von Benjamin Franz-
TITEL ÜBERSICHT FOTOS IMPRESSUM
         

„Bernhard Wicki Wäldchen“

Cham mit einer Hauptrolle. Zum 50 jährigen Jubiläum des preisgekrönten Antikriegsfilms „Die Brücke“ ehrt die Kreisstadt den Regisseur Bernhard Wicki. Der Drehort an der Florian- Geyer - Brücke in „Bernhard - Wicki- Wäldchen“ umbenannt. Stadtarchivar Timo Bullemer zeigt Bilder über die Dreharbeiten im Langhaussaal.

„Wickie“ aktueller Kinokassenerfolg von Jungregisseur Bully Herbig füllt

 

Strohmeier-Heller

Ehepaar Zeitler
Timo Bullemer
         
seit Wochen Filmsäle im Randsber- ger-Hof. Was die wenigsten der jung- en Chamer Kinofans wissen werden, vor 50 Jahren saß der Filmemacher Bernhard Wicki alleine im selben Ki- nosaal, um abgedrehte Szenen, die Tage zuvor nur ein paar Schritte ent- fernt an verschiedenen Drehorten in Cham entstanden sind, auf Leinwand- tauglichkeit zu prüfen. Nach dem autobiografischen Roman von Man- fred Gregor inszenierte Wicki mit dra- matischen Bildern die letzten Kriegs- tage. Eine Gruppe von Schülern ver- sucht, eine strategisch unbedeutende Brücke gegen die schnell vorrücken- den Amerikaner zu verteidigen. Ob- wohl Bernhard Wicki mit dem Thema des Films in die 50er Jahre heile Hei- matfilmwelt einbrach und an den Kos- ten 1,4 Millionen DM kurz vor Dreh- schluß noch zu scheitern drohte, brachte ihm das Werk einen Golden Globe Award sowie eine Nominierung für den Oscar ein.

Die Florian-Geyer-Brücke, die den Regen stadtauswärts nach dem Bier- tor überspannt schien 1959 den ide- alen Drehort abzugeben. Massiv und stabil genug, mit passender Stadtku- lisse im Hintergrund und trotzdem wenig befahren, so daß die veran- schlagten Drehtage nicht zu einem Verkehrschaos führten. Für Chaos sorgten dann das 50 Mitarbeiter um- fassende Filmteam um Bernhard Wicki. Zum Entsetzten der Anwohner in der Schützenstraße wurden Bäu- me entlaubt, um an die Apriltage 1945 zu erinnern. „Ständig brannten große Holzfeuer in den Straßen und war ein Fenster geöffnet, hatte man den beißenden Rauch in der Wohn- ung.“ berichtet Frau Zeitler. „Im Kol- pinghaus, wo ich als junge Frau da- mals beschäftigt war, bereiteten wir

 
aber auch bis zu 100 Mahlzeiten am Tag für das Filmteam zu“ ,relativiert sie so manches Ärgernis wieder. Das Ehepaar Zeitler war Freitagabend auch an die Florian - Geyer - Brücke gekommen, um mit Mitgliedern des Stadtrates der Umbenennung des Wäldchens beizuwohnen. „Der kleine Hein, Flurstücksnummer 1209, hat sich nach der Gartenschau 2001 zu einem beliebten Veranstaltungsort entwickelt. Mit der Umbenennung wollen wir nun auch der einmaligen Geschichte dieses Hauptdrehortes Rechnung tragen.“ erklärt die zweite Bürgermeisterin Christa Strohmeier-Heller. Nachdem die neue Ortsbe- zeichnung enthüllt war, bot Stadt- archivar Timo Bullemer eine Multime- diapräsentation über Bernhard Wicki und den Film „Die Brücke“ im Lang- haussaal.

Neben vielen Bildern die der Stadt- archivar von den Drehtagen zusam- men getragen hat, zeigte er dem zahlreichen Publikum auch immer wieder aktuelle Interviewmitschnitte von Chamer Bürgern, die damals als Statisten mitgewirkt haben. „Die Ent- lohnung für Drehtage war unglaub- lich.“ berichtet zum Beispiel Otto Becht, damals als Schüller in einer Statistenrolle. „5 Mark am Tag, zwei Wurstsemmel und eine Cola.“. „Nur fürs Rumstehen und Ratschen hab ich 10 Mark kassiert.“ erinnert sich Carola Saller. Und auch die viel ge- plagten Anwohner der Florian -Geyer-Brücke wurden von der Filmgesell-schaft nach den Dreharbeiten mit ei- ner Teerdecke für die Schützenstra- ße entschädigt. Auch für die jungen Hauptdarsteller, darunter Fritz Wep- per, Volker Lechtenbrink oder Micha- el Hinz hatte der internationale Erfolg die Film- und Fernsehkarriere beflüg-

 
elt. Cordula Trantow wurde mit dem Filmband in Silber als beste Nach- wuchsschauspielerin ausgezeichnet. Das Bernhard Wicki Werk „Die Brüc- ke“ gilt bis heute als „der“ deutsche Antikriegsfilm. Die Brückenkanzel der Florian - Geyer - Brücke ziert seit 10 Jahren ein monumentales Filmband aus Metall mit Schlüsselbildern aus dem Film. Den Entwurf vom Künstler Toni Scheubeck hat der Lions - Club Bayerwald e.V. finanziert und lässt es regelmäßig nachbessern. Die Um- benennung des einstigen Hauptdreh- ortes, in „Bernhard Wicki Wäldchen„ unterstreicht die Anerkennung, die dem 2000 verstorbenen Ausnahme- regisseur noch heute von den Cham- ern entgegengebracht wird.

Bei Bully Herbigs „Wickie“ kam mit 30 Drehtagen aus, die Produktions- kosten werden im zweistelligen Mil- lionbereich geschätzt und vermutlich alleine durch das begleitende Merch- andising wieder reingeholt. Bernhart Wicki drehte 76 Tage in Cham und fast die Hälfte seiner Produktionskos- ten gab er in der Kreisstadt aus. 1959 hat ein begnadeter Visionär, mit im- mensem Risiko einen Meilenstein des deutschen Nachkriegskinos ge- schaffen und Cham durfte dran teil- haben.