von Benjamin Franz-
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Die Freiheit am Hindukusch?
Afghanistan und die Interessen der Großmächte.

Ein heikles Thema präsentierte die Katholische Erwachsenenbildung im gut gefüllten Kolpingsaal. General- major a.D. Jürgen Reichard referierte über Afghanistan und bot Einblicke in dessen geopolitische Bedeutung, die das Land zum Zankapfel der Groß- mächte werden ließ. Der Generalma-

 
über Mossadegh
über Werte
Karin Bucher
         
jor a.D Jürgen Reichard war Sprecher des damaligen Verteidigungsminis- ters Manfred Wörner und führte spä- ter als Kommandeur die 4. Panzer- grenadierdivision in Regensburg. Die Chamer sind dem Generalmajor als sehr interessiert in Erinnerung, der Lions Club hatte ihn in der Vergan- genheit bereits als Redner eingelad- en. „Ich freue mich unter den uner- wartet vielen Gesichtern auch einige Bekannte auszumachen.“ Begann er seine Vortrag. Das Engagement der Bundeswehr am Hindukusch hat die- ses Land auch in unser Bewusstsein gedrängt, dabei muss man, um die Ereignisse einnorden zu können, 170 Jahre früher ansetzen. Jürgen Reich- ard erwähnte die erste Besatzung des Landes 1839 durch das Britische Empire, die schon 1842 mit einer sehr blutigen Niederlage der fremden Soldaten endete.

Bis auf wenige, wurde die britische Armee an einen Pass in den Bergen, wie es so schön im Militärjargon heisst „aufgerieben“. Grund für den Einmarsch der damaligen Großmacht waren die Bestrebungen des Zaren- reichs im Balkan und Persien Fuß zu fassen. 1878, die Demütigung noch deutlich in Erinnerung, besetzten die Briten Afghanistan erneut, dieses Mal anhaltend. Weil Öl immer wichtiger wurde, haben sich 1941 Briten und Russen den Iran aufgeteilt indem bis heute, die weltweit größten Vorkom- men vermutet werden. Die gesamte Region wird zur Schlüsselfrage für die Weltmächte, erklärt der Generalmajor a.D. Nach dem 2. Weltkrieg sichern Churchill, Roosevelt und Stalin dem Iran Unabhängigkeit zu. Die Ölvor- kommen, bis dahin von Britisch Pe- trol (BP) gefördert, wollte der demo-

 
kratisch gewählte Premier Moham- med Mossadegh verstaatlichen. Wie- der sah sich das Empire herausgefor- dert und befürchtete einen größeren Einfluss der Russen. Die USA mit Hilfe der CIA half schließlich 1953 den iranischen Premier zu beseitigen. Aus dem demokratischen Iran wird ein Kaiserreich. Auch das Nachtbar- land Afghanistan, seit 1919 unabhän- gig, ist eine Monarchie, die 1973 zur Republik wird. Die Kommunisten ge-winnen die Macht und 1979 mar- schieren russische Truppen ins Land, um die sowjettreue Regierung zu stützen. Der Widerstand, die islam- ischen Mudschaheddin, werden aus der ganzen Welt mit Waffen versorgt. „USA, Großbritannien, Israel, Saudi- arabien und China.“, zählt Jürgen Reichard auf, „Mehrere hundert Milli- onen Dollar pro Jahr flossen an Unter- stützung.

Eine moderne Armee von 100 000 Mann, mit Kampfahrzeugen, schwer- en Waffen und Flugzeugen, konnte Afghanistan nicht unter Kontrolle brin- gen,“ ,analysierte der Generalmajor den Abzug der Russen 1989. „Und wenn man einbezieht wie viele Nati- onen letztlich die Mudschaheddin- Kämpfer unterstützten, fand hier ein Weltkrieg statt.“ ,gab der Militärex- perte zu bedenken. Die vielen Re- bellengruppen, die mit den Sowjets einen gemeinsamen Feind hatten, bekriegten sich jetzt gegenseitig. Die radikal-islamistischen Taliban erober- ten 1996 Kabul und riefen 2001 das Islamische Emirat Afghanistan aus. Im selben Jahr durch die Terrorakte in New York motiviert und als Akt der Verteidigung verstanden, begründet sich der Nato Bündnisfall. Die USA, unterstützt auch von der damals Rot-

 
Grünen Bundesregierung, Großbritan- nien und weiteren Nato-Partnern star- ten die „Operation andauernde Frei- heit“, bombardieren und besetzten das Land. „Bündnistreue ist eine Ver- pflichtung und hat viel mit Vertrauen zu tun, deshalb gab es für die dama- lige deutsche Regierung keine Alter- native.“, ist Generalmajor sicher. „Für unser Verständnis mag es abwegig sein, die eigene Freiheit am andern Ende der Welt zu verteidigen. Eine Großmacht wie die USA tut es, auch weil sie keiner daran hindern kann.“, erklärt er weiter. Der Friedensnobel- preisträger Obama erhöht die Zahl der Soldaten in Afghanistan, ein sofortig- er Abzug kommt auch für den Gener- almajor nicht in Frage. „Durchhalten bis sich Erfolge zeigen und sich die Situation nach und nach verbessert.“. Nach viel Applaus für den Redner war Generalmajor a.D. Jürgen Reichard bereit Fragen zu beantworten. Das Bombardement der Tanklaster durch den deutschen Oberst Klein war ein großes Thema. „Wichtig ist, dass die deutschen Soldaten wissen, wie sie sich zu verhalten haben. Diese Fra- gen müssen geklärt sein bevor ein Soldat in den Einsatz geht.“, stellt er fest. Auf den Vorwurf der Wahlfälsch- ung und der ungeheuerlichen Korrup- tion im Land, schmunzelt der Gener-almajor a.D. und sagt schließlich:

„Wir haben dort eben keine anderen Leute.“

 

Katholische Erwachsenenbildung Cham e.V.