von Benjamin Franz-
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Mit Ball, Band, Seil und Reifen

Rhythmische Sportgymnastik - Lan- desfinale der Bayerischen Schulen. Mannschaften des Joseph von Fraun- hofer Gymnasiums schaffen den Dop- pelerfolg.

Die Fraunhofer-Sporthalle platzte fast aus allen Nähten, denn 120 Sport- gymnastinnen aus ganz Bayern hat- ten sich zum Schulsport-Landesfinale versammelt. Ausschließlich junge hübsche Damen, manche noch mit

 
Rita Wutz
B.Schwarzwälder
S.Horkense

   
Kuscheltier im Schlepptau, schickten sich an, den Wertungsrichtern mö- glichst perfekte Übungen zu zeigen. Jungs sieht man nur mit Helferaufga- ben betraut. Der Tanz mit Ball, Band, Seil oder Reifen ist Mädchensache. „Rhythmisches Gefühl, Beweglich- keit, Ästhetik und Eleganz.“, fast Rita Wutz die Eigenschaften zusammen, die sie als Stützpunkttrainerin am Fraunhofer mit ihren Mädels immer wieder zu verbessern sucht. Und da die als Favoriten in den Wettbewerb gingen, war Rita Wutz entsprechend aufgeregt. Bernd Schwarzwälder hat- te an der Sportstätte das Oberkom- mando. Für die Landesstelle Schul- sport koordiniert der Studiendirektor
 
     
aus München seit 20 Jahren Wettbe- werbe auf Landesebene. Dass es dem Sportlernachwuchs an Motiva- tion fehlt, stellt er nicht fest. Im We- sentlichen hängt das von den Betreu- ern vor Ort ab und da ist der Stütz- punkt in Cham sehr gut aufgestellt. „Da schau ich euch lieber beim tan- zen zu, als 22 Männern, die einem Ball hinterher jagen!“, spielte Bürger- meisterin Karin Bucher, selbst eine ehemalige Fraunhofer-Schülerin, auf die grassierende WM-Euphorie an und erntet mit ihren Grußworten viel Applaus. Danach wurde die Halle mit herabfahrenden Trennwänden sepa- riert. Zwei Wettkampfzonen mit den Wertungsrichtertischen und Zuschau- erbereich, dazwischen der Raum zum Warmturnen. Da mussten die üben- den Sportlerinnen viel gegenseitige Rücksicht nehmen. Übungen, wie der Schrittsprung, ein Spagat in der Luft, sind nicht nur ungemein beeindruck- end, sonder eben auch sehr raum- greifend und man kommt sich da schnell in die Quere. Andere wieder- um wurden für den Auftritt vor den Wertungsrichtern noch mit Make-up zurechtgemacht, die auch das äu- ßere Erscheinungsbild in ihr Urteil mit einfließen lassen. Lugt zu Beispiel ein Schlüpfer unter dem Turnanzug hervor, gibt das prompt Punktabzug. Damit nur das lange Band, das die Mädchen am kurzen Stab virtuos durch die Luft zirkeln, flattert, ist das
 
Haar der Sportlerin streng zum Kno- ten gebunden. Die Farbe der Hand- geräte, der Haargummis, ja sogar die lackierten Fingernägel sind bei Man- chen mit den Farben des Turnanzug abgestimmt. Da wird nichts dem Zu- fall überlassen. Betritt eine junge Da- me den Wartebereich, nimmt sie Haltung an, auch wenn sie ihre Üb- ung erst Minuten später vor den Wert- ungsrichtern zeigen darf. Von Wett- kampf mag man in Anbetracht der geballten Eleganz und Anmut gar nicht sprechen, doch sieht man hier und da auch Tränchen fliesen, weil der Auftritt missglückte ist oder die Wertung nicht ganz so hoch ausfiel. Ricarda Althammer ist mit 11 Jahren die Jüngste im Starterfeld des Lan- desfinales. Sie zeigte ihre Reifen-Üb- ung, ein Handgerät das an den Hula- hoopring erinnert, aber in der Rhyth- mischen Sportgymnastik gänzlich anders Verwendung findet. Als Ricar- da vor der Jury in Startpose stand, trug sie den Reifen über den Schul- tern hängend auf dem Rücken, Se- kunden absolut regungslos bis die Musik einsetzt. Sie dreht und wendet den Ring alles einhergehend mit cho- reografierten Schritten und Sprüngen. Der Pferdchensprung gelingt ihr be- sonders hoch, das macht Eindruck auf die Richter. Der Reifen wechselt von einer Hand zur anderen und wir- belt um die eigene Achse. Dann wirft ihn Ricarda hoch und fängt das Sport-
 
gerät sogleich wieder sicher. Nach einer knappen Minute endet ihr Pro- gramm ohne sichtbare Fehler. Das bestätigte auch die Jury und belohnt das Turnerküken mit der höchsten Benotung, 3,94 Punkte von vier mö- glichen. Damit steht Sie ganz oben, weil es aber bei den Mannschaftskol- leginnen nicht ganz so gut läuft, lan- det das Team auf Platz sechs. In der Wettkampfklasse zwei und drei kön- nen sich die jungen Damen aus der Fraunhofer-Schmiede aber durchset- zen, und werden wie bereits die Jahre zuvor Landesmeister. Ein weiteres Chamer Team aus der Gerhardinger Realschule, ebenfalls von Rita Wutz trainiert und betreut, landet in der Wettbewerbsklasse 5 auf dem zwei. Platz. Unter die vielen Neugierigen verirrten sich auch immer mal wieder männliche Schüler des Joseph-von- Fraunhofer Gymnasium. Nach dem die Mädels mittlerweile äußerst er- folgreich Fußball spielen können, bleibt abzuwarten, ob nicht auch mu- tige Buben die Rhythmische Sport- gymnastik für sich entdecken und die Enklave des schönen Geschlechts erobern.