15
000 Zuschauer in Hamburg erle- ben in der
Nacht zum Sonntag wie Vitali Klitschko in
Hamburg seinen Weltmeistertitel verteidigt
und 15 Mil- lionen fiebern vor den Fernsehgeräten
mit. Nur wenige Stunden vor diesem WM-Kampf,
fand in der „Braun Arena“ ein
nicht weniger mitreißendes Box- spektakel
statt. 30 Faustkämpfer aus Ostbayern
und der Tschechei sind nach Weiding gereist,
um sich einem Kontrahenten zu stellen. Für
einige
Anna
Steinsdorfer
H.
Mühlbauer
Fotos
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war
es der erste Schlagabtausch vor Publikum.
Der Boxring im Zentrum der Veranstaltungshalle
machte Ein- druck. Das Podium, in Augenhöhe des Publikums,
ist mit den typischen Seilen eingefasst. Dem Gegner aus dem
Weg gehen ist also auf Dauer nicht möglich. Mann gegen
Mann, der direkte Vergleich. Ein Unentschieden kann passieren,
aber in der Regel wird es einen Sieger und einen Ver- lierer
geben. Geboxt wurde drei mal zwei Minuten. Eine kurze Zeitspanne
also, in der es gelingen muss die Maximalleistung abzurufen.
Deshalb brachten sich viele vor dem eigent- lichen Auftritt
mit, Schattenboxen, Seilspringen
und leichtem Sparring
auf
Touren. Der Weidinger Coach und Organisator des Box-Turniers
Herbert Mühlbauer,
hatte vier hoffnungsvolle Eisen im Feuer. Michael Schinabeck
aus Reisach boxt erst seit Dezember 2009. Zwei bisherige Kämpfe
konnte der 18jährige klar für sich entschei- den.
Am Samstag musste er in der Braun Arena mit Matthias Meier
vom BC Straubing, Mittelgewicht (bis 75 kg), in den Ring.
Bevor
die erste Runde eingeläutet wurde, kontrollierte der
Schiedsrichter die Schutzausrüstung. Kopf - und Mundschutz
ist Pflicht, Schmuck muss vorher abgelegt werden. Nach dem
obligatorischen Handschlag in der Ringmitte wurden die zwei
Boxer vom Unparteiischen belehrt und um einen fairen Kampf
gebeten. Beide wirkten sehr konzentriert, tänzelten in
den Ringecken bis die erste Runde angeschlagen wurde. Wie
stark ein Gegner ist stellt sich gleich nach den ersten Attacken
heraus. Schinabeck testete mit der Führhand vorsichtig
aus, wurde dann mutiger und hat schließlich kein Problem
zu punkten. Der Straubinger wurde immer defen- siver und ließ
sich schließlich vom Weidinger Boxtalent in die Ringecke
drängen. Dann war plötzlich der Kampf auch schon
wieder zu Ende. Aus der Straubinger Ecke flog ein Handtuch
in den Ring. Der Betreuer brach den Kampf damit ab.Matthias
Schinabeck
war zu überlegen. Trotz- dem rang auch er nach Atem.
Die extreme Anspannung, der eine oder andere schmerzhafte
Gegentreffer und das finale Fauststakkato waren offenbar ungemein
erschöpfend. Für Johannes und Franz Schlögl,
sowie Jonas Heigl aus dem Weidinger Box- stall endeten die
Kämpf vor heimisch- em Publikum leider mit Niederlagen.
„Vorbereitet waren alle sehr gut.“, er- klärt
Herbert Mühlbauer.„An der men- talen Verfassung
werden wir aber in Zukunft arbeiten müssen.“ Angezählt
wurde in der Braun Arena gelegent- lich auch ein Sportler.
Bemerkt der Ringrichter einen Wirkungstreffer, wird sofort
unterbrochen. Nimmt der Boxer nach der kurzen Verschnauf-
pause die Fäuste wieder hoch geht´s wieder weiter.
Einen
KO -Schlag bekamen die etwa 150 Zuschauer, unter ihnen auch
der Bundestagsabgeordnete Karl Holmei- er, glücklicherweise
nicht zu sehen. Dafür standen sich im Ring 2 bildhüb-
sche Mädel gegenüber. Anna Steins- dorfer vom BC
Boxfit Regensburg und Lorena Schmid BC Regensburg. Bei- de
erst 13 Jahre jung, kämpfen im Papiergewicht und sind
schon reich- lich mit Siegeswillen und Motivation gesegnet.
„Fliegen wie ein Schmet- terling, stechen wie eine Biene“
, hat Muhammad Ali seinen Kampfstil mal beschrieben. Nichts
könnte das Duell
der
jungen Damen besser umschrei- ben.Tragik und
Faszination des Box- sports wurden aber auch überdeutlich
sichtbar. Während Lorena unter Trä- nen wegen Unterlegenheit
aufgeben musste, kann auch Anna, die Tränen der Freude
über ihren unerwartet kla- rer Sieg nicht mehr zurückhalten.
Auch
so manche Nase wurde feucht. Nicht aus Rührung, sondern
weil Blut nach Treffern tropfte. Zwar wird dann sofort unterbrochen
um die Blutung zu stillen, aber der Kampf kann auf Wunsch
des betroffenen Sportlers und mit Einverständnis des
Ringarz- tes weitergeführt werden. Der tapfere Andreas
Vascenko BC Landau hatte sich schon sehr früh eine blutige
Na- se geholt und trotzdem die Begeg- nung im Leichtgewicht
nach Punkten gewonnen.
Ein
Talent mit Nehmerqualitäten. Ein- stecken konnte dann
auch der Vitali Klitschko Herausforderer in Hamburg. Erst
eine Tracht Prügel und dann eine 700 000 Euro Börse
als Trostpflaster. Anerkennung, viel Applaus und eine gratis
Brotzeit haben sich die Faust- kämpfer in Weiding verdient
und dann gemeinsam den Boxring in der Braun Arena wieder abgebaut.