuten trinkt Bernhard Stein- berger aus den mitgebrachten Fla- schen. Aus dieser Regelmäßigkeit

 
schöpft er die Motivation noch weiter durchzuhalten. Zwanzig Minuten ist das Minimum seiner heißen Sauna- touren. 40 hat er schon mal erreicht und als langfristiges Ziel schweben dem ehrgeizigen Heißsporn 60 bis 100 Minuten vor.

Die Tortour ist ungemein. Die Hitze piesackt wie Millionen Nadelstiche. Das Atmen fällt schwer. Auch bei der für ihn lächerlicher Wattbelastung ist nach 30 Minuten sein Puls bei 180. „Der pocht dann so laut in mir, daß es vermutlich von anderen Saunagäs- ten zu hören sei.“ , meint Steinberger später. Dann ist endgültig Schluss. Er springt vom Rad reist die Glastür auf, das Trikot herunter und klappert mit seinen Carbon-Radelschuhen in die Dusche. Ein breiter Schwall kal- ten Wassers bringt ihm die Erlösung. Das Hitzetraining ist nur ein weiteres Puzzlestück in Steinbergers Extrem-Sport-Dasein, der längst allen „nor- malen“ Maßstäbe auf und davon ge- fahren ist. Ob sein Plan aufgeht und er es im Rennen dann doch auch ein wenig heißer mag wird sich bald zei- gen. Eines steht für den jungen Ath- leten aus Pösing aber schon fest: „Ich hätte sicher noch etwas länger durchgehalten, wenn mir am Ende noch eine hübsches junges Mädel in der Sauna Gesellschaft leisten wür- de. Ob er da allerdings „Blondinen bevorzugt“, wird nicht verraten. Race around Austria - Fotos