mierten
steht, im Moment der Ober- befehlshaber. Regen macht die Mis-
sion gefährlich, denn auf langen Holz- stützen lastet
über den Köpfen der Soldaten ein zwei Tonnen-Koloss.
Die Stangen sind nass, der gewaltige Maibaum ist es auch und
das Kopf- steinpflaster, auf dem sich die Truppe seit geraumer
Zeit abmüht ist durch das Nass von oben auch nicht griffi-
ger geworden. Trassierbänder sperren die „Fallschneise“
fürs Publikum. Zu- schauer ohne Regenschirm drängen
sich sowieso unter die Vordächer der Geschäfte oder
auf die überdachte Bühne der „Musi“.
Die neun Musiker aus Rettenbach, schon seit 20 Jahr- en dabei,
wenn der Maibaum in Cham aufgestellt wird, haben aber Tuba,
Klarinette und Trompete beiseite ge- legt. Josef Stelzer und
seine Männer verlangen nach Ruhe. Gönnt sich das
Spezialkommando unter dem Baum eine kurze Pause, legen die
Musikan- ten wieder los und unterhalten die ver- bliebenen
Schaulustigen. Mit 60 Sol- daten leistet Kommandeur Michael
Archut wieder „Aufbauhilfe“ auf dem Marktlatz.
Seit 1993 ist das traditio- nell ein „Einsatz“
für den Bundes- wehr-Standort. An den Holzstützen
müht sich ein Querschnitt durch die ganze Militär-Hierarchie,
vom Gefrei- ten bis zum Bataillons Kommandeur. |
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Ein kleineres Exemplar hat die Trup-
pe tags zuvor in der Kaserne aufge- stellt, ein Manöver
sozusagen, denn für viele ist dieser Einsatz absolutes
Neuland.
Koordination
ist alles. Wenn alle Kräf- te zusammenspielen lässt
sich auch so ein Rekordschwergewicht zenti- meterweise nach
oben wuchten. Nach gut eineinhalb Stunden steht der Baum.
Männer vom Bauhof keilen den Stamm im betonierten Schacht
fest. Bürgermeisterin Karin Bucher bedankt sich bei den
Helfern mit Brot- zeitgutscheinen. Der Regen hat wie- der
einmal aufgehört, was die Schar der Zuschauer erneut
anschwellen lässt. Denn noch ist das Werk nicht beendet.
Während Stelzer und die Soldaten sich am Stand der Wasser-
wacht verköstigen lassen, rollt die Feuerwehr mit einem
vierzehn Tonnen schweren Drehleiterfahrzeug auf den Marktplatz.
Zunftzeichen und Wap- pen müssen am Stamm in luftiger
Höhe montiert werden. Das finale Stadtwappen hängt
Karin Bucher dann selber an den neuen Chamer Maibaum und genießt
anschließend mit Kommandeur Michael Archut die beeindruckende
Aussicht
in dreißig Metern Höhe. „So bekommt man Cham
sonst nie zu sehen. Aber auch
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wenn
ich
bei dieser ungewöhnlichen Amtshandlung kein Schwindelgefühl
plagt, bin ich doch froh wieder festen Boden unter den Füßen
zu haben.“ ,gesteht die Bürgermeisterin.
Bis
zum Herbst wird der neue Mai- baum das Bild des Chamer Markt-
platzes prägen, dann wird er wieder umgelegt. „Das
er dann auch im kom- menden Jahr wieder von Hand aufge-
stellt wird ist Tradition.“ , so Karin Bucher, „und
die wollen wir uns in Cham erhalten“. Dann wird auch
wie- der die Bundeswehr mobilisiert, um die nicht ungefährliche
„Aufbauhilfe“ zu leisten. Verluste gab es dabei
noch nie, darum bemüht sich Josef Stelzer.
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