eine Fahrt in der Kunsteisbahn am Königssee versprochen.
So ein aus- sergewöhnliches Schulsportereignis ließen
sich natürlich auch viele Eltern nicht entgehen und machten
sich mit den Ganztagesklassen im Reisebus auf ins Berchtesgadener
Land. Mit im Bus auch einige Schüler der Schwar- zachtal-Mittelschule
Waldmünchen, die sich ebenfalls auf eine Fahrt in der
Eisbahn vorbereitet hatten.
Die
meisten kennen eine Kunsteis- bahn nur von Bildern oder aus
dem Fernsehen. Da lag es nahe die lange Anfahrt für einen
Schulungsfilm zu nutzen. Auf den Bildschirmen im Rei- sebus
lief die Wintersport-Komödie „Cool Runnings“,
Jamaikaner die als Bobpiloten für Furore sorgten. Mit
viel Mut, Herz und Enthusiasmus kann man fehlende Praxis wettmachen,
zumindest hatte der Film ein Happy- end. Ob auch die jungen
Gäste aus Cham und Waldmünchen ein freudi- ges Ende
erwarten durften, war dann beim ersten Anblick der imposanten
Eisbahn für viele nicht mehr so ganz sicher. Da standen
die Münder erst mal weit offen, als Rodler aus ander-
en Schüler-Gruppen mit donnerndem Getöse durch den
Eiskanal fegten.
Trotz
des Trubels im Vorfeld der Bob- und Skeleton-WM wird es Schulklas-
sen ermöglicht die Kunsteisbahn zu nutzen. Die Kontakte
zu den Verant- wortlichen, die Berhard Weininger nach einem
Lehrgang am Königssee seit Jahren pflegt, helfen natürlich
auch und so können Chamer Schüler schon seit zwölf
Jahren auf die fros- tige Hochgeschwindigkeitsstrecke. Natürlich
wird nicht der gesamten 1,2 km lange Eiskanal bezwungen, dass
|
|
wäre
auch zu gefährlich.
Eigens für Schüler und mutige Gäste ist auf
Höhe der berüchtigten „Schlangen- grube“
ein Starteinstig angelegt. Ab da kann man die Bahn auch ohne
präzise Lenkmanöver bewältigen.
„Ihr
dürft euch auf keinem Fall auf- richten!“ , schärft
Weininger den Kin- dern ein. Der Schwerpunkt würde
sich ungünstig verlagern und der Ro- del könnte
umkippen. Passiert das trotzdem, kann auch nix passieren,
denn hier herrscht natürlich absolute Helmpflicht.
Nicht selten entscheiden sich Schüler, beeindruckt
von der Kulisse, den Umständen und natür- lich
der rasanten Geschwindigkeit die auf Kufen erreicht wird,
dann lieber doch nur fürs Zuschauen. Für Nico
Deml ist das keine Frage, der Schü- ler presst sich
in sein rotes Gefährt und konzentriert sich auf die
Laut- sprecheransagen der Bahnleitung. Auch wenn es keiner
zugeben mag, das kollektive Muffesausen
sorgt für ungewöhnlich präsente Ruhe unter
den sonst so lebhaften Schülern. Die Bahn ist frei,
die Lichtschranken der Zeitmessung sind aktiv. Auf das An-
schupsen wird verzichtet. Nico nimmt schnell Fahrt auf.
Die
erste S-Kurve ist überdacht. Dann folgt eine lange
Gerade ins Freie. El- tern und Klassenkameraden haben sich
da platziert um die Eispiloten anzufeuern. Die Stahlkufen
donnern auf dem Eis, je schneller, je lauter. Der schmächtige
Körper wird durch- gerüttelt. Dann saust Nico
Deml in den Kreisel, eine liegende Achter- bahn. G-Kräfte
lassen da einen voll- besetzten Bob an der hochgezogen-
en Kurvenwand empor steigen. Nach
|
|
der schier endlosen Rechtskurve öff- net sich die Bahn
wieder und ist auf der kurzen Geraden von beiden Sei- ten
einsehbar. Nach einem letzten Rechts-Links-Wechsel hat Nico
es dann auch schon fast ge- schafft. Am tiefsten Punkt der
Talfahrt verläuft die Kunsteisbahn nach einer langen
Kur- fe den Berg wieder hoch, um den Vorwärtsdrang der
Eispiloten auf na- türliche Weise zu zügeln. Am
Auslauf sieht Ingo Fröhlich, ebenfalls eine Lehrkraft
aus Cham, nach dem Rech- ten. Aufgekratzt und euphorisch stei-
gen die Buben und Mädchen wieder vom Gefährt. Viele,
von einer tonnen- schweren Last befreit, strahlen jetzt vor
lauter Selbstbewusstsein. Klas- senleiterin Katja Schamberger
ist vom Mut ihrer Schüler beeindruckt: „Mich würden
da keine zehn Pferde rein kriegen.“
Die
Rodel wurden dann auf einen Transporter geladen und wieder
an den Start gebracht. Drei- mal durfte jeder in die Eisrennbahn.
Auch eine Schülerin, die während der gesamte Premiere-Fahrt
über aus Angst wie am Spieß brüllte, ließ
die vermein- tliche Tortour noch mal über sich er- gehen.
Laura
Bauer (1) und Lisa Hutter (2) aus Cham sowie Theresa Lobinger
(3) aus Waldmünchen waren die schnell- sten Mädel.
Sandro Bauer (1), Mar- kus Holzinger (2) und Josef Weber (3)
aus Cham setzten sich bei den Jungs durch. Ob sich künftige
Rodelgrößen aus dem Landkreis Cham rekrutieren
wird sich zeigen. „Dabei sein ist al- les!“, war
das Motto der Bobpiloten aus Jamaika. Das kann man aus Chamer
Sicht nur unterstreichen.
|