jor a.D Jürgen Reichard war Sprecher des damaligen Verteidigungsminis-
ters Manfred Wörner und führte spä- ter als
Kommandeur die 4. Panzer- grenadierdivision in Regensburg.
Die Chamer sind dem Generalmajor als sehr interessiert in
Erinnerung, der Lions Club hatte ihn in der Vergan- genheit
bereits als Redner eingelad- en. „Ich freue mich unter
den uner- wartet vielen Gesichtern auch einige Bekannte auszumachen.“
Begann er seine Vortrag. Das
Engagement der Bundeswehr am Hindukusch hat die- ses Land
auch in unser Bewusstsein gedrängt, dabei muss man, um
die Ereignisse einnorden zu können, 170 Jahre früher
ansetzen. Jürgen Reich- ard erwähnte die erste Besatzung
des Landes 1839 durch das Britische Empire, die schon 1842
mit einer sehr blutigen Niederlage der fremden Soldaten endete.
Bis
auf wenige, wurde die britische Armee an einen Pass in den
Bergen, wie es so schön im Militärjargon heisst
„aufgerieben“. Grund für den Einmarsch der
damaligen Großmacht waren die Bestrebungen des Zaren-
reichs im Balkan und Persien Fuß zu fassen. 1878, die
Demütigung noch deutlich in Erinnerung, besetzten die
Briten Afghanistan erneut, dieses Mal anhaltend. Weil Öl
immer wichtiger wurde, haben sich 1941 Briten und Russen den
Iran aufgeteilt indem bis heute, die weltweit größten
Vorkom- men vermutet werden. Die gesamte Region wird zur Schlüsselfrage
für die Weltmächte, erklärt der Generalmajor
a.D. Nach dem 2. Weltkrieg sichern Churchill, Roosevelt und
Stalin dem Iran Unabhängigkeit zu. Die Ölvor- kommen,
bis dahin von Britisch Pe- trol (BP) gefördert, wollte
der demo- |
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kratisch gewählte Premier Moham- med Mossadegh verstaatlichen.
Wie- der sah sich das Empire herausgefor- dert und befürchtete
einen größeren Einfluss der Russen. Die USA mit
Hilfe der CIA half schließlich 1953 den iranischen Premier
zu beseitigen. Aus dem demokratischen Iran wird ein Kaiserreich.
Auch
das Nachtbar- land Afghanistan, seit 1919 unabhän- gig,
ist eine Monarchie, die 1973 zur Republik wird. Die Kommunisten
ge-winnen die Macht und 1979 mar- schieren russische Truppen
ins Land, um die sowjettreue Regierung zu stützen. Der
Widerstand, die islam- ischen Mudschaheddin, werden aus der
ganzen Welt mit Waffen versorgt. „USA, Großbritannien,
Israel, Saudi- arabien und China.“, zählt Jürgen
Reichard auf, „Mehrere
hundert Milli- onen Dollar pro Jahr flossen an Unter- stützung.
Eine
moderne Armee von 100 000 Mann, mit Kampfahrzeugen, schwer-
en Waffen und Flugzeugen, konnte Afghanistan nicht unter
Kontrolle brin- gen,“ ,analysierte der Generalmajor
den Abzug der Russen 1989. „Und wenn man einbezieht
wie viele Nati- onen letztlich die Mudschaheddin- Kämpfer
unterstützten, fand hier ein Weltkrieg statt.“
,gab der Militärex- perte zu bedenken. Die
vielen Re- bellengruppen, die mit den Sowjets einen gemeinsamen
Feind hatten, bekriegten sich jetzt gegenseitig. Die radikal-islamistischen
Taliban erober- ten 1996 Kabul und riefen 2001 das Islamische
Emirat Afghanistan aus. Im selben Jahr durch die Terrorakte
in New York motiviert und als Akt der Verteidigung verstanden,
begründet sich der Nato Bündnisfall. Die USA,
unterstützt auch von der damals Rot-
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Grünen
Bundesregierung, Großbritan- nien und weiteren Nato-Partnern
star- ten die „Operation andauernde Frei- heit“,
bombardieren und besetzten das Land. „Bündnistreue
ist eine Ver- pflichtung und hat viel mit Vertrauen zu tun,
deshalb gab es für die dama- lige deutsche Regierung
keine Alter- native.“, ist Generalmajor sicher. „Für
unser Verständnis mag es abwegig sein, die eigene Freiheit
am andern Ende der Welt zu verteidigen. Eine Großmacht
wie die USA tut es, auch weil sie keiner daran hindern kann.“,
erklärt er weiter. Der Friedensnobel- preisträger
Obama erhöht die Zahl der Soldaten in Afghanistan, ein
sofortig- er Abzug kommt auch für den Gener- almajor
nicht in Frage. „Durchhalten bis sich Erfolge zeigen
und sich die Situation nach und nach verbessert.“. Nach
viel Applaus für den Redner war Generalmajor a.D. Jürgen
Reichard bereit Fragen zu beantworten. Das Bombardement der
Tanklaster durch den deutschen Oberst Klein war ein großes
Thema. „Wichtig ist, dass die deutschen Soldaten wissen,
wie sie sich zu verhalten haben. Diese Fra- gen müssen
geklärt sein bevor ein Soldat in den Einsatz geht.“,
stellt er fest. Auf den Vorwurf der Wahlfälsch- ung und
der ungeheuerlichen Korrup-
tion im Land, schmunzelt der Gener-almajor a.D. und sagt schließlich:
„Wir
haben dort eben keine anderen Leute.“
Katholische Erwachsenenbildung Cham e.V.
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