boten
soll das „Patschen“ die Ernst- haftigkeit der
Offerte untermalen. Weil sich die Verhandlungen aber als äuß-
erst zäh erweisen, wird der Ton im- mer derber und hitziger.
Zur Freude der 35 Wirtschaftsjunioren, die im „Bräu-Pfandl“
zum inszenierten Vieh- handel eine schmackhafte Rindersup-
pe mit Griesnockerl löffeln. Lisa Bur- kard und Hans
Höcherl, beide mit viel Bühnenerfahrung, machen
aus der Vorspeise eine würzige Kleinkunst- leckerei.
Die
altdeutsche Einrichtung der Gast- stube passt perfekt, denn
um die Jahrhundertwende erreichte die Kreis- stadt eine
Hochzeit des Viehhandels. Bis zu 1150 Rindviecher wurden
da zuweilen in die Innenstadt getrieben. Ein Anrüchiger
Unstand wie man sich freilich selber ausmalen kann. Das
und andere Anekdoten erfuhren die Teilnehmer der Stadtführung
nur kurz zuvor auf dem Chamer Rindermarkt. Auf dem Weg zur
Hauptspeise quert die Mahlgesellschaft dann den Stadt- platz.
Vor dem einstigen „Cafe Krone“ macht Lisa Burkart
wieder Halt, be- richtet von über Fünfzig Wirtshäusern
die es in der Kreisstadt gab und daß nur eine Hand
voll bis in die heutigen Tage überlebt hat. Das „Cafe
Krone“ Gebäude, in dem zuletzt ein Beklei- dungsgeschäft
untergebracht war, hat sein mittelalterliches Erscheinungs-
bild weitgehend erhalten. „Das könne doch ein
tüchtiger Jungunternehmer
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wieder
beleben.“ versucht Lisa Bur- kard die Wirtschaftsjunioren
anzure- gen, bevor sich der Tross auf zum „Rhaner Bräustüberl“
macht. Die
neu- en Pächter, Olivia und Benedikt Hierl aus Roding,
haben das Jugendstil-Kleinod in der Ludwigsstrasse wieder
aufpoliert. Überraschend besuchte auch der Regensburger
Architekt Jo- sef Klein das Gasthaus, als sich die „Anno
Dazu Mahl-Gäste“ über den Hauptgang hermachten.
Er hatte eine Menge alter Pläne mitgebracht und referierte
über Jugendstildetails des Gebäudes. Das „Rhaner
Bräustüberl“ steht seit 1904 und sein Planer
Josef Koch hat langst das Zeitliche geseg- net. Sie ahnen
bereits, wieder ist Hans Höcherl in die Rolle des etwas
schrulligen Baumeisters geschlüpft und bereitet interessante
Informatio- nen auf äußerst bekömmliche und
humorvolle Weise zu. Als Schau- spieltalent erweist sich auch
Bene- dikt Hierl, der kurz die Küche verlässt um
dem Architekten die Abweichung- en von seinen Entwürfen
zu erklären. Das
Dessert und die Endstation der historischen Stadtführung
erreichen die Wirtschaftsjunioren dann in der Chamer Bahnhofgaststätte
„LOK“. Die Eisenbahn, seit 1861 in Cham, stieß
anfangs auf viel Skepsis bei den Bürgern. Nicht mehr
zu Fuß geh- en, bedeutet seltener Schuhe kaufen, haben
zum Beispiel die Schuhmach- er und Kaufleute kritisiert. „Außer-
dem, wer sich so schnell fortbewegt
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verliert vermutlich seinen Verstand und wird ganz narrisch.“
Bei solchen Vorurteilen ist die Aufregung vor der ersten Zugfahrt
nur zu verständlich. Ein unerfahrenes Fräulein (Lisa
Bur- kard) und Architekt Josef Koch, die im Lokal auf den
Zug nach Regens- burg warten müssen, sorgen mit ihren
pointenreichen Dialogen für heitere Unterhaltung. Als
die Dampflok zum Abfahrt pfeift müssen die Beiden los,
den Premieregästen wünschten sie noch einen schönen
Abend.
Mit
„Anno Dazu Mahl“ ist Kulturrefer- entin Petra
Jakobi und Ihrem Team wieder eine würzige Melange gelung-
en. Cham´s historisches Gastwesen, dazu Großmutters
Magenspeisen, serviert mit pikanten Schauspielein- lagen.
Und der nächtliche Spazier- gang ist nicht nur informativ
und un- terhaltsam, sondern auch äußerst appetitanregend.
Weitere
Termine:
02. und 13. Mai, je ab 17.00 Uhr - Anmelden kann man sich
bei Frau Pongratz im Einwohner- meldeamt des Rathauses
Tel. 08871 857959.
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