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in der Bestuhlung niedergelassen.
Polt steht natürlich am Mikrophon, nur die Blasmusik,
die den Redner flankiert, nimmt Platz auf der Bühne.
Allerdings wird sich der Solist und Klangforscher Ardhi Engl
bei seiner Begleitmusik nicht nur auf eine Ski- stocktrompete
beschränken. Experi- mente mit ganz unterschiedlichen
Instrumenten, oder was kurioserweise dazu gemacht wurde, erwartet
das Publikum im Wechsel mit Polts hit- zigen Monologen. „Was
ist Toleranz? Toleranz ist doch ein Fremdwort, das ist kein
deutscher Begriff.“ Mit einer unglaublich authentischen
Echauf- fiertheit schwadroniert er über diesen „Modebegriff.“,
mit einer Bühnenprä-
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senz,
um die ihn noch lebende bay- erische
Ministerpräsidenten
beneiden dürften. Er redet sich in Rage, gesti- kuliert
wild mit den Händen, kann sich so der gesamten Aufmerksam-
keit, in der mit 900 Gästen ausver- kauften Sporthalle
sicher sein. Die Pointen bahnen sich auf Umwegen an. Gerhard
Polt verstrickt das Pub- likum, tischt liebevolle Charakterzüge
auf, in denen sich jeder wieder finden kann, erst dann stimmt
die Fallhöhe und zum Finale der Nummer demas- kiert er
tiefe Abgründe. Das Publikum brüllt vor Lachen,
wenn er seiner Frau versichert, dass sie nicht des Öfteren
eine „fangt“ ist doch Beweis genug für seine
Toleranz. Musiker
Ardhi Engl verschafft dem 68jährigen die nötigen
dramaturgischen Auszeiten. Denn brennt die Luft nach Polt´s
hitzigen Salven, braucht´s wieder jemanden der das Publikum
runterholt. Wenn der Klangforscher seine Gitarre auf den Schoß
wie eine Zitter zupft und dazu Nasenflöte spielt, können
sich die Gemüter beruhigen. Polt lässt sich in der
Zwischenzeit nieder und
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kann
anschließend von neuem eine Figur aufbauen. „Schilda
Response GmbH“ hinter diesem Unternehmen steckt ein
weiterer „Poltscher“ Schild- bürgerstreich.
„Wir übernehmen Ver- antwortung, nicht finanziell
natürlich, aber moralisch.“, lässt Polt den
pro- fessionellen Sündenbock Herrn Sit- tich sagen. „Stellen
sie sich vor in Bayern gäbe es eine Landesbank und nehmen
wir mal an, ein Herr Huber hätte gar nicht die Zeit ein
Milliarden- loch zu verantworten, das unter sei- ner Regie
im Landeshaushalt klafft, dann würden wir das selbstverständ-
lich übernehmen.“ Die Lacher des Pu- blikums sind
ihm gewiss. „Oh sicher“, sagt er als sich die
Halle wieder be- ruhigt. „sie haben recht da ist kein
Loch, weil Löcher haben einen Rand.“ Gerhard
Polt ist ein Moralist, eine Gewissensinstanz. Dass seine „Pre-
digt“ mit zynischem Humor daher- kommt und nicht mit
dem erhobenen Zeigefinger ist ganz sicher sein Er- folgsrezept.
In Zeiten wo sich die Kir- chenbänke rasant lichten sind
Karten für den Polt -
Abend schon Stunden |
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nach Bekanntgabe ausverkauft. Das er Cham mit einem Besuch
beehrt, ist Christine Polt zu verdanken. Sie nimmt´s
übrigens gelassen, wenn das Wort „Oide“ auf
der Bühne fällt. Die Waffenbrunnerin hat einst im
Fraunhofer das Abitur abgelegt. Mit dem Gastspiel trifft das
Paar, dass sich vor 39 Jahren in Chammünster vermählte,
viele alte Bekannte. Der Förderverein des Joseph-von-Fraun-
hofer- Gymnasiums pflegt den Kon- takt zu den Polts und hat
den Abend erst möglich gemacht. Als Polt nach zwei Stunden
wieder vom Podium steigt und unter Beifallsstürmen die
Halle verlässt, hat er die Herzen der Chamer Zuschauer
längst in der Ta- sche. Was wäre er für ein
stattlicher Landesvater.
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