seit
Wochen Filmsäle im Randsber- ger-Hof. Was die wenigsten
der jung- en Chamer Kinofans wissen werden, vor 50 Jahren
saß der Filmemacher Bernhard Wicki alleine im selben
Ki- nosaal, um abgedrehte Szenen, die Tage zuvor nur ein paar
Schritte ent- fernt an verschiedenen Drehorten in Cham entstanden
sind, auf Leinwand- tauglichkeit zu prüfen. Nach dem
autobiografischen Roman von Man- fred Gregor inszenierte Wicki
mit dra- matischen Bildern die letzten Kriegs- tage. Eine
Gruppe von Schülern ver- sucht, eine strategisch unbedeutende
Brücke gegen die schnell vorrücken- den Amerikaner
zu verteidigen. Ob- wohl Bernhard Wicki mit dem Thema des
Films in die 50er Jahre heile Hei- matfilmwelt einbrach und
an den Kos- ten 1,4 Millionen DM kurz vor Dreh- schluß
noch zu scheitern drohte, brachte ihm das Werk einen Golden
Globe Award sowie eine Nominierung für den Oscar ein.
Die
Florian-Geyer-Brücke, die den Regen stadtauswärts
nach dem Bier- tor überspannt schien 1959 den ide- alen
Drehort abzugeben. Massiv und stabil genug, mit passender
Stadtku- lisse im Hintergrund und trotzdem wenig befahren,
so daß die veran- schlagten Drehtage nicht zu einem
Verkehrschaos führten. Für Chaos sorgten dann das
50 Mitarbeiter um- fassende Filmteam um Bernhard Wicki. Zum
Entsetzten der Anwohner in der Schützenstraße wurden
Bäu- me entlaubt, um an die Apriltage 1945 zu erinnern.
„Ständig brannten große Holzfeuer in den
Straßen und war ein Fenster geöffnet, hatte man
den beißenden Rauch in der Wohn- ung.“ berichtet
Frau Zeitler. „Im Kol- pinghaus, wo ich als junge Frau
da- mals beschäftigt war, bereiteten wir |
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aber
auch bis zu 100 Mahlzeiten am Tag für das Filmteam zu“
,relativiert sie so manches Ärgernis wieder. Das Ehepaar
Zeitler war Freitagabend auch an die Florian - Geyer - Brücke
gekommen, um mit Mitgliedern des Stadtrates der Umbenennung
des Wäldchens beizuwohnen. „Der kleine Hein, Flurstücksnummer
1209, hat sich nach der Gartenschau 2001 zu einem beliebten
Veranstaltungsort entwickelt. Mit der Umbenennung wollen wir
nun auch der einmaligen Geschichte dieses Hauptdrehortes Rechnung
tragen.“ erklärt die zweite Bürgermeisterin
Christa Strohmeier-Heller. Nachdem die neue Ortsbe- zeichnung
enthüllt war, bot Stadt- archivar Timo Bullemer eine
Multime- diapräsentation über Bernhard Wicki und
den Film „Die Brücke“ im Lang- haussaal.
Neben
vielen Bildern die der Stadt- archivar von den Drehtagen zusam-
men getragen hat, zeigte er dem zahlreichen Publikum auch
immer wieder aktuelle Interviewmitschnitte von Chamer Bürgern,
die damals als Statisten mitgewirkt haben. „Die Ent-
lohnung für Drehtage war unglaub- lich.“ berichtet
zum Beispiel Otto Becht, damals als Schüller in einer
Statistenrolle. „5 Mark am Tag, zwei Wurstsemmel und
eine Cola.“. „Nur fürs Rumstehen und Ratschen
hab ich 10 Mark kassiert.“ erinnert sich Carola Saller.
Und auch die viel ge- plagten Anwohner der Florian -Geyer-Brücke
wurden von der Filmgesell-schaft nach den Dreharbeiten mit
ei- ner Teerdecke für die Schützenstra- ße
entschädigt. Auch für die jungen Hauptdarsteller,
darunter Fritz Wep- per, Volker Lechtenbrink oder Micha- el
Hinz hatte der internationale Erfolg die Film- und Fernsehkarriere
beflüg- |
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elt.
Cordula Trantow wurde mit dem Filmband in Silber als beste
Nach- wuchsschauspielerin ausgezeichnet. Das Bernhard Wicki
Werk „Die Brüc- ke“ gilt bis heute als „der“
deutsche Antikriegsfilm. Die Brückenkanzel der Florian
- Geyer - Brücke ziert seit 10 Jahren ein monumentales
Filmband aus Metall mit Schlüsselbildern aus dem Film.
Den Entwurf vom Künstler Toni Scheubeck hat der Lions
- Club Bayerwald e.V. finanziert und lässt es regelmäßig
nachbessern. Die Um- benennung des einstigen Hauptdreh- ortes,
in „Bernhard Wicki Wäldchen„ unterstreicht
die Anerkennung, die dem 2000 verstorbenen Ausnahme- regisseur
noch heute von den Cham- ern entgegengebracht wird.
Bei
Bully Herbigs „Wickie“ kam mit 30 Drehtagen aus,
die Produktions- kosten werden im zweistelligen Mil- lionbereich
geschätzt und vermutlich alleine durch das begleitende
Merch- andising wieder reingeholt. Bernhart Wicki drehte 76
Tage in Cham und fast die Hälfte seiner Produktionskos-
ten gab er in der Kreisstadt aus. 1959 hat ein begnadeter
Visionär, mit im- mensem Risiko einen Meilenstein des
deutschen Nachkriegskinos ge- schaffen und Cham durfte dran
teil- haben. |