von Benjamin Franz-
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Steinbergers Grenzfahrt

Kurzurlaub in Österreich. Schon mo- torisiert kann man eine 2160 Kilome- ter lange Rundfahrt, mit mächtigen Bergpässen wie den Großglockner oder die Silvretta Hochalpenstraße, getrost als Tortour bezeichnen. 19 Extremsportler wollen die Österreich-Umrundung „Race - Around - Austria“ mit dem Drahtesel bewältigen, die Schnellsten werden dafür keine 100 Stunden benötigen. Bernhard Stein- berger, Extremradler und Weltrekord- ler aus Pösing, gehört auch zum in-

 
B. Steinberger
Josef Lankes
   
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ternationalen Starterfeld.Wenn Stein- berger am 20. August um 17:42 Uhr von der Startrampe in Schärding rollt, wird der 30jährige, der am Starttag auch Geburtstag hat, erst gebührend feiern können, wenn das Radrennen nach geplanten 100 Stunden vorbei ist. Die enorme Distanz und das mör- derische Profil der Strecke ( 30 000 Höhenmeter ) wird viele zur Aufgabe zwingen. Auch für Steinberger ist die Rundfahrt um die Alpenrepublik eine Grenzfahrt. Die bisher längste Renn- distanz hat der Pösinger mit 1 189 Kilometern vergangenes Jahr in Slo- venien zurückgelegt. Jetzt wird er doppelt so weit fahren müssen. „Auf dem Rad denke ich nicht an die ge- samte Strecke, ich motiviere mich immer in Etappen. Bis zum Pass, bis zu nächsten Stadt, bis zur Morgen- dämmerung,“ erklärt er den Kampf im Kopf. Um konkurrenzfähig zu sein wird kaum geschlafen. Die ersten 24 Stunden will er durchfahren. „Das Rad muss laufen!“, mehr will Steinberger über seine Taktik nicht verraten.

So eine Marathon - Fahrt lässt sich längst nicht mehr alleine bewältigen. Ein sechsköpfiges Team mit 2 Fahr- zeugen wird den Radler im Wechsel begleiten. Josef Lankes aus Waffen- brunn (Sepp´s Radlstol) betreut den Pösinger Extremsportler schon seit Jahren. Stellt Material zur Verfügung, hält Steinbergers Rennmaschinen in Schuss und sitzt mit Rat und Tat im Begleitfahrzeug. Steinberger ist es auch gelungen Andrea Clavadetscher als Betreuer für die Österreich-Tour zu gewinnen. Der Schweitzer hat das härteste Radrennen der Welt, das „Race - Across - America“ gewonnen und im Extrembereich ungeheuere Erfahrung sammeln können. Dass er

 
 
sich um Steinberger annimmt, lässt auf das Potential schließen das im Pösinger schlummert. „Nach 15 Stun- den fährt nur noch der Kopf! Dann ist Motivation der Weg zum Erfolg. Hat der Berhard eine schwache Phase muss die Betreuercrew Aufbauarbeit leisten.“Gibt Josef Lankes einen Aus- blick auf den bevorstehenden, menta- len und physischen Kraftakt.

Per Funk ist Steinberger mit dem Be- gleitfahrzeug verbunden. Ein Naviga- tor, um den richtigen Weg bemüht, studiert im Wagen das Kartenmater- ial damit den Radler auf Kurs bleibt. Essen, Trinken, Werkzeug, ein Er- satzrad, ein Schlafplatz und reichlich Ansprache ist ihm also immer auf den Fersen. Dass der Pösinger Ex- tremradfahrer es so weit hat treiben können grenzt an ein Wunder. 2001 kracht er unverschuldet bei einer Trai- ningsfahrt ins Auto einer betagten Dame und verletzt sich schwer am rechten Schultergelenk. Das sport- liche Aus drohte, doch der Pösinger gab nicht auf. Nach einer komplizier- ten Schulteroperation strampelt er das Folgejahr nur auf dem Ergometer. 2005 wird Berhard Steinberger Ober- fränkischer Bergmeister und gewinnt das Bergzeitfahren am Premberg. 2006 tritt er 24 Stunden lang, über 200 Watt auf einem Ergometer und wird damit für zwei Jahre Weltrekord- inhaber. Als Steinberger sich 2008 am „Glocknerman Ultra-Radmara- thon“ in Österreich beteiligt, 1.025 Kilometer ,15.743 Höhenmeter, rollt er als Dritter ins Ziel, in seiner Alters- klasse steht er ganz oben. Den Titel bester Nachwuchsfahrer verdient sich der Pösinger letztes Jahr beim „Race Around Slovenia“. Regelmäßig steht er bei 24 Stundenrennen und Tria-

 

thlon Staffel-Wettbewerben auf dem Podium. Beim 24 Stunden Einzelzeit- fahren in Montello (Italien) wird er im April 2010 Vize – Europameister. Die langen Distanzen liegen dem Pösin- ger. „Ich bin nicht der Schnellste, aber ausdauernd!“, weiß Steinberger um seine Qualitäten. Während sich die schärfsten Kontrahenten im Ultra-Langstrecken-Bereich professionell verbreiten können, organisiert der Me- tallbauer sein Training in der Freizeit. Keine Abstriche muss Steinberger beim Material machen. Josef Lankes baut die Rennmaschinen auf und sucht mit dem Ausnahmeradler nach optimalen Lösungen. Vom einstigen Drahtesel kann keine Rede mehr sein, denn ultraleichtes Carbon und Titan sind längst die erfolgversprech- ende Zutaten. So puristisch wie mö- glich, so sicher als nötig. Was es nicht zu kaufen gibt, wird selbst ent- wickelt. Bei kleinsten Veränderungen an den Schnittstellen Mensch – Ma- schine, wie zum Beispiel der Sattel oder die Armauflage am Lenker, rea- giert der Grenzgänger sehr sensibel. Dass es ein weiterer Grenzgang wird ist Steinberger bewusst. Wenn mit wachsender Erschöpfung die Konzen- tration nachlässt wird es gefährlich. Kaum vorstellbar ist, wenn nach über tausend Kilometer im Sattel die gro- ßen Anstiege am Großglockner und der Silvretta Hochalpenstraße auf die Radler warten. Jeder der auf seinem Rad wieder in Schärding ankommt wird das wie einen 2. Geburtstag fei- ern. Verlierer gibt es nicht.