Rhythmische
Sportgymnastik - Lan- desfinale der Bayerischen Schulen. Mannschaften
des Joseph von Fraun- hofer Gymnasiums schaffen den Dop- pelerfolg.
Die
Fraunhofer-Sporthalle platzte fast aus allen Nähten,
denn 120 Sport- gymnastinnen aus ganz Bayern hat- ten sich
zum Schulsport-Landesfinale versammelt. Ausschließlich
junge hübsche Damen, manche noch mit
Rita
Wutz
B.Schwarzwälder
S.Horkense
Kuscheltier im Schlepptau, schickten sich an, den Wertungsrichtern
mö- glichst perfekte Übungen zu zeigen. Jungs sieht
man nur mit Helferaufga- ben betraut. Der Tanz mit Ball, Band,
Seil oder Reifen ist Mädchensache. „Rhythmisches
Gefühl, Beweglich- keit, Ästhetik und Eleganz.“,
fast Rita Wutz die Eigenschaften zusammen, die sie als Stützpunkttrainerin
am Fraunhofer mit ihren Mädels immer wieder zu verbessern
sucht. Und da die als Favoriten in den Wettbewerb gingen,
war
Rita Wutz entsprechend aufgeregt. Bernd Schwarzwälder
hat-
te an der Sportstätte das Oberkom- mando. Für die
Landesstelle Schul- sport koordiniert der Studiendirektor
aus München seit 20 Jahren Wettbe- werbe auf Landesebene.
Dass es dem Sportlernachwuchs an Motiva- tion fehlt, stellt
er nicht fest. Im We- sentlichen hängt das von den Betreu-
ern vor Ort ab und da ist der Stütz- punkt in Cham sehr
gut aufgestellt. „Da schau ich euch lieber beim tan-
zen zu, als 22 Männern, die einem Ball hinterher jagen!“,
spielte Bürger- meisterin Karin Bucher, selbst eine ehemalige
Fraunhofer-Schülerin, auf die grassierende WM-Euphorie
an und erntet mit ihren Grußworten viel Applaus. Danach
wurde die Halle mit herabfahrenden Trennwänden sepa-
riert. Zwei Wettkampfzonen mit den Wertungsrichtertischen
und Zuschau- erbereich, dazwischen der Raum zum Warmturnen.
Da mussten die üben- den Sportlerinnen viel gegenseitige
Rücksicht nehmen. Übungen, wie der Schrittsprung,
ein Spagat in der Luft, sind nicht nur ungemein beeindruck-
end, sonder eben auch sehr raum- greifend und man kommt sich
da schnell in die Quere. Andere wieder- um wurden für
den Auftritt vor den Wertungsrichtern noch mit Make-up zurechtgemacht,
die auch das äu- ßere Erscheinungsbild in ihr Urteil
mit einfließen lassen. Lugt zu Beispiel ein Schlüpfer
unter dem Turnanzug hervor, gibt das prompt Punktabzug. Damit
nur das lange Band, das die Mädchen am kurzen Stab virtuos
durch die Luft zirkeln, flattert, ist das
Haar
der Sportlerin streng zum Kno- ten
gebunden. Die Farbe der Hand- geräte, der Haargummis,
ja sogar die lackierten Fingernägel sind bei Man- chen
mit den Farben des Turnanzug abgestimmt. Da wird nichts dem
Zu- fall überlassen. Betritt eine junge Da- me den Wartebereich,
nimmt sie Haltung an, auch wenn sie ihre Üb- ung erst
Minuten später vor den Wert- ungsrichtern zeigen darf.
Von Wett- kampf mag man in Anbetracht der geballten Eleganz
und Anmut gar nicht sprechen, doch sieht man hier und da auch
Tränchen fliesen, weil der Auftritt missglückte
ist oder die Wertung nicht ganz so hoch ausfiel. Ricarda Althammer
ist mit 11 Jahren die Jüngste im Starterfeld des Lan-
desfinales. Sie zeigte ihre Reifen-Üb- ung, ein Handgerät
das an den Hula- hoopring erinnert, aber in der Rhyth- mischen
Sportgymnastik gänzlich anders Verwendung findet. Als
Ricar- da vor der Jury in Startpose stand, trug sie den Reifen
über den Schul- tern hängend auf dem Rücken,
Se- kunden absolut regungslos bis die Musik einsetzt. Sie
dreht und wendet den Ring alles einhergehend mit cho- reografierten
Schritten und Sprüngen. Der Pferdchensprung gelingt ihr
be- sonders hoch, das macht Eindruck auf die Richter. Der
Reifen wechselt von einer Hand zur anderen und wir- belt um
die eigene Achse. Dann wirft ihn Ricarda hoch und fängt
das Sport-
gerät
sogleich wieder sicher. Nach einer knappen Minute endet
ihr Pro- gramm ohne sichtbare Fehler. Das bestätigte
auch die Jury und belohnt das Turnerküken mit der höchsten
Benotung, 3,94 Punkte von vier mö- glichen. Damit steht
Sie ganz oben, weil es aber bei den Mannschaftskol- leginnen
nicht ganz so gut läuft, lan- det das Team auf Platz
sechs. In der Wettkampfklasse zwei und drei kön- nen
sich die jungen Damen aus der Fraunhofer-Schmiede aber durchset-
zen, und werden wie bereits die Jahre zuvor Landesmeister.
Ein weiteres Chamer Team aus der Gerhardinger Realschule,
ebenfalls von Rita Wutz trainiert und betreut, landet in
der Wettbewerbsklasse 5 auf dem zwei. Platz. Unter die vielen
Neugierigen verirrten sich auch immer mal wieder männliche
Schüler des Joseph-von- Fraunhofer Gymnasium. Nach
dem die Mädels mittlerweile äußerst er-
folgreich Fußball spielen können, bleibt abzuwarten,
ob nicht auch mu- tige Buben die Rhythmische Sport- gymnastik
für sich entdecken und die Enklave des schönen
Geschlechts erobern.