engagieren.
"Wer das Rauchen auf- gibt, verringert das Risiko tödlicher
Herz- und Lungenerkrankungen!", so ist es deutlich auf
der Zigaretten- schachtel zu lesen. Doch viele Rau- cher lässt
das unbeeindruckt. Laut dem Münchner Forschungszentrum
für Umwelt und Gesundheit sterben jährlich 120 000
Deutsche an den Folgen der Nikotinsucht. Die immen- sen Kosten
für das Gesundheitssys- tem trägt die Solidargemeinschaft.
Zwar schwindet die Akzeptanz in der Bevölkerung, aber
der schleichende Selbstmord wird vom Gesetzgeber nicht geahndet.
Der Raucher inhaliert nur ein Viertel des Qualms, der weit
größere Teil geht sofort in die Raum- luft über.
Nichtrauchende
Jugendliche zum Bei- spiel in Discotheken können sich
Ein- fluss und der Einwirkung rauchender Gäste kaum entziehen.
Das ist nicht erst durch die qualmenden Klamotten offensichtlich,
die dann daheim unan- genehm auffallen. Wer wie Wirte oder
Kellner am Arbeitsplatz Zigaretten- rauch passiv ausgesetzt
ist, trägt ein um 30% gestiegenes Lungenkrebs- risiko.
Geschätzte 3000 Tote im Jahr gehen auf das Passivrauchen
zurück. Eine schier unglaubliche Anzahl be- denkt man,
dass die Schweinegrippe gerade mal für den Tod von 14
Deut- schen verantwortlich gemacht wird, aber hier werden
weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Bevölkerung
zu schützen. Am 1. Januar 2008 trat auf Druck der Europäischen
Union in Bayern ein striktes Rauchverbot in Kraft, dass Rauchen
in öffentlichen Gebäuden untersagte. Nach der ver-
gangenen Landtagswahl hat man bei der CSU diese Verordnung
schnell mit den deutlichen Stimmverlusten in
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Verbindung gebracht und auf Drängen des neuen Koalitionspartners
FDP, das Gesetz noch mal neu formuliert. Seit 1. August 2009
gilt nun eine ab- geschwächte Version die viele Aus-
nahme vorsieht und damit der soge- nannten "Lebensrealität"
angepasst wurde.
Rauchen in ausgewiesenen Nebenräumen ist wieder möglich.
Auch in Bier- und Weinzelten dürfen sich Nikotinfreunde
wieder Zigaretten anstecken. Die bayerische ÖDP hat-
te schon im April ein Volksbegehren auf den Weg gebracht,
dass sich üb- erparteilich auf großen Zuspruch
stüt- zen kann. Die Grünen, SPD, Lande- särztekammer,
Deutsche Krebshilfe e.V. und weitere Verbände unterstüt-
zen die Volksabstimmung.
Auch
Teile der Freien Wähler und ein- zelne Politiker von
CSU und FDP wol- len zurück zum generellen Rauchver-
bot. „Wir haben im Sommer innerhalb von einer Woche
40 000 Unterschrift- en gesammelt.“,erzählt Sepp
Rieder- er stolz. 25 000 waren nötig um das Verfahren
in Gang zu bringen. „Von 19. November bis 2. Dezember
müs- sen wir die Bürger dazu bewegen in die Rathäuser
zu gehen und mit ihrer Unterschrift dem Volksentscheid zu-
zustimmen.“ , erklärt der Forstsach- verständige.
Tragen sich dann bay- ernweit mindestens 950 000 Wahlbe-
rechtigte ein, kommt es zur Abstim- mung über die eigentliche
Sache. Es ist das Eine auf der Strasse ange- sprochen seine
Meinung kund zu tun oder ins Rathaus zu fahren um eine Unterschrift
abzuleisten. Das weiß man auch beim regionalen Aktions-
kreis. Sepp Riederer verteilt deshalb an alle Anwesenden
Plakate und In- fomaterial, dass auf die bevorstehen- de
Erfassungsfrist in den Rathäusern
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hinweisen soll. Bierdeckel mit dem Aufruf „Machen Sie
mit – Eintragen im Rathaus“ oder „Die Nase
isst mit“ auf Servietten gedruckt. Ein rot-weiß-
es Verbotsschild mit durchgestriche- ner, qualmender Zigarette
prangt pla- kativ auf allen bereitgestellten Medi- en. Zusätzlich
will man die Bürger an Infoständen und über
Zeitungsartikel erreichen. In Arztpraxen, Apotheken und auf
Plakatwänden in der Öffent- lichkeit wird in den
kommenden Ta- gen der Aufruf großformatig zu sehen sein.
Politikverdrossenheit, wie sie seit Jahren um sich greift,
lässt sich vielleicht mit dem Mittel des Bürger-
begehrens überwinden. Sepp
Rieder- er pafft übrigens auch, einmal im Jahr an Silvester,
eine 10 cm lange Zigar- re. Um sich bei seiner Frau zu revan-
chieren, die das Rauchen nicht las- sen kann.
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