von Benjamin Franz-
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Bodyb(u)ilder Günter Dollhopf im Cordonhaus

Als Laudator Stevie Casino über die Auszeichnungen, Kulturpreise, das Stipendium vom British Council Lon- don, oder seinem 1994 verliehenen Bundesverdienstkreuz spricht, tritt der Amberger Künstler verlegen zu- rück. Günter Dollhopf scheut den Wirbel um seine Person. Das Proto- koll einer Ausstellungseröffnung ist ihm sicher geläufig, denn Museen in Warschau, Krakau, Nürnberg oder Ol-

 
Stevie Casino
Günther Dollhopf
     
denburg zeigten seine Arbeiten. Und doch macht es den Anschein, als könnte der 74jährige nur zu gut auf den formellen Teil, mit lobenden An- sprachen verzichten. Schmächtig ist er, trotzdem trifft die Umschreibung Bodyb(u)ilder ins Schwarze. Der Kör- per ist sein Thema. Wohl nicht die Ertüchtigung des Eigenen, aber ähn- lich ausdauernd wie bei einem selbst- verliebten Fitnessjünger, formt Doll- hopf akribisch an seinen „Körperbild- ern“. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Maler lässt sich nicht auf einen planen Malgrund be- schränken.

Dickes Büttenpapier wird so lange mit Wasser und Heißluftföhn ge- schunden, bis die angedachte Form als Relief greifbar wird. So modelliert er Körperformen und Gliedmassen die schon alleine durch ihre konvexe Prä- senz aus dem Wandbild springen. Farbe, die der Maler dann altmeister- lich aufbringt verstärkt die plastische Wirkung ungemein. Das Dargestellte jedoch wird viele Betrachter verstören. Amputierte Bein- und Armstümpfe, als arbeite Dollhopf Erfahrungen aus einem Kriegslazarett auf. Sind die sich umschlingenden Extremitäten, je Bild mal blau, mal rot, mal grün, ist der schneeweiße Verband, der einer Geflügelmanschette gleich, Arm- und Beinenden einfasst, die Konstante seiner Bilder. Günter Dollhopf kreiert bizarre, surreale Körperwelten. Ver- schlungene Gliedmassen, die sich nicht wirklich sinnig sortieren lassen. Alles aber prall und feist, wie zum

 

 
bersten gefüllte Luftschläuche. Man- che losgelöst, schwebend, Flugkörp- er mit makelloser Oberfläche, andere wiederum durchzogen von narbenart- igen Aufbrüchen. „Der Mann im Sofa“ nennt er seine Lieblingsarbeit. In beige-braun räkeln sich Rumpf und kopflose „Bodys“ auf einer zerschlis- senen Couch. Geschwüre, Pocken erheben sich wie kleine Vulkane auf der sonst makellosen Haut. Objektiv betrachtet, eine unschöne, ja ekel- hafte Darstellung. Kaum jemand wür- de sich so zeigen wollen.„Es ist das weiche Licht, das die Szene so reiz- voll macht.“ , erklärt Günter Dollhopf.

Dabei entspringt nicht alles auf dem großformatigen Bild seiner Phantasie. Das Sofa hat er einst, im bemitlei-denswerten Zustand, auf einem alten Bauernhof entdeckt und erstanden. „Lässt man sich auf das Bild ein kann man seine die Magie spüren.“ , ver- spricht der Künstler. Diese, wie viele andere Arbeiten sind als Tryptichon angelegt. Die Dreiteilung, mittiges Hauptmotiv mit zwei angesetzten seitlichen Erweiterungen, kennt man aus der sakralen Malerei. Einen reli- giösen Bezug streitet Dollhopf ab, vielleicht ist das gewählte Prinzip aber nur ein Indiz, welchen Stellen- wert der Amberger Künstler diesen Arbeiten beimisst. Auch wenn man Gegenteiliges vermutet, Günter Doll- hopf möchte dem Betrachter gar nichts sagen. „Kunst ist für mich eine existentielle Notwendigkeit. Da soll kein ideologisches Gebäude errichtet werden. Ich will die Welt nicht belehr-

 
 
en .“ Lehrtätig ist er, fast ein viertel Jahrhundert, als Professor in Nürn- berg, an der Akademie der Bildenden Künste. Klassischen Maltechniken gibt der einstige Meisterschüler an seinen Studenten weiter. Das junge Künstler es heute etwas schwerer haben, macht Dollhopf an der Kunst- poltik und den steuerlichen Veränder- ungen fest. „Seit finanzstarke Sam- mler, Ankäufe nicht mehr absetzen können, ist der Markt geschrumpft.“ , beklagt er. Den Vorsatz „Kunst er- schwinglich auch für den kleinen Geldbeutel zu machen“ hält er den- noch hoch.

Siebdruck-Sondergrafiken für 50 Euro sind im Rahmen der Ausstellung im Cordonhaus erhältlich. Auch ein 80- seitiger Katalog liegt bereit. Zu sehen sind die Bodyb(u)ilder und Flugkörper des Günter Dollhopf noch bis zum 25. April.

Städtische Galerie im Cordonhaus - Propsteistraße 46 Cham.

Mittwoch – Sonntag sowie an Feiertagen: 14.00 Uhr – 17.00 Uhr - Donnerstag 14.00 Uhr – 19.00 Uhr