Mitternacht,
der Chamer Marktplatz wird zum Schlachtfeld. Ohrenbetäub-
end detonieren die gefürchteten CZ- Kracher. Flugkörper
lösen sich zisch- end, aus mitgebrachten Getränkekis-
ten-Startrampen und schrauben sich, Rauch und Feuer spuckend
in den Chamer Nachthimmel. Nach dem die kostspielige, pyromane
Fracht über den Dächern der Kreisstadt lautstark
in buntes Licht aufgegangen ist, re- gnet postwendend der
nun entwertete Raketenabfall wieder seinen Eigentü-
a
guats neis Jahr
mer entgegen. Im
Schutz der Vor- dächer füllt man Sekt in Plastikbech-
er, um auf das neue Jahr auszustoß- en. Die Blicke weisen
gebannt nach oben, bis sich wieder ein Sprengkör- per,
versehentlich oder in voller Ab- sicht nähert. Dann sprengen
die hei- teren Grüppchen auseinander, um sich nach dem
Knall wieder zu for- mieren. Ganz sicher nicht schreck- haft
ist Marshall Graf Luckner. See- lenruhig sitzt er in Pulverdampf
ge- hüllt auf dem Marktplatzbrunnen und verzieht keine
Mine. Nervenstärke machte ihn zum Feldherrn, über
jug- endliche Schwarzpulver - Mutproben die sich allenthalben
vor seiner Nase abspielen kann er nur müde lächeln.
Weniger laut aber ungemein impo- sant, spielte andernorts
ein junger Mann mit dem Feuer.
Arek
(19) aus Strahlfeld, nimmt einen kräftigen Schluck. Statt
das hochpro- zentige Gemisch aber zu verinnerlich- en, streckt
er den Kopf in den Nack- en und speit die Mundfüllung
in den Nachthimmel. Zwei Flammen in sei- nen Händen entzünden
die Gischt. Ein mächtiger Feuerball erhellt einen Moment
lang die Szene. Schon ver- sinken er und die vielen Zuschauer
wieder im Dunkel. Dann wirbelt er zwei brennende Seilstücke
geschickt durch die Luft und dem Feuerkünstler wachsen
gleißende Flammen-Flügel.
Vor dem Mephisto spielt sich der Flammenreigen ab. Als das
Feuer verlöscht, verschwinden alle wieder im Lokal. Auf
dem Marktplatz ist nun auch wieder Ruhe eingekehrt. Die dichten
Rauchschwaden haben
sich gelegt und nur noch die unzähligen Geschützhülsen
erinnern an die gro- ße Schlacht.