von Benjamin Franz-
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Haiti – Pösing, ein Dorf mobilisiert

Der Pösinger Musik- und Kultur-Ver- ein konnte kurzfristig drei Bands ver- pflichten und lud zum Benefizkonzert in die Mehrzweckhalle. Sämtliche Einahmen und Spenden des Abends kommen den Erdbebenopfern in Haiti zu Gute.

Männer der Pösinger Feuerwehr ste- hen Freitagabend im Schneetreiben an der Ortsdurchfahrt und weisen den

 

"Flash"
Winfried Rapf
"Panh. Mystery"
"Hoaß"
     

ankommenden Fahrzeugen Parkplät- ze zu. Nicht jeder steigt bei diesem Wetter abends nochmal ins Auto, trotzdem ist der Andrang groß und die Helfer haben Mühe die vielen Fahrzeuge zwischen den allgegen-wärtigen Schneebergen unterzubring- en. Schnee und Winter kennt man in Haiti nur aus Büchern. Auf der Kari- bikinsel ist immer Sommer. Besten- falls hinterlässt man dort tiefe Fuß- stapfen, barfuss im weißen Sand der Strände. Bilder die uns aber die Tage aus dem Urlaubsparadies erreichen, schildern nach dem katastrophalen Erdbeben, Zerstörung, Tot und Elend.

„Meine Idee vom Benefizkonzert für
 
   
die Erdbebenopfer haben sofort alle mitgetragen.“, erzählt Winfried Rapf, vom Pösiger Musik- und Kultur-Ver- ein. „Nachdem der Bürgermeister uns die Mehrzweckhalle kostenlos zuge- sagt hat, wurden Bands- und Büh- nentechnik angefragt.“, skizziert Rapf die sehr kurzfristige Vorbereitungs- phase.

Sämtliche Musiker verzichteten auf ihre Gagen. Auch der Pösiger Udo Köppen, der mit Helfern seine Licht-, Ton- und Bühnentechnik aufgebaut hat, um den Bands eine imposante Wirkungsstätte zu bereiten, tut das gänzlich ohne Honorar „Wir sind die Ersten am Veranstaltungsort und werden nach dem Konzert auch die Letzten sein, die alles wieder weg- räumen“, erzählt Köppen, der mit sei- ner Anlage am nächsten Morgen be- reits in Passau erwartet wird.

Vormals als „Blue's No Colour“ be- kannt, stieg die Chamer Band „Hoaß“ auf die große Bühne. Mit eigenen, bayrischen Stücken wie „Dawischt“, „Saupreiß in Lederhosen“ oder „Ziag dei Kleidl aus“ kam das Publikum, trotz der eisigen Temperaturen drau- ßen, schnell auf Touren. Auch Cover- titel von der Spider Murphy Gang bis Billy Idol servierte das Quartett den Pösiger Musikfans. „Bei der kurzen Vorlaufzeit und dem Sauwetter ist erstaunlich viel Publikum da.“, meint Dominik Weber, Sänger der Forma- tion, nach dem Auftritt. Die Rodinger „Panhandle Mystery“ Band brachte

 
mit Rockabilly, Root Rock und Blue's ein altes Genre im kraftvollen neuen Kleid auf die Bühne. Stilgerecht zupft da Christian Schweiger seinen Kon- trabass, während zu seinen Füßen Mike Willfahrt, Drummer der Truppe, sich mit Essbesteck über seinen „Waschbrettlatz“ streicht. Rauchen in der Halle ist verboten, erinnerte Win- fried Rapf noch in der Umbaupause das Publikum und dann steht plötz- lich Franz Schedlbauer an der Teu- felsgitarre mit einer qualmenden Kip- pe auf der Bühne. Nicht bekannt ist, ob er sie an den heiß gespielten Sai- ten seiner E-Gitarre entzündet hat. Auch farblich setzt die Truppe Akzen- te. Für einige Bluesstücke wie „Rol- ling on a River“ kam Sängerin Alice Mbango Elombat aus Kamerun auf die Bühne und bezauberte das Pö- singer Publikum mit ihrer souligen Stimme.

Einen Blitz trägt Markus Engelstaed- ter auf seinem schwarzen T-Shirt. Während seine vier Bandkollegen den Auftaktsong intonieren, steht er kaum sichtbar, abseits der Bühne. Eine dunkle Stimme, mystisch, verzerrt und offenbar aus der Konserve erfüllt die Halle. Thomas Basy, der Mann an den Keyboards lässt Streicher ein- setzen. Die Spannung verdichtet sich, bis Hermann Trautner in die Saiten greift und markante Gitarren- riffs aufheulen. Dann schlägt der Blitz ein. „Flash„ ist jetzt vollzählig. Wie entfesselt fegt Markus Engelstaedter über die Bühne. Mit seinem halben

 
 
Mikrophonständer krümmt er sich, spielt Luftgitarre, oder feuert einer Pumpgun gleich ins Publikum. “One man, one goal, one mission…“ , mit Inbrunst macht sich Engelstaedter über den Queenklassiker „One Visi- on“ her, dass einem Hören und Seh- en vergeht. Wer die Augen schließt wird Freddy Mercury in Pösing ver- muten. Der Stimmumfang des Re- gensburgers ist beeindruckend. Titel wie „Bohemian Rhapsody“ haben ganze Generation geprägt, viele im Publikum singen mit. Der Zauber en- det leider pünktlich um 0:30 Uhr. Winfried Rapf steigt auf die Bühne, muss die Zugabe-Chöre abwürgen und bittet um Verständnis. Dass die Mehrzweckhalle bis zum Morgen geräumt ist, hat er dem Bürgermeis- ter versprochen und der war schließ- lich auch unter den etwa 300 Musik- fans.

Einnahmen aus Verköstigung und Ausschank, sowie die Spenden des Abends gehen komplett in die Haiti- hilfe. Erstaunlich, was ein verschnei- tes 1000 Seelendorf alles auf den Weg bringen kann.