Golfspieler
setzten zum Auftakt auf den „Driver“. Der Schläger
mit dem längsten Schaft und ausladenden Schlägerkopf
verspricht seinem Besit- zer beim Abschlag die weisse Kugel
möglichst weit über den Platz zu trei- ben. Das
Ziel, ein 10 cm kleines Loch im Rasen, etwa 150 Meter entfernt,
ist mit dem Auge nicht auszumach- en,eine mannshohe Fahne
markiert es. Der Golfer steht mit Schultern und Füßen
parallel zur Flugbahn. Oh- ne den Ball zu spielen übt
er den an- stehenden Schlag. Der „Driver“ saust
in einer Kreisbewegung, die über den Schulterblättern
beginnt herab, be- rührt den Rasen vor den Fußspitzen
des Sportlers und schließt die Ro- tation wieder hinter
dem Rücken ab. Jedes Mal blickt der Golfer den ima- ginären
Ball bis zur Fahne hinterher. Als er an die weisse Kugel vor
seinen Füßen herantritt, ebbt die Geräusch-
kulisse ab, gespannte Ruhe macht sich breit.
Ein
scharfes Knacken unterbricht die Stille, wenn der Golfball
mit dem her- anrasenden Schläger-Ende innerhalb von Millisekunden
auf über 250 Stun- denkilometer beschleunigt wird. Jetzt
verfolgen auch Zuschauer, Kontra- henten und TV-Kameras die
Flug- bahn. Nach einem Vier-Sekunden- Flug schlägt der
Golfball wieder auf die Rassenfläche ein, springt noch
zweimal und setzt seinen Vorwärts- drang rollend fort.
Gute Spieler benö- tigen jetzt noch zwei weitere Schläge
um einzulochen. Doch noch ist das Geschoß nicht liegen
geblieben. Weil das „Green“, der Zielbereich,
etwas seitlich ansteigt, beschreibt der Ball nur noch kullernd
eine leichte Kurve und verschwindet schließlich im Loch
unter der Fahne. Einen Augenblick lang hält die Stille,
jetzt durch un- gläubiges Staunen an. Dann geht Jason
Hargett beim Turnier in Utah, USA frenetisch bejubelt auf
die Knie. 1 Million Dollar bringt ihm dieses „hole in
one“, der Treffer mit einem Schlag, ein. Die Statistik
traut das einem guten Golfer nur ein einziges Mal in seiner
Karriere zu, vorausge- setzt er bringt es auf 30 000 Auf-
schläge in seiner Laufbahn. „Ich
habe mit dem Ball nach einem 140-Meter-Schlag die Fahnenstange
getroffen.“ erzählt Stefan Hofner, der vor sechs
Jahren, als Grundschüler zum ersten Mal ein Golfeisen
in Händen hielt. Da- |
|
mals
hat ihn sein Papa, selbst ein ausgezeichneter Golfer, zum
Zu- schauen auf die 18 - Loch-Anlage am Voithenberg mitgenommen.
Heute
will Stefan dreimal in der Woche trai- nieren. Meist muss
ihn die Mama bringen, „Was am Anfang etwas ner- vig
war.“,wie sie zugibt. Mittlerweile ist sie ob den vielen
Erfolgen, stolz auf seine Entwicklung. Thomas Hof- ner, der
sich in der Jugendarbeit des Vereins engagiert, begleitet
seinen Sohn dann bei Wochenendturnieren und Lehrgängen,
die der Verband in ganz Bayern organisiert. „Meine Klas-
senkameraden finden Golfen nicht so spannend“, stellt
Stefan Hofner ach- selzuckend fest, der das Benedikt-Sattler-Gymnasium
in Kötzting be- sucht. Er verteilt eine Hand voll Bälle
auf dem Putting Green und versucht immer wieder einzulochen,
wie zwei tschechische Gäste die hier seit ge- raumer
Zeit üben.
Viele
Löcher, viele Bälle und was die Haltung und den
Ablauf betrifft wohl dem gemeinen Minigolf noch am ähn-
lichsten. Verschwinden zu viele Bälle im Loch, vergrößert
er die Distanz. Im Turnier kommt es schon mal vor, das er
sich flach auf den Boden legt, um einem Billardspieler gleich,
den Weg des Balls ins Loch zu planen. Bei so naher Betrachtung
wird auch ein Laie feststellen, das es sich tatsächlich
um eine perfekt geschnittene und ab- solut plane Rasenfläche
handelt und nicht wie vielleicht vorschnell vermu- tet, um
einen grünen Teppich. Damit das „Green“ auch
so makellos bleibt, darf man hier auch nur mit dem „Put-
ter-Eisen“ einlochen. Verhaltensre- geln die der Golf-Anfänger
beim Ab- legen der „Platzreife“ kennen lernt und
die in vielen Club-Anlagen der Mitgliedschaft vorausgeht.
Sollte es regnen, übt Stefan den Abschlag in der überdachten
„Driving Range“. Hier steht er im Trockenen und
kann an seiner Technik feilen. Wie in einem Tanzstudio sind
in den 12 Kabinen große Spiegel an die Trennwende montiert
um Bewegungsablauf und Haltung selber korrigieren zu können.
In schneller Abfolge wird Ball um Ball im hohen Bogen aus
der offenen Sei- te des Gebäudes mit dem „Driver“
auf ein mit Zäunen abgetrenntes Feld ge- schlagen. Die
Bälle bleiben liegen, es wäre ohne hin unmöglich
bei viel Be- trieb die Eigenen wieder aus dem Ku- |
|
gel-Meer
zu fischen. Die „Driving Ran- ge“ Bälle werden
nach Bahnschluss maschinell geerntet, gereinigt und in einen
Münzautomaten gefüllt. Wo sie tags darauf den Golfern
dann wieder eimerweise zur Verfügung stehen. „Es
ist schon ein gewaltiger Unter- schied hier auf dem heimischen
Ter- rain zu üben oder ein Turnier in Mün- chen,
Nürnberg oder wie zuletzt die Bayerische Meisterschaft
in Augs- burg zu spielen.“, sagt Stefan Hofner. Der
Platzrekord in Augsburg, immer- hin die 18-Loch-Heimanlage
von Golf- Star Bernhard Langer, liegt bei 66 Schlägen,
aufgestellt beim European Young Masters 2002. Nachdem der
Jungspund aus Rimbach im ersten Durchgang etwas patzte, kam
Stefan in Runde zwei mit 76 Schlägen aus. Was ihn in
der Rangliste weit nach oben hievte und jetzt die Spitzenför-
derung des Bayrischen Golfverbandes einbrachte.
Sein
Papa stöhnt: „Das heißt jetzt noch mehr
Lehrgänge besuchen und Turniere spielen.“. Wer
das ehrgeizi- ge Talent fragt, wohin das führen soll,
bekommt prompt und selbstbewusst die Antwort „Ich
will Golf-Profi werden und auf der ganzen Welt wie Tiger
Woods bei Turnieren mein Geld ver- dienen!“. Der farbige
Ausnahme-Gol- fer aus Orlando hat im zarten Alter von sechs
Jahren sein erstes „Hole in One“ geschlagen
und bei Stefan Hof- ner,ist man versucht zu glauben, wird
das auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Tausend
Mitglieder zählt der Golfclub Furth im Wald, darunter
auch promi- nente Namen aus der Sportwelt, wie der einstige
FC Bayern Stürmer Will- helm Reisinger, die Skistars
Monika Bergmann und Alois Vogl, oder Mich- ael Brey, Golfer
aus Simpering, der an internationalen Turnieren teilnahm.
|