grün oder blau. Das ursprüngliche Rostbraun verliert
sich nach und nach. Den einsamen Künstler umgibt nur
ein monotones „Pssss“, wenn feiner Farbnebel sich
aus seinen Do- sen Bahn bricht. Verliert der farbige Dunst
an Deckkraft schüttelt er die blechernen Farbspender.
Kugeln klappern dann metallisch, mischen die letzten Reste
auf. Leere Farb- dosen landen im Gras. Nachschub steht in
Schachteln bereit. „REKS“ in riesigen, kunstvoll
verschlungenen Lettern, ist bereits auf der riesigen Containerwand
zu erkennen. „REKS“ alias Pascal Graf zieht
die Maske vom Gesicht, tritt ein paar Schritte zurück
und begutachtet seine
Arbeit. |
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"Wird wohl noch eine Weile dauern!“, konstatiert
er. Dann setzt er den At- emschutz wieder auf, greift sich
eine neue Dose und macht sich wieder ans Werk. Den Großraumcontainer
in neue Farben zu tauchen, war nur ein Teil der Auftragsarbeit.
Tags zuvor hatte der 22jährige Architekturstudent aus
Cham Graffiti-Einsteigern im Ju- gendzentrum unter die Arme
gegrif- fen. Planung, Entwürfe auf Papier und schließlich
die Umsetzung mit Farbe an der Wand. Die Übungswände,
braun und aus dünnem Pressspann, standen dann im Freien,
zusammen mit reichlich Sprühfarbe, Atemschutz- masken
und Handschuhen. Für die meisten war Graffiti absolutes
Neu- land und dennoch waren die Kids so- fort im kreativen
Arbeitsprozess ge- fangen. Selbst den kurzen Schauer, der
über dem Jugendzentrum nieder- ging haben viele, vertieft
in den Farb- rausch, gar nicht wahrgenommen. Ist der Zeigefinger
noch nicht kräftig ge- nug den Farbdunst elegant mit
einer Hand zu entfesseln, dann nimmt man eben beide Hände
und drückte das Ventil der Dose mit dem Daumen. „Reks“
der Graffiti-Experte schaute Jedem über die Schultern,
stand mit Rat und Tat zur Seite. Den Drang zu immer neuen
Kreationen konnte nur finaler Farbmangel Einhalt gebieten.
Denn ein großer Teil der angeschaff-
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Dosen war für die Neugestaltung der Containerwand
bestimmt. Pascal Graf, präsentierte vorab Entwürfe
auf einem DIN-A4 Blatt, wie er sich die acht mal zweieinhalb
Meter große Metallwand vorstellen könnte. Das vom
den JUZ Verantwortlichen ausge- wählte Asien-Motiv mit
Sonnenauf- gang, Bambushain und Pandabär, galt es dann
auf die mächtige Seiten- wand zu übertragen. Grob
mit weis- ser Farbe skizzierte Pascal Graf dann die einzelnen
Bildelemente. Er- staunlich, mit was für einer Selbst-
sicherheit der 22jährige dabei das Großprojekt
in Angriff nahm. 2004, da war „Reks“ erst 16,
hatte er schon mal eine Außenwand am JUZ gestal- ten
dürfen, die bis heute nichts an Lebendigkeit und Ausstrahlung
ver- loren hat. Der junge Street-Künstler besuchte die
„Kreativ-FOS“ in Strau- bing und studiert nun
im zweiten Se- mester Architektur in München. „Ille-
gal!? Das probiert doch ein Jeder mal.“, räumt
Reks ein. „Jetzt spraye ich nur noch im Auftrag, oder
an le- galen Flächen“ Weil
das Wandbild längst nicht fertig wurde wie ursprüng-
lich geplant, ist Pascal Graf am näch- sten Morgen wieder
auf dem JUZ-Ge- lände. Akribisch füllt er Fläche
um Fläche. Tritt einige Schritte von Con- tainer zurück,
um sich Überblick zu verschaffen und korrigiert hier
und da
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schon Fertiggestelltes. Zum Schluss signiert er seine Arbeit.
Das riesige Wandbild bringt ein Hauch von Asien in die Kreisstadt.
Sein sprayender Panda fühlt sich am Jugendzentrum offensichtlich
sehr wohl. Es
ist wieder Nachmittag geworden, die Zeit hat er komplett vergessen.
„Wenn du dich tief in den Arbeitsprozess versenkst,
wird alles drum herum unwichtig.“, sagt er etwas verlegen.
Die Auftrag- geber werden sein Werk in den kom- menden Tagen
sehen. Er selbst ist zufrieden damit. „Reks“ räumt
die leeren Dosen weg, packt alles ins Auto und muss sich jetzt
sputen. Schon längst sollte er in München sein.Ob
aus den Workshopteilnehm- ern vom Vortag ein ähnliches
Talent er- wächst, wird sich zeigen. Das Ju- gendzentrum,
mit seinen Trägern, der Stadt Cham, der Katholischen
Ju- gendfürsorge und der Christlichen Ar- beiterhilfe,
hat schon mal für Starthilfe gesorgt.
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