von Benjamin Franz-
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Aufbauhilfe - Mission erfüllt - Der Maibaum steht

27 Meter lang so stark und schwer wie noch nie. Der Chamer Maibaum steht. 60 Soldaten aus der Nordgau- kaserne wuchten den Koloss bei Re- gen in die Vertikale.

„So jetzt alle Obacht geben und zu- sammen ziehen, ho… ruck!“. Die Kommandos von Josef Stelzer klin- gen so gar nicht nach Militär und trotzdem ist der 79jährige, der mit Lederhose, Trachtenhut und Haferl- schuhen zwischen all den Unifor-

 

Josef Stelzer

     
mierten steht, im Moment der Ober- befehlshaber. Regen macht die Mis- sion gefährlich, denn auf langen Holz- stützen lastet über den Köpfen der Soldaten ein zwei Tonnen-Koloss. Die Stangen sind nass, der gewaltige Maibaum ist es auch und das Kopf- steinpflaster, auf dem sich die Truppe seit geraumer Zeit abmüht ist durch das Nass von oben auch nicht griffi- ger geworden. Trassierbänder sperren die „Fallschneise“ fürs Publikum. Zu- schauer ohne Regenschirm drängen sich sowieso unter die Vordächer der Geschäfte oder auf die überdachte Bühne der „Musi“. Die neun Musiker aus Rettenbach, schon seit 20 Jahr- en dabei, wenn der Maibaum in Cham aufgestellt wird, haben aber Tuba, Klarinette und Trompete beiseite ge- legt. Josef Stelzer und seine Männer verlangen nach Ruhe. Gönnt sich das Spezialkommando unter dem Baum eine kurze Pause, legen die Musikan- ten wieder los und unterhalten die ver- bliebenen Schaulustigen. Mit 60 Sol- daten leistet Kommandeur Michael Archut wieder „Aufbauhilfe“ auf dem Marktlatz. Seit 1993 ist das traditio- nell ein „Einsatz“ für den Bundes- wehr-Standort. An den Holzstützen müht sich ein Querschnitt durch die ganze Militär-Hierarchie, vom Gefrei- ten bis zum Bataillons Kommandeur.
 
Ein kleineres Exemplar hat die Trup- pe tags zuvor in der Kaserne aufge- stellt, ein Manöver sozusagen, denn für viele ist dieser Einsatz absolutes Neuland.

Koordination ist alles. Wenn alle Kräf- te zusammenspielen lässt sich auch so ein Rekordschwergewicht zenti- meterweise nach oben wuchten. Nach gut eineinhalb Stunden steht der Baum. Männer vom Bauhof keilen den Stamm im betonierten Schacht fest. Bürgermeisterin Karin Bucher bedankt sich bei den Helfern mit Brot- zeitgutscheinen. Der Regen hat wie- der einmal aufgehört, was die Schar der Zuschauer erneut anschwellen lässt. Denn noch ist das Werk nicht beendet. Während Stelzer und die Soldaten sich am Stand der Wasser- wacht verköstigen lassen, rollt die Feuerwehr mit einem vierzehn Tonnen schweren Drehleiterfahrzeug auf den Marktplatz. Zunftzeichen und Wap- pen müssen am Stamm in luftiger Höhe montiert werden. Das finale Stadtwappen hängt Karin Bucher dann selber an den neuen Chamer Maibaum und genießt anschließend mit Kommandeur Michael Archut die beeindruckende Aussicht in dreißig Metern Höhe. „So bekommt man Cham sonst nie zu sehen. Aber auch

 
wenn ich bei dieser ungewöhnlichen Amtshandlung kein Schwindelgefühl plagt, bin ich doch froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.“ ,gesteht die Bürgermeisterin.

Bis zum Herbst wird der neue Mai- baum das Bild des Chamer Markt- platzes prägen, dann wird er wieder umgelegt. „Das er dann auch im kom- menden Jahr wieder von Hand aufge- stellt wird ist Tradition.“ , so Karin Bucher, „und die wollen wir uns in Cham erhalten“. Dann wird auch wie- der die Bundeswehr mobilisiert, um die nicht ungefährliche „Aufbauhilfe“ zu leisten. Verluste gab es dabei noch nie, darum bemüht sich Josef Stelzer.