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                      Glückliches 
                        Händchen am Korb Was 
                        für ein fulminanter Auftakt. Wun- derbare Kombinationen, 
                        fast jeder An- griff endet mit erfolgreichen Korbwür- 
                        fen und der Gegner kommt kaum ins Spiel. Das Basketball-Jugend-Team 
                        aus Cham geht im Bezirksligaduell gegen Sulzbach-Rosenberg 
                        mit 14 Punkten Vorsprung in die Halbzeit- pause. Aber 
                        statt Schulterklopfen und Lob gibt es Anpfiff vom Coach. 
                        In den vergangenen Minuten, hatte sich das Spiel gedreht. 
                        „Die holen sich jetzt jeden Rebound, dass kann´s 
                        doch nicht sein, Jungs. Also ich möchte das 
                        Spiel gewinnen und wenn wir so weitermachen wird das verdammt 
                        schwer.“ Das einzige Mädel unter den  |  |  
                    ist es, was den Sulzbach Rosenber- gern immer besser gelingt. 
                    Auch die deutliche Ansprache in der Chamer Kabine kann diesen 
                    Trend nicht um- biegen. Die Gegner sind erfahrener, körperlich 
                    überlegen und das spielen sie jetzt aus. Der glückliche 
                    Vor- sprung aus dem 1. Viertel schmilzt dahin. Wer selber 
                    keine Punkte mehr macht und die Anderen unter dem Korb nicht 
                    mehr bedrängen kann, hat schlechte Karten. Rollt ein 
                    Angriff der Sulzbacher, reisst auch die Chamer Trainerin an 
                    der Seitenauslinie die Arme hoch und brüllt: „Defence…de- 
                    fence!“ als könnte sie damit auch physisch den 
                    Vorstoß des Gegners abwehren. Der Ball fliegt zum Korb, 
                    trifft zum Glück der Chamer aber nur den Metallring und 
                    springt im hohen Bogen zurück in die „Zone“. 
                    Und dann |  | Uni 
                    in Passau beschäftigt. Doch im Gegensatz zu Anwander, 
                    der eben- falls aus Bamberg stammt, Basket- ball spielt und 
                    neben der neuen be- ruflichen Heimat im Bayerischen Wald auch 
                    sportlich wieder Anbin- dung im ASV Herren-Team fand, ist 
                    das für Wiese mangels einer Frauen-Mannschaft ungleich 
                    schwieriger. In der Nachwuchsarbeit war Anna Wie- se schon 
                    beim TTL Bamberg enga- giert. Auch wenn sie nur zu gerne wieder 
                    spielen würde, der Trainer-Job in Cham bringt berufliche 
                    Pädagogik und sportliche Leidenschaft wieder zusammen. 
                    Die ASV Jungs lassen die Köpfe hängen. Wenn sich 
                    nichts Grundlegendes am Spiel ändert wird die Verlängerung 
                    mit der Niederlage enden. „Die Hektik muss aus dem Spiel!“ 
                    , fordert die Trainerin zum x  | 
               
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                    jungen Männern in der Umkleideka- bine redet sich Rage. 
                    Sie nimmt ihr Klemmbrett zur Hand und skizziert mit grünem 
                    Filzschreiber taktische Anweisungen auf eine Spielfeldgrafik. 
                    Kein Widerspruch, kein „Aber…“, die schwitzenden 
                    Recken wissen, dass die Analyse der groß gewachsenen 
                    Blondine genau ins Schwarze trifft. Seit 
                    September trainiert Anna Wiese die ASV-Burschen. Noch vor 
                    zwei Jahren stand sie selber äußerst er- folgreich 
                    als aktive Spielerin auf dem Basketball-Court. Nicht für 
                    Cham, da gibt es noch kein Damen-Team. Ein leichter Akzent 
                    verrät, dass die neue Trainerin oberfränkische Wurzeln 
                    hat. Anna Wiese stammt aus Basketball-Hochburg Bamberg. „Meine 
                    Eltern und meine vier Geschwister spielen auch, da lag das 
                    für mich nahe."I, konstatiert 
                    die 26jährige. Schon als Vorschulkind tippte sie mit 
                    Bällen und übte sich im Korbwurf. Das Ta- lent wird 
                    beim TTLBamberg gefördert und erlebt erste sportliche 
                    Höhe- punkte mit Jugendmannschaften bei nordbayrischen 
                    Meisterschaften. Später schafft sie es mit dem Da- men-Team 
                    in die Oberliga, 2005 und 2006 spielte Anna Wiese sogar in 
                    der Regionalliga und wird in die Bayern- auswahl berufen. 
