Wäldchens.
Alois Gillitzer, Mundart- dichter, hat sich darauf niedergelas-
sen, er liest aus den gesammelten Sagen, Mythen und Sitten
des Am- berger Volkskundlers Franz Xaver Schönwerth.
Zusammen mit dem Trio Fletz Musik teilt er sich dabei eine
kleine Holz-Bühne, die anlässlich der „Spätlese“
und Dank des herrlichen Wetters zwischen schattigen Bäu-
men, aufgebaut ist. Zwei Buden hal- ten Getränke und
Speisen bereit. Die sorgfältig aufgereihte Bestuhlung
ist vollständig besetzt, nur auf den Stein- objekten
finden späte Gäste des Le- seabends noch Platz.
„Wer
zuerst das Brautbett besteigt, gewinnt die Herrschaft in der
Ehe.“ ,Alois Gillitzer |
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vermag mit den rezitierten Überliefer- ungen amüsiertes
Schmunzeln auf die Gesichter der Hörerschaft zau- bern.
Seine sonore Stimme ist ange- nehm, wie die wohltuende Abendson-
ne, die manche Gäste der „Spätlese“
mit geschlossenen Augen genießen. „Welches von
den Brautleuten nach der Trauung zuerst niest, stirbt zu-
erst.“, fährt der Mundartdichter aus Niedermurach
fort. Trotz der dras- tischen Prophezeiungen ist das Pu- blikum,
ob des haarsträubenden Ab- erglaubens, der einst die
Oberpfalz prägte, amüsiert. Er erzählt vom
Hex- en, vom Bilmesschneider und Truden, sowie den schmerzlichen
Wendung- en, wenn „normale Leut“ mit diesen mysteriösen
Figuren Umgang pfleg- ten. Zusammen
mit sphärischen Har- fenklängen, eindringlichem
Hackbrett- spiel, Kontrabass, Drehleier und Flö- tentönen,
die das gesprochene Wort untermalen, ist die abendliche Les-
ung eine märchenhafte Labsaal fürs Gehör. Leider
hat man den Ohren-
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schmaus
am Bernhard Wicki Wäld- chen immer wieder sabotiert.
WM-Fans, Vuvuzela-Bläser und Auto- Fanfaren , die Fahnen
schwenkend über die Florian Geyer Brücke, aus oder
in die Kreisstadt rollten, sorgten immer wieder für Misstöne.
Nach den freudigen Ereignissen, die sich da unmittelbar vor
der Kulturveranstalt- ung zutrugen, hatten Künstler und
Publikum aber unerschütterliches Verständnis. Das
Veranstaltungspro- gramm „Sommer am Regenbogen“
kann mit seinem Auftakt, trotzt Fuß- ball-Hysterie,
etwa achtzig Kultur- freunde locken. Die Stadt Cham und der
Kulturverein Bayrischer Wald ha- ben geladen und Petra Jakobi,
sowie Dr. Bärbel Kleindorfer-Marx sind mit der Resonanz
zufrieden. „Franz
Xaver Schönwerth, is wert, das er in der Oberpfalz kennt
wird!“, reimt Alois Gillitzer noch abschließend
über den bekannten Volkskundler. Was der Amberger einst
zu Papier brachte, fesselt die Menschen auch heute
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noch, auch oder gerade wenn vieles nur der Märchenwelt
entspringt. Das „Sommermärchen“ auf der knallig
ro- ten Couch geht mit musikalischen Zugaben und reichlich
Applaus für die drei Fletz Musiker und Alois Gillitzer
zu Ende. Fangesang und Vuvuzela Konzert wäre für
den erfolgreichen Start des Chamer Kulturprogramms auch reichlich
unpassend.
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