von Benjamin Franz-
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Lichtbild mit Bauchgefühl

Stephanie Sabatier und Chris Bierl im Cordonhaus. Kunstpädagogin Ulrike Walter führte durch die Ausstellung.

Seit Urlaubsschnappschüsse digital entstehen und auf Bildschirmen ser- viert werden, verstaubt der gemeine Diaprojektor in dunklen Kellerecken. Auch in der Ecke, aber jetzt zur ex- ponierten Installation erhoben hat Chris Bierl seine altertümliche Licht- kanone auf dem Fliesenboden im Cordonhaus abgestellt. Ohne Lein- wand feuert der Projektor den Licht- kegel exakt in die Raumecke. Hier zeigt Bierl dem Besucher aber nur ein einziges Dia. Auf das Zelluloid hat er in Regenbogenfarben ein Viereck ge- malt, daß aber dann auf der unge- wöhnlichen Projektionsfläche zum Siebeneck mutiert. Nichts ist so wie es scheint. Dieser Formwechsel, eine optische Eigenheit der Projektion, lässt sich vielleicht als eine philoso- phische Erkenntnis deuten.

Bierl, der aus Schlamering stammt, in Berlin wohnt und derzeit die Hoch- schule für Grafik und Buchkunst in Leipzig besucht, spürt mit seinen „Experimenten“ dem Prinzip Ursache und Wirkung nach. Wenn Metallrei- fen, die er in eine weitere Ecke des Ausstellungsraums drapiert, herzför- mige Schatten auf das gekalkte Mau- erwerk zeichnen, hat sein naturwis-

 
senschaftliches Anliegen aber auch poetische Momente. In der Poesie lässt sich vielleicht auch eine Brücke zur Fotografin Stephanie Sabatier konstruieren, mit deren Arbeiten sich der Schlameringer die Ausstellungs- räume teilt. Die Regensburger Licht- bildnerin zeigt gleich im Foyer eines von vier großformatigen Bildern aus der Reihe „Das indirekte Portrait“.

Der dargestellte Junge, offenbar völlig gebannt von einem Ereignis, dass dem Betrachter verborgen bleibt, be- merkt offenbar nicht, dass er zum Hauptmotiv wird. Der flüchtige Augen- blick den Stephanie Sabatier hier konserviert hat, versprüht eine unge- heuer dichte Atmosphäre, die sofort eigene Kindheitserlebnisse wieder präsent werden lässt. Handfesten Kriterien, die dem Bild diese Wirkung bescheinigen, wird man aber verge- bens suchen. Photographie die man so wenig erklären kann wie das ver- liebt sein.

„Kein Wort und das ganz leise“ nennt Sabatier sechs Landschaftsaufnah- men, in dichter Reihe gehängt. Die Formate, nicht viel größer als ein Ta- schenbuch, nötigen den Betrachter an die Einzelbilder heranzutreten. Erst dann nimmt man das diffuse Licht war, vermag die Stimmung aus- zukosten. Die Arbeiten leben vom Bauchgefühl, dass sich einstellt wenn man sich auf die Bilder einlässt. Und

 
während diese Projektionsflächen für unterbewusste Innenwelten den Einen berühren und in Entzückung verset- zen, wird es sicher aber auch andere Betrachter geben, denen diese Art der Photographie verschlossen bleibt.

Ein weiser, apfelgroßer Styroporball, den Chris Bierl mittels Luftstrom frei schweben lässt, untergräbt die an- dächtige Stille, die Sabatier in den Titeln der Arbeiten einfordert. Das Gebläse bleibt zwar geschickt in ei- ner Säule verborgen und die Instal-lation ist ein magischer Anziehungs- punkt, vor allem beim jungen Publi- kum, doch die Geräuschkulisse ist ein Wermutstropfen der sonst gelun- genen Ausstellung.
Die Arbeiten sind noch bis 17. Okto- ber In der Städtischen Galerie zu be- sichtigen.