                    Sollte sie auch, ob der stattlichen 185cm, das eine oder andere 
                    Mal mit ihrem Körpermaß gehadert haben, war ihr 
                    mit dieser Statur die Position des „Centers“ im 
                    Teamförmlich auf den Leib geschrie- ben. Unter dem Korb 
                    machte Anna Wiese das Spiel. Das war ihre Revier. Die Angriffe 
                    des Gegners blocken, Korbwürfe verhindern und Abpraller 
                    (Rebounds) erobern. Und genau das  |  |  
                    bekommt ihn wie schon so oft der Sulzbacher „Center“ 
                    zu fassen und vollstreckt diesmal erfolgreich. Es mag Trainer 
                    geben, die nehmen eine drohende Niederlage gelassen hin und 
                    verziehen keine Mine. Nicht so Anna Wiese. Sie tigert die 
                    Seite- auslinie auf und ab und gestikuliert wild mit den Händen 
                    und fordert schließlich eine Auszeit. Fünfmal pro 
                    Spiel kann der Trainer eine Bege- gnung kurz unterbrechen. 
                    Das ASV- Team sammelt sich um die Trainerin. 60 Sekunden hat 
                    sie jetzt Zeit ihre Truppe wieder einzuschwören und eine 
                    neue taktische Marschroute festzulegen. Die Gegner stecken 
                    natürlich ihrerseits auch die Köpfe zusammen, bei 
                    dem knappen Punk- testand und den noch verbleibenden Spielsekunden 
                    ist aus der Partie längst eine aufgedrehte Nervenprobe 
                    geworden. Die Auszeit endet mit dem immergleichen Motivations-Ritual. 
                    Die Spieler strecken sich die Wurfhände entgegen aus 
                    dem konspirativen Kreis wird für einen Moment ein ver- 
                    schworener Stern. Der Schlachtruf „We fight!“ 
                    soll die letzten Reserven mobilisieren und dann ticken die 
                    letz- ten Sekunden der regulären Spiel- zeit. Der Ausgleich 
                    fällt, doch dann können die ASV-Jungs wieder punk- 
                    ten. Als die Schluss-Sirene ertönt kann sich keiner im 
                    Chamer Lager so richtig freuen. 64:64 Unentschieden, es gibt 
                    Verlängerung. 2008 
                    war für Anna Wiese Schluß mit der aktiven Basketball-Karriere. 
                    Nach dem Stu- dium findet die Grundschullehrerin eine Referendariatsstelle, 
                    zieht zum Lebensgefährten Sebastian Anwander nach Viechtach 
                    und ist derzeit an der   
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                     ten 
                    Mal. Und siehe da, die Chamer Fehlerquote sinkt. Minutenlang 
                    zeich- net sich eine Patt-Situation ab. Ge- punktet wird auf 
                    beiden Seiten. Die erfahrenen Sulzbacher beginnen zu taktieren. 
                    Wollen den Ball halten, dann kurz vor Schluss den entschei- 
                    denden Punkt machen. Das misslingt und während die Zuschauer 
                    bereits laut die noch verbleibenden Sekunden abzählen, 
                    gelingt den Chamer`n der entscheidende Wurf. Das Spiel ist 
                    aus. 73:71. Jetzt darf Anna Wiese aufs Basketballfeld. Sie 
                    klatscht ihre Spieler ab und der Trainerkollege gra- tuliert 
                    ihr. Ein glückliches Händchen hat die bis zuletzt 
                    spannende Partie entschieden. Jetzt könnte sich ent- 
                    spannt zurücklehnen um das ansteh- ende Duell der Herren 
                    in Ruhe zu be- obachten. Aber wer glaubt schon, dass der Blonde 
                    „Center“ beim Bas- ketball entspannt bleiben kann. 
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